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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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stolziert und tappst man so plump und komisch herum wie ... ein Waldgeist!
    Als sie mit diesen Gerätschaften vorm Palais aus dem Fiaker steigt, kommt gerade das Lieserl von einer Besorgung die Straße entlang, Korb am Arm; bestimmt hat sie fürs Mittagsmahl in der Gesindestube (wieder einmal unter Beteiligung von Herrn Rofrano?) eingekauft.
    Beim Anblick der Stelzen in Leonies Händen bleibt sie zu - erst wie angewurzelt stehen. Dann setzt sie ihren Korb ab und hilft das Zeug zum Anbau zu tragen – zunächst hat es ihr wohl die Sprache verschlagen. Dann fragt sie doch leise: »Ent schul - digen ’S, gnä’ Fräulein, wollen ’S a Spend fürs Waisenhaus machen?«
    »Nein, ich brauche das für mich selbst«, entgegnet Leonie und ist sich klar darüber, dass sie der Gesindestube für heute genügend Gesprächsstoff geliefert hat.
    Ein Glück, dass das vormalige Wohnzimmer, ihr Übungsraum, solide Dielen hat – den Teppich hatte sie ja hochgerollt. Bei dem Krach, den die Stelzen machen, ist sie denn doch wirklich sehr froh, im Anbau zu wohnen. –
    Was ich vorhabe, halte ich geheim vor Felice. Allerdings, fast wäre die »Konspiration« aufgeflogen. Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, dass man mich ja irgendwie benachrichtigen muss über dies Vorsprechen und dass man natürlich, wenn man keine andere Adresse hat, die Post an Madame Lascaris Anschrift schicken würde – ein wirklich törichter Fehler. Aber ich habe Glück. Als der Briefbote die Post für mich bringt, ist Felice auf der Probe, und ein vor Neugier fast platzender Anton klopft an meine Tür und hält einen Umschlag in der Hand. »Schauen S’, ist das etwa für Sie?«, sagt er und buchstabiert: »Frl. Leonie Lasker-Lamedé c/o Mme Burgschauspielerin Felice Lascari«.
    »Ja, das ist für mich«, sage ich und nehme ihm hastig den Brief ab.
    »Was haben S’ denn mit dem Theater in der Josefstadt zu schaffen? Und wieso heißen S’ auf einmal Lamedé? Hört sich an wie an Schmetterlingsname.«
    »Ich hab schriftlich eine Karte bestellt«, lüge ich schnell. »Und unter Lamedé bin ich in Berlin aufgetreten. Ich dachte, das macht was her.«
    Er lacht. »Na, das lassen S’ bloß unsere gemeinsame Herrin nicht hören. Die sieht es bestimmt nicht gern, wenn Sie sich die Konkurrenz in der Josefstadt anschauen.« Dann kneift er ein Auge zu, beugt sich vor und raunt verschwörerisch: »Das nächste Mal nehmen S’ mich mit, ja?«
    »Ja, natürlich, gern!«, sage ich schnell, nur um ihn loszuwerden, und mache ihm die Tür vor der Nase zu.
    Gleich im Flur fetze ich den Umschlag herunter.
    Ja, tatsächlich. Sie laden mich zum Vorsprechen ein.
    Die Woche ist schnell vergangen. Schon übermorgen.
    Die erste Nacht schlafe ich vor Aufregung so schlecht, dass ich mich am nächsten Morgen kaum im Spiegel ansehen kann: dicke, geschwollene Lider, »Teebeutel« unter den Augen, aufgesprungene Lippen. Sogar das Lieserl fragt mich, ob ich etwa krank wäre. (»Malade«, sagt sie.)
    Ich probiere alles, was ich erarbeitet habe, noch einmal durch. Puck, den bizarren Kobold und Poltergeist, lasse ich wie ein kleines Waldungeheuer auf Stelzen über die Szene tappen, springen, tanzen und verrenke mir fast den Knöchel, weil ich inzwischen zu dem zweiten Paar, dem höheren, übergegangen bin. Da der Puck ja eine Zauberblume in der Hand halten muss, deren Saft er auf die Augenlider der Schlafenden träufelt, kann ich mich mit ausgestrecktem Arm, diese nicht vorhandene Blume haltend, ganz gut ausbalancieren.
    Was ich da mache, gefällt mir vor dem Spiegel sehr. Erst als ich die Stelzen in die Ecke stelle, fällt mir siedend heiß ein: Was die wohl sagen werden, wenn ich da mit diesen merkwürdigen Requisiten erscheine?
    Aber ich bin gut vorbereitet. Allmählich weicht meine Angst jener prickelnden Vorfreude, die mich überkommt, wenn es auf die Bühne gehen soll. Und auf die Bühne geht es morgen ja auf jeden Fall. Was dann dabei herauskommt, wird sich zeigen.
     
    Der Zuschauerraum ist nur halb abgedunkelt.
    In den mittleren Reihen sitzen sie, das »Hohe Gericht«: zwei noch ziemlich junge Männer – die Regisseure –, eine Frau mit strengem Männerhaarschnitt und einem großen Schreibblock, ein würdig aussehender älterer Herr mit Backenbart und Bauchansatz und (zu meiner Beruhigung) Daniel »Danny« Goldstein.
    Er hat mich zuvor am Bühneneingang abgefangen und mich in einen kleinen weiß getünchten Nebenraum geführt, wo ich warten konnte.
    »Der Inspizient ruft Sie

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