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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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Schwester. »Zumindest habe ich gelebt , vorher.«
    Olivia merkte, wie ihr ganzer Körper vor Wut zitterte, das Blut rauschte in heißen, wütenden Wellen in ihren Ohren. »Du bist unmöglich!« Sie stand auf, drehte auf dem Absatz um und sagte: »Ich wünschte, du würdest mich einfach in Ruhe lassen.«
    Olivia rannte über die Straße und eilte den Gehstein entlang.
    Erst als sie die Haustür erreicht hatte, wurde ihr klar, was sie eben gesagt hatte.

37
    Das Kleid!
    Olivia hatte die Türschwelle erreicht und blickte hinab auf ihr Kleid.
    Ich wünschte, du würdest mich einfach in Ruhe lassen.
    Was hatte sie getan?
    So schnell sie konnte, lief sie zurück über die Straße und in den Park.
    Die Bank, auf der sie vorhin beide gesessen hatten, war leer.
    »Violet?«, rief Olivia in die Nacht. »Violet, komm zurück!«
    Panisch drehte sie den Kopf in die eine Richtung, dann in die andere, scannte die dunklen, leeren Straßen nach ihrer Schwester ab. »Violet!«, schluchzte sie. »Ich habe es nicht so gemeint! Ich habe es doch überhaupt nicht so gemeint!«
    Olivia ließ sich auf die Bank fallen und schlug die Hände vors Gesicht. »Bitte komm zurück«, flüsterte sie, und die Tränen tropften in ihre Handflächen.
    Und da sah sie es.
    Zuerst war es nur ein Licht, ein verschwommener Schein zwischen ihren verkrampften Fingern. Sie ließ die Hände in ihren Schoß fallen und sah zu der Stelle, wo Violet gesessen hatte.
    Dort saß gefährlich nahe am Rand der Armlehne ein winziger schimmernder Schmetterling.
    Olivia stieß einen leisen Schrei aus.
    »Violet?«, fragte sie leise. »Bitte. Geh nicht. Bitte verlass mich nicht noch einmal.«
    Der goldene Schmetterling schlug mit den Flügeln und flog hinaus in die Nacht.

38
    »Schatzi, ich glaube, da ist jemand auf unserem Boot.«
    Olivia riss die Augen auf, als eine sich überschlagende Stimme sie aus einem unruhigen Schlaf riss.
    »Was meinst du damit, da ist jemand …«
    Olivia, immer noch in ihrem Kleid vom vorigen Abend, zog die Fleecedecke enger um ihre Schultern und erhob sich stolpernd auf die Füße. Gestern Abend war sie zu aufgewühlt gewesen, um in ihr leeres Zimmer zu gehen, also hatte sie sich ein Taxi nach Sausalito genommen und die Nacht auf dem Boot verbracht. Sie hatte sich unter dem Schutz einer Plane zusammengerollt und sich in den Schlaf geweint … und dabei völlig vergessen, dass das Boot inzwischen Fremden gehörte. Fremden, die jetzt wütend in ihren weißen Segelklamotten auf dem Anlegesteg standen.
    »Das ist Privatbesitz«, schimpfte der Mann. Olivia schwang ein Bein über den Bootsrand am Heck, griff sich schnell ihre Sandalen und sprang hinunter auf den Anlegesteg.
    »Hey!«, rief die Frau Olivia nach, als sie losrannte. »Komm sofort zurück!«
    Olivia rannte schneller, als sie gedacht hatte, fähig zu sein. Ihre bloßen Füße brannten auf dem Kiesweg. Sie drehte sich nicht um, bis sie die Hauptstraße erreicht hatte, rannte in einen Anglerladen und spähte dann vorsichtig durchs Fenster.
    Flach an die Wand gelehnt, blieb sie stehen und schnappte nach Luft, eine Sammlung Köder baumelte vor ihrem Gesicht. Erst, als sie überzeugt war, dass man ihr nicht gefolgt war, rührte sie sich wieder.
    »Entschuldigung«, murmelte sie schließlich in Richtung des verblüfften Ladenbesitzers, einem wettergegerbten alten Mann mit einer schwarzen Wollmütze. »Könnte ich vielleicht mal Ihr Telefon benutzen?«
    Vierzig Minuten und eine schweigende Taxifahrt später schloss Olivia leise die Haustür auf und hoffte wider alle Wahrscheinlichkeiten, dass ihre Eltern diesen Vormittag zum ersten Mal in ihrem Leben beschlossen hatten, länger zu schlafen.
    »Wo zum Teufel bist du gewesen?«
    Leider hatte sie dieses Glück nicht.
    Die Frage kam von Mac, der mit schnellen, kurzen Schritten auf sie zukam, das Gesicht vor Ärger gerötet, aber auch besorgt.
    Dahinter tauchte Bridget in ihrem Morgenmantel auf, ihr blondes Haar klebte an ihrer Stirn, und ihre Wangen zeigten Spuren getrockneter Tränen.
    »Tut mir leid«, sagte Olivia, so leise, dass sie sich fragte, ob sie es überhaupt ausgesprochen hatte.
    »Was hast du dir nur gedacht?«, fuhr Mac fort. »Du kannst doch nicht einfach wegbleiben. Wir waren die ganze Nacht auf und haben jeden angerufen, der uns eingefallen ist, um herauszufinden, wo du bist.«
    Bridget schwieg ausnahmsweise einmal, und Mac drehte sich abrupt zu ihr um, als hätte er vergessen, dass sie da war. Er legte einen Arm um ihre Schulter und

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