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Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2

Titel: Drei Zeichen sind die Wahrheit - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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nicht aufgegessen? Trauen sie sich nicht, das Essen der »Herrschaft« anzurühren? Oder weil es jüdisches Zeug ist?
    Sie will nachfragen, geht zur Gesindestube.
    Dort trifft sie nur auf Joseph, den Kutscher. Er ist offenbar eben durch die Außentür hereingekommen, den »Dienstboteneingang«, sein Überrock glänzt vor Nässe und von seinem Filzhut tropft es. Gerade öffnet er die Tür zu seinem Spind, wohl, um sich trockene Sachen herauszunehmen. Leonie sieht ihm über die Schulter und entdeckt in dem Schrank eine Feldmütze mit einem Federbusch und auf dem Bügel eine Jacke mit weißgrüner Armbinde. Scheint in einem Schützenverein zu sein, der Joseph.
    Er grüßt irgendwie verlegen und Leonie erwidert den Gruß und zieht sich wieder zurück. Sie stört bloß. Ihre Idee, zu fragen, warum das Essen noch da ist, kommt ihr jetzt albern vor.
    Sie weiß selbst nicht, warum es sie so wütend macht, dass keiner das alles angerührt hat ...
    Ich hocke am Küchentisch, den Kopf in beide Hände gestützt, als sich die Tür auftut und eine etwas zaghafte Stimme anfragt, ob wohl noch etwas zu essen von gestern da wäre ...
    »Aber ja!«, sage ich, ohne meine Position zu verändern. »Ein ganzer Kühlschrank voll. Bedienen Sie sich, Anton. Die anderen trauen sich nicht oder sie mögen den Judenfraß wohl nicht, wasweiß ich. Aber Sie essen ja wahrscheinlich alles, was Sie finden, nicht wahr?«
    Einen Moment kommt gar nichts. Dann: »Hui, sind Sie heut aber grantig ... « Es klingt unerwartet kleinlaut, ein völlig neuer Ton. Ich sehe auf.
    In der Tür steht ein Edler von Rofrano, wie ich ihn nicht kenne. Seine Augen unter den dichten Wimpern wirken verschattet und sein Gesicht hat heute nichts Keckes oder Clownshaftes an sich. Die Beine seiner hellen Hose sind bis zu den Knien hinauf nass. Er war draußen, er war ... jetzt fällt mir der Wortwechsel von gestern wieder ein! Er hat an diesem Vormittag seinen Vater im Gefängnis besucht!
    Ich stehe auf und schiebe ihm meinen Stuhl hin. »Setzen Sie sich, Anton. Ich wärm uns was auf.« Während ich zum Kühlschrank gehe, kann ich mir nicht verkneifen zu sagen: »Sie sehen ziemlich zerknautscht aus.«
    »Bin ich auch. Zerknautscht«, bestätigt er.
    Ich mache mir am Herd zu schaffen, stelle die Reste vom Huhn und von der Sauce auf, mische den Reis gleich mit darunter. »Fisch auch?«
    »Alles«, sagt er. »Ich bin hungrig.«
    Eine ehrliche Ansage. Schweigend hantiere ich weiter, bringe Besteck auf den Tisch, fülle gleich am Herd unser beider Teller auf. Er sieht mir zu, sagt mit dem kläglichen Versuch eines Lächelns: »Sie wissen ja nicht, wie es ist, wenn man einen Vater im Gefängnis hat.«
    Zu meinem eigenen Erstaunen antworte ich: »Doch. Weiß ich auch. Ich hab ihn bloß nie besucht.«
    Er erwidert nichts, sieht mich von unten her an, als ich mit den Tellern an den Tisch komme.
    Wir essen. Dann sagt er: »Wenn ich ein Wein hätt’ ... «
    Im Kühlschrank ist noch der Riesling von gestern. Ich fülle den Rest in einen Zinnbecher, den ich mir vom Bord greife, und schiebe ihn Anton über den Tisch, und er trinkt in kleinen hastigen Schlucken. (Ich selbst hab keine Lust auf Wein.) Nun hater sein schiefes routiniertes Lächeln wieder: »Leonie, Sie san ein Engel.« (Er sagt: En-gel, jede Silbe getrennt.)
    Ich erwidere nichts, räume den Tisch ab. Nun könnte er gehen.
    »Wenn dann die Frag’ erlaubt ist«, sagt er. Hat den Stuhl ein wenig vom Tisch zurückgeschoben, die Beine übereinandergeschlagen und kippelt auf den hinteren Stuhlbeinen hin und her: »War das jetzt nur so ein Gerede oder stimmt das mit dem Herrn Papa?«
    Warum habe ich das bloß gesagt? Warum bin ich bloß nicht aus der Küche rausgegangen, als er in der Tür stand und nach Essen fragte? Warum habe ich nicht einfach gesagt: Gucken Sie in den Kühlschrank, da ist noch genug? Aber nein, ich musste ihn versorgen, und dann rutscht mir noch das mit meinem Vater raus ...
    Ich sehe zum Fenster. Draußen gießt es jetzt in Strömen. Auf dem Weg vom Palais bis in die Dependance wird man bestimmt nass bis auf die Knochen, sonst wäre ich schon weg.
    Er lässt nicht locker. Seine Stimme klingt heiser: »Ich kann nicht sagen, dass es mir Spaß macht, alle Quartal da hinzugehen ins Gefängnis, und ich weiß ja auch gar nicht, was ich mit dem Vater reden soll in der halben Stund, wo wir uns gegenübersitzen. Aber ich tu’s halt trotzdem, obwohl ich ihn gar net so recht mag. Manchmal ist es hart.«
    »Kauen Sie

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