Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Und was in diesem anderen Leben, das sie begonnen hatte, konnte sich schon zum Guten entwickeln? Es war ein Leben voller Erinnerungen an Situationen, in denen sie im Stich gelassen worden war. Ein Leben, in dem sie umgekehrt auch Roy ständig an das erinnerte, was er verloren hatte.
Ein Leben, in dem sie eine Last war.
Hazel zitterte und holte tief Luft. Das wollte sie ganz bestimmt nicht. Was sie wollte, war hier, hier überall. Dieser Ort, dieser wunderbare Ort und all die Menschen, die sie hier gefunden hatte. Rosanna, Jaime, Luke.
Sie hatte sich gewünscht, ihre Mutter kennenzulernen, aber sie hatte so viel mehr bekommen.
Sie hatte ihre Familie gefunden. Und sie war nicht bereit, sie zurückzulassen.
Sie dachte wieder an ihr drittes Kleid, und plötzlich wusste Hazel, was sie zu tun hatte. Sie wusste nicht, wie es funktionieren würde; sie wusste nicht, was es bedeuten würde.
Aber sie wusste, sie hatte ihr Zuhause gefunden, und sie musste einfach einen Weg finden, um zu bleiben.
27
»Vorsicht«, rief Rosanna durch die Studiotür. Es war der Tag der Abschiedsparty, und Hazel half Rosanna dabei, ihre Gemälde draußen auf Schauständern aufzustellen.
Hazel blickte nach unten und stellte fest, dass sie mit einem Gemälde in der Hand im Studio stehen geblieben war, wieder einmal verloren in einem Tagtraum.
Es war nicht das erste Mal. Vorher schon hatte Hazel einen der handgemachten Schauständer durch eine Pfütze gezogen und damit Schlamm über den Boden geschmiert. Danach hatte sie zwanzig Minuten lang den verschmutzten Boden geschrubbt, und auch wenn Rosanna nichts gesagt hatte, war Hazel klar, sie wusste, dass irgendetwas nicht stimmte.
»Tut mir leid«, sagte Hazel, nahm das Gemälde unter den Arm und trug es weiter nach draußen. »Ich bin wohl momentan etwas abgelenkt.«
Rosanna überflog das Arrangement, rückte einen Ständer etwas näher an den anderen und ließ alles auf sich wirken. Sie lächelte Hazel mitfühlend an und nickte. »Das ist nicht zu übersehen«, sagte sie. »Ist alles in Ordnung?«
Hazel hob schnell das Gemälde in ihrer Hand, stellte es auf einen leeren Ständer und betete, dass man ihrem Gesicht nichts ansah. Wie sollte sie Rosanna irgendetwas von dem erklären, was ihr durch den Kopf ging? Dass sie jedes Mal, wenn sie einen Blick auf die Scheune warf und an Jaime dachte, ein schlechtes Gewissen bekam? Sie wusste, dass Jaime Hilfe bei den letzten Umzugsarbeiten im Büro und im Haus brauchte, aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie beide den ganzen Tag zusammenarbeiteten. Nicht nach dem, wie sie gestern Abend auseinandergegangen waren.
Und genauso unmöglich war es, dass Hazel Rosanna erzählte, was sie gestern Abend beschlossen hatte, als sie alleine auf den Klippen saß. Wie sollte sie erklären, dass sie vorhatte, ihren letzten Wunsch dafür einzusetzen, in der Vergangenheit zu bleiben? Besonders nachdem sie jetzt im Morgenlicht nicht einmal sicher war, ob das überhaupt ging. Was immer Jaime mit dem Baby vorhatte, Hazel würde geboren werden. Und sie konnte dann ja nicht weiter in der Vergangenheit leben, wenn sie zu ihrer zweiten Gegenwart wurde, oder?
»Lass uns eine Pause machen«, sagte Rosanna und unterbrach Hazels Gedanken erneut.
Sie rückte die Bilder gerade und winkte Hazel zu, ihr zurück ins Studio zu folgen. Hazels Arme begannen vom vielen Tragen zu schmerzen, und sie war erleichtert, einen Moment ausruhen zu können.
Rosanna stand in der Mitte des offenen Raums, der noch viel größer und heller schien, jetzt, da kaum mehr etwas darin war. Sie deutete auf die gegenüberliegende Wand, die bis auf ein Regal in der Ecke völlig leer war.
»Ich dachte, wir könnten deine Fotografien dort aufhängen«, sagte sie. »Wie klingt das für dich?«
Hazel schluckte. In all dem Durcheinander der letzten Tage hatte sie die Sache mit ihren Fotos ganz vergessen. Sie hatte noch nicht einmal welche ausgewählt, die sie zeigen wollte, oder irgendetwas getan, um sie auf interessante Weise präsentieren zu können. Sie wusste nicht einmal genau, wo sie waren.
»Rosanna«, sagte sie angespannt. »Ich weiß nicht, ob das wirklich eine gute Idee ist.«
Aber Rosanna winkte ab und beugte sich über den Schreibtisch. Sie zog eine Schublade auf und holte eine dicke Mappe heraus, die sie auf den Schreibtisch legte und öffnete.
»Sieh es dir mal an«, bat sie und winkte Hazel mit einem Finger näher zu sich.
Hazel blickte auf den Schreibtisch hinunter und sah,
Weitere Kostenlose Bücher