Drei Wunder (German Edition)
unter den Namensschildern nach seinem eigenen suchte.
»Hey«, sagte sie und tippte ihn am Ellbogen an.
Soren drehte sich um, sein schiefes Lächeln wurde ganz weich, sobald er sah, dass sie es war.
»Hey!«, sagte er. »Du siehst …«
Olivia versuchte nicht darüber nachzudenken, wie gut er aussah, selbstsicher und sympathisch zugleich. Sie konnte nicht anders, als bei seinem Anblick dahinzuschmelzen.
»Olivia, das sind meine Eltern.« Soren deutete auf ein fröhliches Paar, das ebenfalls am Tisch stand. Er hatte recht gehabt; mit fast der gleichen Haarfarbe, einem Braun, das dezent von Grau durchzogen war, der gleichen gebräunten Haut und den ihr so vertraut vorkommenden grünen Augen ähnelten sie mehr Geschwistern als einem Ehepaar.
»Hallo«, begrüßte Olivia sie herzlich. »Ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.«
Sie lächelten und schüttelten ihr die Hand, bevor sie sich entschuldigten, um nach ihrem Tisch zu suchen. Olivia sah sich in der Nähe nach einem ruhigen Platz zum Reden um und entdeckte eine Reihe von Bäumen mit rosa Blüten neben einer geschwungenen Mauer.
»Kann ich kurz mit dir reden?«, fragte sie und deutete mit dem Kopf zu den etwas abseits stehenden Bäumen.
»Was ist denn los?«, fragte Soren, als sie sich unter das Dach von rosa-schwarz gefleckten Blüten auf der anderen Seite der Mauer stellten. »Du zitterst ja. Alles in Ordnung?«
Olivia streckte die Arme aus, fasste Sorens Taille und drückte sie ganz fest. »Ich muss dich etwas fragen«, sagte sie. »Es hört sich wahrscheinlich total merkwürdig an, aber … ich muss es wissen.«
Soren zog fragend die Brauen zusammen. »Was denn?«, fragte er und sah ihr offen ins Gesicht.
»Ich muss einfach wissen …«, sagte sie, holte tief Luft und schloss die Augen. »Warum magst du mich?«
Mit geschlossenen Augen konnte sie Sorens Lachen hören, leise und rau. Sie öffnete ein Auge und sah das schiefe Lächeln, das sie so mochte.
»Warum ich dich mag?«, wiederholte er. »Das ist die Frage? Warum ich dich mag?«
Olivia stampfte mit dem Fuß auf und fühlte sich unwillkürlich an ihre Kleinkinderzeit erinnert, an diese ersten Momente, bevor sie einen Wutanfall bekam und mit den Beinen auf den Fliesen des Küchenbodens aufstampfte. Sie hatte jetzt keine Zeit für so was. Sie brauchte eine Antwort, und sie musste gut ein.
»Ja«, sagte sie. »Warum bin ich dir wichtig? Was ist es, weshalb du mit mir zusammen sein willst?«
Das war es. Das war genau das, was sie wissen musste. Denn wenn er ihr einen Grund, einen einzigen Grund nennen konnte, dann würde sie wissen, dass er sie nicht nur wegen des Wunsches mochte.
Sorens Lächeln schwand, und er sah nachdenklich aus. Er befreite eine seiner Hände aus dem Griff ihrer zitternden Finger und legte sie in ihren Nacken, schob ihre Locken zur Seite, bis seine Hand direkt auf ihrer Haut lag. Er beugte sich über sie und sah ihr in die Augen.
»Olivia«, sagte er, »ich weiß auch nicht, was geschehen ist, aber vom allerersten Moment an, in dem ich dich gesehen habe …«
Olivia schluckte und hielt die Luft an. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll«, sagte er und schüttelte den Kopf, fast verblüfft, ein Lächeln erhellte sein Gesicht. »Ich war einfach … wie verzaubert.«
Olivia hatte das Gefühl, einen Schlag in den Magen bekommen zu haben. Ein hohes Pfeifen kreischte plötzlich in ihren Ohren.
Verzaubert?
Sie hatte ihre Antwort.
Soren löste den Griff um Olivias Hals, seine Arme hingen beinahe kraftlos herab. Er machte einen kleinen Schritt zurück und blickte verlegen zu Boden. »Was ist?«, fragte er, seine Stimme klang besorgt und verletzt.
Olivia sah ihn an, seine klaren grünen Augen, sein ausgeprägtes Kinn, die kleine Narbe darunter. Sie war noch nicht dazu gekommen, ihn zu fragen, woher sie rührte. Es war noch nicht genug Zeit gewesen, all die Geschichten aus seiner Vergangenheit zu hören, und jetzt bekam sie die Gelegenheit vielleicht nie.
Aber das war auch richtig so. Er hatte es selbst gesagt. Sie waren nur wegen des Zaubers zusammen. Seine Geschichten gehörten eigentlich jemand anderem.
Sie musste sich von ihm verabschieden. Sie würde ihren letzten Wunsch dazu benutzen, ihn vom dem Zauber zu befreien, der ihn an sie gebunden hatte. Sie fühlte sich hohl und leer, wenn sie nur daran dachte, aber sie wusste, es musste sein.
Nur noch einen Kuss. Alles, was sie wollte, war noch ein Kuss, dann würde sie ihren Wunsch wegwünschen.
Olivia machte
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