Drei Wunder zum Glück (German Edition)
dass Rosanna bereits einige Fotos ausgewählt und sie auf schmale weiße Styroporplatten aufgeklebt hatte. So präsentiert, erkannte Hazel sie kaum als ihre eigenen. Sie sahen beinahe professionell aus. Sie sahen gut aus.
»Wow«, rief Hazel. »Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …«
»Du hast sie kürzlich hier liegenlassen, und ich wusste, dass dir die Entscheidung schwerfiel, also habe ich diejenigen ausgewählt, die mir am besten gefielen. Sag mir einfach nur, wo du sie hin haben willst«, sagte Rosanna und drehte sich zur Wand. »Ich habe dich nun schon den ganzen Tag herumkommandiert. Jetzt musst du mir sagen, was du willst.«
Rosanna ging mit den Fotos zur Wand und hielt sie probeweise in verschiedenen Anordnungen hoch. Hazel sah ihr zu, dieser Frau, die sie, ohne zu fragen, aufgenommen hatte. Dieser Frau, die an sie geglaubt hatte, aus Gründen, die Hazel immer noch nicht richtig verstand. Dieser Frau, die dabei war, ihr Zuhause und die Menschen, die sie liebte, hinter sich zu lassen, um eine Krankheit zu bekämpfen, und noch keinen Augenblick deshalb Selbstmitleid gezeigt hatte.
Die Tränen liefen Hazel über die Wangen, bevor sie noch etwas dagegen tun konnte. Sie schniefte, und Rosanna drehte sich zu ihr um, die Augen plötzlich groß und besorgt.
»O du meine Güte«, sagte sie, legte die Fotos ab und eilte zu Hazel. »Was ist denn los? Bin ich zu weit gegangen? Ich hätte vorher fragen sollen. Es tut mir leid. Wenn du sie nicht zeigen willst, können wir es natürlich auch lassen.«
Hazel schüttelte den Kopf und versuchte zu reden, aber die Schluchzer verhinderten es. Rosanna führte sie zum Lehnstuhl am Fenster und ließ sie dort hinsitzen, während sie ihre Schultern in kleinen Kreisen massierte.
»Das passiert mir öfter.« Rosanna schüttelte über sich selbst den Kopf und griff nach einem Taschentuch aus einer Box auf dem Tisch. »Ich begeistere mich einfach so, wenn mir etwas gefällt. Dann sollen es andere auch sehen. Aber es liegt wirklich ganz bei dir, Hazel. Ehrlich.«
Hazel lächelte und tupfte mit dem Taschentuch über ihre Augen. »Das ist es gar nicht«, antwortete sie unter Schluckauf. »Wirklich. Ich bin total glücklich, dass du sie zeigen willst.«
Rosanna sah sie skeptisch an. »Du siehst auch total begeistert aus«, sagte sie mit einem Augenzwinkern und umarmte Hazel.
»Es ist nur …«, begann Hazel, holte tief Luft und ließ die Hände hilflos wieder in den Schoß fallen. »Ich möchte nicht, dass der Sommer vorbei ist. Das ist alles.«
Rosanna nickte und drückte Hazels Arm. »Ich weiß«, sagte sie.
»Und ich fühle mich noch schlechter, dass ich mich deshalb bei dir beklage«, fuhr Hazel fort. »Denn ich habe keine Ahnung, wie du mit alldem so gut umgehen kannst. Ich meine, du reist morgen ab. Du verkaufst die Farm. Du bist …« Hazel hielt inne und sah auf den Boden.
»Ich bin krank«, sagte Rosanna und setzte sich auf die Lehne des Stuhls. »Du kannst es ruhig aussprechen. Und du brauchst auch kein schlechtes Gewissen zu haben. Natürlich bist du traurig, von hier abzureisen. Sieh nur hinaus«, sie deutete durch das Fenster auf die Wiese und die Klippen, das blaue Meer und den Himmel. »Wem würde es nicht schwerfallen, diesen Ort zu verlassen?«
Hazel starrte auf ihre Finger. »Es ist nicht nur das«, flüsterte sie. »Es ist … was mich zu Hause erwartet.«
Rosanna stand auf und sah auf Hazel hinunter, ihre grünen Augen waren verständnisvoll und luden Hazel ein weiterzureden. »Meine Eltern …«, fing Hazel an und hielt wieder inne. Was konnte sie schon sagen? Es war unmöglich, dass Rosanna alles verstand.
»Deine Eltern sind gar nicht auf Reisen«, fuhr Rosanna fort.
Hazel sah Rosanna mit großen Augen an. »Du wusstest es?«
Rosanna nickte ernst. »Ich hatte so ein Gefühl.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich merkte, dass es etwas gab, wovor du dich verstecktest. Eine Vergangenheit, von der du nicht definiert werden wolltest«, sagte sie leise. »Das sehe ich öfter.«
Rosanna ging hinüber zur Wand, wo Hazels Fotos standen. »Aber was ich nicht öfter sehe«, fuhr sie fort, »ist das hier.«
Rosanna hielt die Fotos hoch und winkte Hazel zu sich. Hazel blinzelte durch das Zimmer hinüber und versuchte zu erkennen, welches Foto das war. Sie hatte es im Garten gemacht, so viel war klar. Spät an einem Abend, nachdem sie und Jaime Unkraut gejätet hatten. Sie hatte sich so darüber geärgert, dass sie versehentlich die Erdbeerpflanze
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