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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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zog sie an sich.
    Es war das erste Mal seit Monaten, dass Olivia sah, wie ihre Eltern sich berührten, und aus Gründen, die sie nicht richtig hätte erklären können, machte es sie wütend.
    Wer waren diese Leute? Und wem wollten sie etwas vormachen? Ihre Eltern hatten in letzter Zeit kaum ein Wort zu ihr gesagt, geschweige denn zueinander – außer es waren irgendwelche Diskussionen hinter einer zugeschlagenen Tür –, und jetzt wollten sie ihr die Besorgte-Eltern-Nummer vorspielen?
    Olivia zog wortlos die Decke enger um sich und ging die Treppe hinauf.
    »Wir sind hier noch nicht fertig!«, rief Mac ihr nach.
    Olivia drehte sich auf dem Absatz um, ihr Herz raste.
    »Nicht fertig?«, schrie sie zurück. »Nicht fertig womit? Was wollt ihr denn? Auf einmal macht ihr euch meinetwegen Sorgen ? Ihr wollt wissen, wo ich gewesen bin? Wo zum Teufel seid ihr denn die ganze Zeit?«
    Mac und Bridget sahen einander erschrocken an.
    »Ihr könnt nicht einfach beschließen, Eltern zu sein, wann es euch gerade passt«, sagte Olivia, bevor sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufeilte, die Tür hinter sich zuschlug und sich auf ihr Bett warf.

39
    Nachdem sie Kleid und Schuhe gewechselt hatte, stürmte Olivia wieder nach unten und schlug die Haustür hinter sich zu.
    Sie lief die Straße entlang, und ihr war selbst nicht klar, wohin ihre Füße sie trugen, aber sie war zu erschöpft, um darüber nachzudenken. Ein paar Blocks später fand sie sich unter einer vertrauten Markise wieder und spähte durch eine trübe Fensterscheibe. Drinnen saß ein zierliches Mädchen über eine Nähmaschine gebeugt.
    Olivia öffnete die Tür, das durchdringende Klingeln der Türglocken ließ sie zusammenzucken.
    »Schon wieder da?«, begrüßte Posey sie, ohne aufzublicken.
    Olivia ging langsam über die unebenen Holzdielen, ihr Blick irrte von einer ausdruckslosen Schaufensterpuppe zur nächsten. Plötzlich erkannte sie sich selbst in deren Gesichtern: ausdruckslos, leer, abweisend.
    Wie ein Häufchen Elend sank sie auf das klapprige Sofa, ohne ein Wort zu sagen.
    Posey stellte die Nähmaschine ab, ein drückendes Schweigen hing in der Luft. Sie wandte sich auf ihrem niedrigen Drehstuhl zu ihr um.
    »Was ist passiert?«, fragte sie.
    »Ich brauche deine Hilfe«, war alles, was Olivia hervorstoßen konnte, bevor sie von Schluchzern geschüttelt wurde.
    Posey saß neben ihr, nicht so nahe, dass ihre Körper sich berührten, doch nahe genug, dass Olivia das Mitgefühl in Poseys weit geöffneten Augen sehen konnte.
    »Ich habe meinen letzten Wunsch für etwas Furchtbares benutzt«, sagte Olivia, »Und ich brauche deine Hilfe, um ihn wieder zurückzunehmen.«
    Posey wollte etwas sagen, doch Olivia ließ sie nicht zu Wort kommen.
    »Ich habe es nicht so gemeint«, versicherte Olivia. »Ich habe gesagt, sie solle mich in Ruhe lassen, aber ich wollte nicht, dass sie geht. Du musst mir glauben.«
    »Deine Schwester?«, fragte Posey leise. »Du hast deine Schwester weggewünscht?«
    Olivia sah zu Boden und nickte.
    »Wieso hast du das denn getan?«, fragte Posey mit besorgtem Blick.
    »Ich habe nicht darüber nachgedacht«, sagte Olivia mit einem Seufzer. »Es ist einfach so aus mir herausgekommen. Aber es muss doch etwas geben, was du tun kannst. Ich weiß, ich habe keinen Wunsch mehr frei, aber …«
    »Technisch gesehen«, unterbrach Posey, »stimmt das nicht.«
    Olivia zupfte am Ärmel ihres verblassten Sweatshirts. »Was soll das heißen, technisch ?«
    Posey kratzte sich mit einem Finger am Hinterkopf und drehte sich wieder zu Olivia zurück. »Na ja«, sagte sie, »ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche möchtest du zuerst hören?«
    Olivia holte tief Luft. »Die gute«, sagte sie. »Wenn ich nicht bald eine gute Nachricht höre, dann halte ich vielleicht nicht mehr durch.«
    Posey nickte. »Erinnerst du dich an das Kleid, das du zu der Wohltätigkeitsveranstaltung getragen hast? Bei deinem zweiten Wunsch?«
    Olivia brauchte nicht lange zu überlegen. Der versehentliche Soren-Wunsch. »Ja.« Sie nickte. »Ich habe mir gewünscht, dass ein Junge mich mag, aber ich wusste nicht …«
    Posey fuhr sich mit der Zunge über die Mundwinkel. »Okay«, sagte sie langsam, »und erinnerst du dich, ob irgendetwas … passiert ist … gleich nachdem du diesen Wunsch ausgesprochen hast?«
    Olivia seufzte. »Ja«, sagte sie traurig. »Eine Menge ist passiert. Der Wunsch ist in Erfüllung gegangen.«
    Posey sah Olivia durchdringend an.
    »Was

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