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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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sie und nippt an ihrem Wein.
    »Darf ich fragen ...«
    »Felice Lascari unterrichtet mich.«
    »Die Lascari? Die Lascari?« Beinah wirft er wieder sein Glas um. »Die Grande Dame von der >Burg‹! Ich wusste überhaupt nicht, dass die unterrichtet.«
    »Normalerweise wohl nicht«, erwidert Leonie. »Aber ich bin ihre ... ihre Verwandte.« (Fast hätte sie »Cousine« gesagt.) »Ich heiße in Wirklichkeit Lasker. Lamedé war ein Bühnenname.«
    Goldstein reißt die Augen hinter seinen dicken Gläsern auf. »Lasker – Lascari – Laskarow! Jetzt geht mir ein Licht auf! Eine ganze Dynastie! Na, das sind ja Neuigkeiten.« Er lacht und zeigt ein paar weit auseinanderstehende Zähne. Hübsch ist er nicht, findet Leonie, aber jemand, in dessen Gegenwart man sich wohl- fühlt, irgendwie.
    »Sie wohnen noch in Berlin?«, fragt er geradezu.
    Leonie runzelt die Brauen. Ja, wo wohnt sie eigentlich? Da, wo ihr Koffer steht. Wo sie ihre paar Sachen und ihre paar Bücher auskramt. »Eigentlich nicht«, erwidert sie. »Eigentlich bin ich jetzt hier.«
    »Und Sie liebäugeln wirklich nicht mit einem der jüdischen Theater in Wien? Bestimmt finden Sie da schnell eine Aufgabe, schön und begabt, wie Sie sind. Für uns Juden gibt es hier mehr Möglichkeiten als in Berlin!«
    Sie schüttelt den Kopf. »Ach wissen Sie, Herr Goldstein, ich spreche ja noch nicht einmal Jiddisch, wie Sie ja wohl bemerkt haben«, sagt sie entschuldigend.
    »Und hier? Wie wäre es hier bei uns?«
    »Wie bitte?« Leonie hat gerade das Glas zum Mund geführt. Nun verschluckt sie sich fast an dem Wein.
    »Hier, am Theater der Josefstadt, ja.«
    »Bei Max Reinhardt?«, flüstert sie, und ihr bleibt die Luft weg.
    Goldstein breitet die Arme aus, schmunzelt. »Max Reinhardt! Der Meister ist schon wieder über alle Berge, inszeniert auf Zwischenstation in Salzburg. Und obwohl er hier in seinem eigenen Haus alles hat umbauen lassen, scheint er an Wien die Lust verloren zu haben und arbeitet danach wieder in Berlin. Nein, Reinhardt selbst werden Sie wohl so schnell nicht zu Gesicht bekommen. Aber da sind noch zwei andere Regisseure am Haus, und soviel ich weiß, werden für eine bestimmte Aufführung noch Darsteller gesucht, von außerhalb des festen Ensembles, mit frischen Gesichtern. Keine großen Rollen, aber immerhin. Wollen Sie’s nicht versuchen, Fräulein Lamedé – ich meine Lasker? Ich würde Sie gern ins Gespräch bringen. Werde von Ihren Berliner Erfolgen berichten. Und wenn man hört, dass sie Schülerin bei der Lascari sind – also da wird man bestimmt neugierig.«
    »Sie meinen das ganz im Ernst?« Leonie flüstert.
    »Aber ja doch! Das nächste Vorsprechen ist in einer Woche angesagt. Sie können mit Ihrer Rolle punkten, aus dem Stück, das damals so viel Aufsehen gemacht hat, da bin ich sicher. Oder mit etwas anderem – was arbeiten Sie gerade bei Madame Lascari?«
    »Die Julia«, sagt sie mit trockenem Mund und muss schnell einen Schluck Wein nehmen.
    »Die Julia, das ist doch wundervoll!« Er packt sie an der Schulter, rüttelt sie leicht. »Ich fädele das ein! Freue mich schon drauf.«
    »Für welches Stück sucht man denn? Ist es so etwas wie das, was ich heute gesehen habe?«
    »Hat es Ihnen gefallen?«
    Sie nickt.
    »Wirklich? Das hört man gern. Für viele ist diese Art, Theater zu machen, irgendwie fremd. Sie wollen immer nur die großen Gefühle.«
    »Ich würde gern so eine Beatrice spielen!«, platzt sie heraus. »Aber das ist ja wohl zu hoch gegriffen.«
    Danny Goldstein lacht. »Das wird wohl wirklich nicht zu machen sein. Wir haben was Neues vor.« Er zieht seinen Aktendeckel heran, holt ein paar Blätter hervor. Leonie sieht die Zeichnungen, rasch hingeworfene Skizzen zu einem verspielten Bühnenbild, Figurinen in Biedermeierkleidung. »Ein Nestroy, ein Volksstück!«
    Sie hat von Nestroy nicht die geringste Ahnung, außer dass er ein Österreicher ist. Aber das ist ja nicht weiter wichtig. »Muss ich da Wienerisch reden?«, fragt sie vorsichtig.
    »Im Prinzip ja«, sagt der junge Mann. »Aber Sie haben ja bei Laskarow auch gespielt, ohne richtig Jiddisch zu können!«
    Er lacht wieder.
    Der außerordentlich sympathische Danny Goldstein hat ihr einen Fiaker für die Heimfahrt gerufen und ihr unter eifrigem Händeschütteln nochmals versichert, wie froh und glücklich er über dies Zusammentreffen mit Fräulein Lasker-Lamedé ist und wie gespannt auf das Vorsprechen.
    Und nun rollt Leonie, begleitet vom Hufgeklapper, durch die

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