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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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Kaffee in der anderen. Ihr Haar trug sie heute offen. Es war viel länger, als Olivia gedacht hatte. Bowie sah ungewöhnlich niedlich aus, und Olivia verspürte den starken Drang, sie zu umarmen.
    »Bowie«, sagte sie schnell, ihre Stimme gespielt fröhlich und viel zu hoch. »Ich bin ja so froh, dich zu sehen. Ist Miles auch da drin? Ich bin bei euch vorbeigegangen, doch deine Mom sagte, ihr wärt beide schon früh aus dem Haus.«
    Bowie verlagerte ihr Gewicht von einem metallisch grünen Springerstiefel auf den anderen, löste das Wachspapier von ihrem klebrigen Gebäckstück und knabberte eine Ecke davon an. »Stimmt«, sagte sie schnell und bot nach kurzem Überlegen Olivia etwas davon an. »Ich glaube, er wollte in den Computerraum, um eure Szene noch zu bearbeiten. Er hat das ganze Wochenende daran gesessen. Ich musste ihm sogar eine meiner Perücken leihen, damit er den Rest deines Parts überzeugend übernehmen konnte.«
    Bowie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und schnappte heftig nach Luft, weil sie sich die Zungenspitze verbrannt hatte.
    »Ich weiß«, sagte Olivia und sprach mehr zu sich selbst als zu Bowie. »Ich fühle mich ganz furchtbar. Ich kann gar nicht glauben, dass ich das gemacht habe.«
    Bowie starrte sie an, ihre runden blauen Augen blinzelten hinter dem dicken Rand ihrer Retrobrille. »Was gemacht hast?«, fragte sie unschuldig
    »Ich weiß auch nicht«, sagte Olivia und schlang die Arme gegen den plötzlich aufkommenden Windstoß um sich, »bei einer Aufgabe für die Schule geschwänzt habe, noch dazu bei einer Gemeinschaftsarbeit. Ich habe so etwas sonst nie gemacht.«
    »Oh«, sagte Bowie und nickte voller Mitgefühl. »Du meinst, Spaß zu haben?«
    Olivia war einen Moment lang völlig verblüfft, bevor ihr klar wurde, dass Bowies rotgeschminkte Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen waren. Als die Sonne das übermütige Funkeln ihrer klaren blauen Augen hervorhob, erinnerte sie Olivia plötzlich an Violet. Sie konnte gar nicht fassen, dass ihr das noch nicht früher aufgefallen war.
    »Ich würde mir darüber nicht so viele Gedanken machen«, sagte Bowie. »Es ist doch nur Schule. Und Miles ist so was wie ein Kontrollfreak. Er war wahrscheinlich froh, dass er das Ganze alleine machen durfte.«
    Olivia lächelte dankbar, und Bowie schwang ihre Tasche, eine abgegriffene Aktentasche, die anscheinend mehr wog als sie selbst, über die Schulter und winkte einer ihrer Freundinnen an der Ecke zu.
    »Ich muss mich beeilen«, sagte sie zu Olivia. »Komm doch irgendwann mal wieder zum Essen vorbei. Caroline freut sich immer über eine Kochhilfe.«
    Olivia nickte und nahm ihre eigene Tasche von Boden auf. »Danke, Bowie«, sagte sie und machte einen Schritt vom Gehsteig, um die Straße zu überqueren.
    »Viel Glück«, rief Bowie und zwinkerte Olivia noch über die Schulter zu.
    ***
    Olivia fand Miles in einer der Kabinen des Computerraums. Er war gerade dabei, an einem MacBook Videoschnipsel von Ozeanwellen zu bearbeiten.
    »Hey«, sagte Olivia leise und tippte ihm leicht auf die Schulter.
    Miles schrak unter ihrer Berührung zusammen, und seine Beine stießen von unten an die Arbeitsplatte.
    »Tut mir leid.« Olivia lächelte. »Ich wollte dich nicht erschrecken.«
    Miles sah schnell zurück auf den Monitor und zuckte mit den Schultern, während rote Flecken sich auf seinem Hals ausbreiteten. Olivia setzte sich verlegen an den Arbeitsplatz neben ihm und streckte den Kopf über die Abtrennung.
    »Hör mal«, flüsterte sie, beobachtete aus dem Augenwinkel den Tutor mit seinen getönten Kontaktlinsen und einem breiten Irokesenschnitt und erwartete jeden Moment einen Rüffel. »Es tut mir wirklich leid, wie ich mich in letzter Zeit benommen habe.«
    »Mach dir keine Gedanken«, sagte Miles automatisch und sortierte konzentriert Bilder auf dem Desktop.
    »Ich wollte dir nur sagen, dass ich mich total furchtbar fühle«, sagte Olivia leise. »Ehrlich. Ich kann es dir nicht gut erklären, aber ich war irgendwie … nicht richtig … ich selbst, seit ich hierhergezogen bin. Und ich will dich auch nicht mit allen möglichen Entschuldigungen langweilen, aber wenn du sie irgendwann mal hören möchtest, oder … ich weiß auch nicht … vielleicht sogar wieder mein Freund sein möchtest …«
    Plötzlich erschien der Kopf des Tutors über Miles’ Kabinenrand.
    »Entschuldigt mal«, zischte er und deutete zu einem Schild, das an der Rückseite der Tür hing. »Das hier ist lärmfreie Zone.«
    Miles sah

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