Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
Vom Netzwerk:
genau das zu tun, das zu verhindern Hazel in der Zeit zurückgeschickt worden war.
    Ihr Magen drehte sich um. Wenn er nicht so leer gewesen wäre, hätte sie sich übergeben müssen.
    Was hatte das Ganze denn überhaupt für einen Sinn? Was hatte sie hier getan? Was für eine Märchenfee schickte sie denn in der Zeit zurück, nur um ihr all das zu zeigen, was sie nie würde haben können? War es denn nicht schlimm genug, dass ihr Leben bislang eine solche Enttäuschung gewesen war? Musste sie es wirklich noch einmal von Anfang an erleben?
    Hazel biss sich auf die Unterlippe, bis sie Blut schmeckte. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so aufgewühlt gewesen zu sein.
    Sie stellte sich an den Rand der Klippen und schrie. Der Wind schluckte ihre Stimme im Echo der Wellen, die gegen die Küste schlugen.
    Schließlich setzte sie sich wieder und vergrub ihren Kopf in den Händen. Was sollte sie jetzt nur tun? Sie dachte an Poseys letztes Kleid, das noch in ihrem Schrank hing. Sie hatte immer noch einen Wunsch übrig. Aber der Gedanke, sich einen neuen Wunsch zu überlegen, war viel zu anstrengend. Sie hatte es satt, Dinge in Ordnung zu bringen, wenn doch all ihre Wünsche überhaupt nichts besser machten.
    Hazel hörte ein Rufen und drehte sich um. Ein Junge stand auf dem Weg über ihr. Er kam anscheinend gerade vom Teich zurück, denn eine Angel lag über seiner Schulter, und er trug einen relativ schwer aussehenden Metallbehälter. Hazel schätzte sein Alter auf zwölf oder dreizehn.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er. Sein rundliches Gesicht blickte besorgt. »Ich dachte, ich hätte jemanden schreien hören.«
    Hazel zwang sich zu einem Lächeln und wischte sich schnell über die feuchten Wangen. »Alles okay«, sagte sie. »Vielen Dank.«
    Der Junge zuckte mit den Schultern und ging weiter.
    Hazel sah ihm nach und erinnerte sich an das eine Mal, als Roy sie zum Angeln mitgenommen hatte. Sie war sehr aufgeregt gewesen und erinnerte sich immer noch an das Zupfen der Leine, als sie tatsächlich einen Fisch gefangen hatte. Sie erinnerte sich sogar noch an den verblüfften Klang ihrer eigenen Stimme, als sie nach Roy gerufen hatte, damit er ihr half.
    Er hatte hinter ihr gestanden, und sobald er sah, wie die Angel nach unten gezogen wurde, hielt er ihre schmalen Handgelenke fest und half ihr, die Angel zu halten. Sie wusste noch genau, wie sie sich mit Roys breiten Armen um den Schultern gefühlt hatte. Plötzlich hatte sie keine Angst mehr gehabt. Ausnahmsweise hatte sie einmal Unterstützung bekommen. Es war in ihrer Beziehung das gewesen, was einer Umarmung am nächsten kam.
    Als Hazel den Jungen jetzt im Wäldchen verschwinden sah, dachte sie an Roy. Wo war er jetzt wohl? Was tat er? Machte er sich Sorgen um sie? Wahrscheinlich war er sauer, weil er dachte, sie hielte sich nicht mehr an ihre Vereinbarung. Vielleicht glaubte er, sie hätte die Schule verlassen und wäre zurück in die Stadt gezogen. Sie hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass sie aus San Rafael weg wollte.
    Hazel hatte nie viel darüber nachgedacht, wie Roys Leben ausgesehen hätte, wenn sie nicht gewesen wäre. Was, wenn Wendy sie nie adoptiert hätte? Vielleicht hätte sie dann nicht so hart arbeiten müssen? Vielleicht wäre sie nicht in der Nacht, als das Restaurant gebrannt hatte, dort gewesen.
    Vielleicht hätten Wendy und Roy glücklich weitergelebt. Sicher hatte Roy sich weder eine verlorene Liebe noch die alleinige Verantwortung für eine Tochter gewünscht. Denn geliebt hatte er Wendy, das wusste Hazel genau. Sie konnte sich immer noch verschwommen daran erinnern, wie sie die ersten Jahre nach Wendys Tod das unterdrückte Weinen aus Roys Zimmer gehört hatte. Sie konnte sich nicht vorstellen, jemanden zu verlieren, den sie so sehr liebte.
    Sie konnte sich auch nicht vorstellen, Luke zu verlieren.
    Luke liebte sie. Das spürte sie, so sicher wie sie noch nie irgendetwas in ihrem Leben gespürt hatte. Vielleicht war sie in der Zeit nicht nur zurückgeschickt worden, um ihre Mutter kennenzulernen. Vielleicht hatte man sie auch zurückgeschickt, um Luke zu finden. Nie vorher war sie in der Lage gewesen, zu irgendjemandem solche Nähe zu empfinden. Natürlich machte es ihr Angst, aber Luke würde sie verstehen. Er verstand immer alles an ihr. Wie konnte sie ihn zurücklassen?
    Und was erwartete sie denn bei ihrer Rückkehr zu Hause? Was war so toll an der Zukunft, dass sie wieder dorthin zurück musste? Roy war unglücklich. Sie hatte keine Freunde.

Weitere Kostenlose Bücher