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Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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Jahren. Beide streckten schon die Hände nach dem Karussell aus, als ihre Mutter vor ihnen in die Hocke ging, ihre T-Shirts noch einmal in die Hosen steckte und sie ermahnte. Hazel drehte sich um und sah den Kindern nach, wie sie auf ihren stämmigen kleinen Beinen begeistert in Richtung Karussell liefen.
    Sie dachte zurück an die Zeit, als sie selbst ein Kleinkind war. Wendy war schon ein paar Jahre tot. Roy hatte Hazel gerade zum ersten Mal abgegeben, sie bei seiner ältlichen Mutter gelassen und eine Entziehungskur gemacht. Roys Mutter war eine nette alte Dame, aber sie hatte furchtbare Arthritis und konnte nicht gut Treppen steigen. Hazels früheste Erinnerungen waren die, wie sie frühmorgens in ihrem Gitterbett stand und weinte, damit endlich jemand kam, der sie herausholte.
    An manchen Tagen kam niemand.
    Hier wären die Dinge anders. Wenn Jaime eine Möglichkeit fände, auf der Insel zu bleiben, dann hätte Hazel die Chance, ein völlig anderes Leben zu führen, ein Leben voller Eiscreme, Karussellfahrten und Hummerbrötchen am Strand. Selbst wenn Rosanna nicht mehr hier wäre, machten die Lebendigkeit und Lebensfreude dieser Insel es einem schwer zu glauben, dass es Jaime nicht gutginge. Die Insel würde für sie beide sorgen, genau wie sie bislang für Jaime gesorgt hatte.
    Es war, als ob ein Schalter tief in Hazels Innerem umgelegt wurde, und sie sprang auf. Sie hatte sich gewünscht, ihre Mutter kennenzulernen, und dieser Wunsch hätte auf vielerlei Weise erfüllt werden können. Sie hätte Jaime zu jeder anderen Zeit und an jedem anderen Ort kennenlernen können. Vielleicht gab es einen Grund, weshalb sie genau in die Zeit zurückgeschickt worden war, bevor all die Entscheidungen getroffen wurden. Und vielleicht war es nicht, damit sie einfach nur alles vom Rand aus mitverfolgte.
    Vielleicht war sie zurückgeschickt worden, um etwas zu verändern.
    Vielleicht war sie zurückgeschickt worden, um den Verlauf der Geschichte zu verbessern.

18
    »Bist du sicher, dass du das tun willst?«, fragte Jaime, die sich in ihrem Bett räkelte.
    Es war Samstagnachmittag, und Hazel war bereits spät dran. Am Abend vorher waren sie und Luke noch am Strand spazieren gegangen. Sie hatten auf den Klippen gesessen und zusammen den Sonnenuntergang beobachtet, als Luke sich räusperte. Es schien, als wollte er etwas sagen, fände aber nicht die richtigen Worte. Schließlich hatte er ihr von der Feier zum vierten Juli erzählt, die der Yachtclub jedes Jahr veranstaltete. Und dann fragte er sie, ob sie am Samstagabend mit ihm hingehen wollte.
    Sie hatte natürlich ja gesagt, auch wenn der Gedanke, mit irgendwelchen hochnäsigen Yachtclub-Typen Smalltalk machen zu müssen, ihr schon den ganzen Tag im Magen lag. Und Jaime war auch nicht gerade hilfreich.
    »Was meinst du damit?«, fragte Hazel. Sie stand in ein Handtuch gewickelt vor dem Schrank, ihr feuchtes Haar lag schwer auf ihren Schultern, während sie Poseys zweites Kleid aus der Hülle holte.
    »Ich meine damit, dass du hoffentlich auf eine echte Snobparty vorbereitet bist.« Jaime schwang ihre kurzen Beine über die Bettkante. Sie berührten gerade noch den Boden. »Und ich kann nur wirklich hoffen, dass du keinen Hunger hast. Tatsächlich etwas zu essen, ist bei diesen Veranstaltungen ein echter Fauxpas. Du wirst wahrscheinlich nur ein oder zwei Karotten stibitzen können. Vielleicht noch eine Olive, wenn du Glück hast.«
    Hazel hängte das Kleid an die Innenseite der Schranktür. Allein es zu sehen, löste bei ihr ein Kribbeln auf der Haut aus. Seit sie und Jaime sich auf der Treppe vor dem Karussell unterhalten hatten, hatte Hazel eine vage Idee, wie sie ihren zweiten Wunsch einsetzen wollte. Wenn sie einen Weg fände, dass Jaime auf der Insel bleiben konnte, dann würde sie sich bestimmt auch irgendwann dafür entscheiden, ihr Baby zu behalten, und Hazel hätte eine Chance, die Vergangenheit zu ändern.
    Doch das schien eine ganze Menge für einen einzigen Wunsch zu sein. Sollte sie sich wünschen, dass Jaime blieb? Aber was, wenn sie das tat und das Baby trotzdem zur Adoption freigab? Vielleicht sollte sie sich wünschen, dass Jaime sie behielt, egal, wohin sie ging. Aber wie sähe Hazels Leben dann wohl aus?
    Die Möglichkeiten schienen endlos und genauso endlos kompliziert. Wohin auch immer die Wünsche sie führten, es konnte wohl kaum schlimmer sein als die Kindheit – wenn man es eine Kindheit nennen konnte –, mit der sie das erste Mal hatte zurechtkommen

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