Drei Wunder zum Glück (German Edition)
hätte, wer davon wüsste und ob seine Eltern es herausfinden würden …«
Jaime zuckte mit den Schultern und versuchte zu lachen, aber es dauerte nicht lang, da verwandelte sich das laute, harsche Lachen in kleine, zitternde Schluchzer.
»Es ist so bescheuert «, rief sie aus und schlug sich mit den Fäusten auf die Knie. »Ich habe keine Ahnung, was ich jetzt machen soll. Wir saßen einfach nur im Auto, und er redete und redete, darüber, wie jung wir seien, wie das alles ändern würde und dass wir noch unser ganzes Leben vor uns hätten. Es war, als hätte man mich in eine schlechte Soap gebeamt. Und ich starrte nur durch die Windschutzscheibe und dachte: Wie bin ich da bloß reingeraten ? So sollte mein Leben nicht aussehen.«
Jaime fasste sich mit beiden Händen an den Kopf und blinzelte heftig. Sie sah aus, als würde sie von etwas Fürchterlichem gejagt und hätte plötzlich gemerkt, dass sie sich nirgendwo verstecken konnte.
Hazel konnte es nicht mehr aushalten. Sie legte die Arme um Jaime, erwischte eine Mischung aus Schultern und Ellbogen, aber umarmte sie trotzdem ganz fest. Es war unglaublich, wie steif Jaime war, als sei jeder Muskel in ihr angespannt.
»Bestimmt wird alles gut werden«, sagte Hazel. Sie konnte kaum die eigene Stimme über Jaimes unterdrückten Schluchzern hören. Doch sie hoffte, es klang, als glaube sie das, was sie sagte. Ob sie selbst es wirklich glaubte, wusste sie im Moment gar nicht.
»Alles wird gut«, sagte Hazel wieder. Jaime zog sich zurück und wischte sich mit dem Handrücken über die Wangen. »Vielleicht braucht er nur etwas Zeit. Es ist ja doch ziemlich viel auf einmal, und vielleicht …«
»Ich glaube nicht, dass ich das schaffe«, unterbrach Jaime sie. Sie sah Hazel mit unruhigem Blick an. Ihre braunen Augen wanderten hin und her, als suche sie noch irgendwo die Antwort.
Hazel hatte das Gefühl, als verließe sie jegliche Kraft. »Was meinst du damit?«, fragte sie. »Aber natürlich schaffst du es. Vielleicht wird es sich nicht ganz so entwickeln, wie wir gehofft haben, vielleicht wird Reid nicht bei dir sein, aber …«
Jaime sah Hazel an, als spräche sie eine völlig andere Sprache. »Du verstehst mich nicht«, sagte Jaime langsam. »Ich weiß, dass ich es schaffen könnte , aber ich weiß einfach nicht, ob ich es will .«
Hazel streckte die Hand aus und drückte Jaimes Schulter aufmunternd. »Aber natürlich willst du«, sagte Hazel. »Es ist doch dein Baby. Dein Baby. Es geht um deine Familie, weißt du nicht mehr?«
Jaime schaukelte hin und her, das Kinn auf die Knie gelegt. Sie sah entschlossen aus oder zumindest, als wolle sie entschlossen aussehen. Doch Hazel erkannte etwas in ihren Augen und wusste: Jaime hatte ihre Entscheidung bereits getroffen.
»Ich werde es zur Adoption freigeben«, sagte sie, ihre Stimme war kalt und kam von weither. »Es geht nicht anders.«
In Hazels Ohren war ein Rauschen und Klingeln, und sie dachte einen Moment lang, wenn sie mit beiden Händen gegen ihren Kopf drückte, würde es aufhören.
Das ist es, dachte sie. So fängt alles an.
Sie merkte, wie ihre ganze Kraft sie verließ, und rutschte seitlich am Bett nach unten, bis sie mit dem Po auf dem Boden landete.
»Hazel?«, fragte Jaime. »Was ist denn los?«
Der Raum drehte sich, als Hazel heftig ihren Kopf schüttelte. Das konnte alles nicht wahr sein. Es war ihre Schuld. Man hatte ihr eine zweite Chance gegeben, und sie hatte sie nicht wahrgenommen. Man hatte sie in die Vergangenheit geschickt, damit sie die Dinge in Ordnung brachte, damit sie Jaime zeigte, dass sie auf der Insel bleiben und ihr Baby behalten sollte. Aber es hatte nicht funktioniert. Alles war genauso verkorkst wie vorher.
»Nein«, hörte Hazel sich selbst immer wieder sagen, wie ein Gebet. »Nein. Nein. Nein. Nein.«
»Hazel!« Jaime beugte sich übers Bett, ihr Gesicht war nur wenige Zentimeter von Hazels entfernt. »Was ist denn los mit dir?«
Es dauerte einen Moment, bis die Worte in Hazels Gehirn ankamen, erst dann war sie wieder in der Lage, Jaime wahrzunehmen. Sie wirbelte herum und packte Jaime bei den Schultern.
»Das kannst du nicht tun«, flüsterte sie, ihre Stimme war rau. »Das darfst du einfach nicht.«
Jaime verdrehte die Augen und wickelte einen losen Faden ihres Quilts um eine Fingerspitze. »Was für eine Wahl habe ich denn?«, fragte sie. »Ich kann das Baby nicht allein großziehen. Es wäre nicht fair. Ich weiß ja noch nicht einmal, wer ich selbst bin.«
Hazel
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