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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Sohn... und sonst? Eine große Sippe vielleicht? Ein weites Feld – und jede Menge Hoffnung, nach Isabelles Buchstaben zu forschen. Mal gucken, wie ich es anstelle.
    Aber einmal alle Buchstaben der Welt ausgenommen: Ich willdiesen Kerl wiedersehen. Auf dem Theater und nicht nur dort. Will wieder so dicht bei ihm sein wie da in der Garderobe. Will ihn ... Himmel, mich hat’s erwischt.
    Und dann habe ich eine Idee.
    Ich stehe auf und hole aus meinem alten Schulranzen, der nun hinterm Bett in der Ecke steht, mein Schreibzeug heraus. Mein Briefpapier ist schäbig, aber egal. Ich setze mich wieder hin und beginne zu schreiben – mit einem Heft als Unterlage.
    Ich schreibe an seinen Vater.
    »Sehr geehrter Herr«, beginne ich, »ich habe heute durch einen Zufall in Erfahrung gebracht, dass Ihr Herr Vater und mein Großvater Brüder, wahrscheinlich sogar Zwillingsbrüder waren. Ich wäre begierig, Sie und Ihre Familie kennenzulernen. Würden Sie wohl die Güte haben, mich zu empfangen? Ich erwarte Ihre Antwort postlagernd.
    Mit vorzüglicher Hochachtung L. Lasker.«
    L. Lasker, das reicht erst einmal. Es ist bestimmt besser, sich nicht als junges Mädchen vorzustellen. So zu tun, als gehöre man der älteren Generation an. Außerdem: Männer werden nun mal ernster genommen.
    Dann schreibe ich auf das Kuvert: An Seine Hochwohlgeboren Herrn M. Laskarow, Prinzipal des Theaters in den Sophien-Sälen.
    Morgen früh gebe ich das in die Post und werde auf die Antwort warten. Porto innerhalb Berlins kostet jetzt vierzig Mark. Das kann man irgendwo abzweigen.
    Mal sehen, was es bringt.
    Und für morgen Abend habe ich was ganz anderes vor …

9
    Nein, natürlich ist die Wäsche noch nicht verkauft und auch für die versilberten Serviettenringe hat sich noch kein Interessent gefunden.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, frühestens in einer Woche!«, nörgelt die griesgrämige Inhaberin.
    »Ich kam gerade vorbei!«, entschuldigt sich Leonie. (Jeden Tag werde ich dich nerven!, gelobt sie sich.)
    Also müssen nun die Vorräte in der Küche dran glauben. Es trifft sich gut, dass der Vater heute »stempeln gehen« muss, also mit vielen anderen in der Schlange stehen und die Arbeitslosenunterstützung abholen. Das dauert, wie sie weiß.
    Leonie überprüft die Vorräte. Ein halbes Pfund Mehl für einen Platz in den hinteren Reihen – das müsste sich machen lassen. Sie öffnet die hohe Blechdose und schaufelt mit dem Holzlöffel 250 g auf die Küchenwaage, füllt dann eine feste braune Papiertüte mit dem Abgewogenen. Als sie nun in die Dose guckt, erschrickt sie doch, wie sehr der Vorrat geschrumpft ist. Hoffentlich kommt der Vater nicht in den nächsten Tagen auf die Idee, eine Einbrenne zu mache, um ein Gemüse anzudicken – zum Backen fehlen sowieso die nötigen Zutaten.
    Sie verstaut die Tüte in ihrer Tasche und weicht dem Vater aus, indem sie sich noch vor dem Mittag auf Stellensuche begibt. Sie darf nicht vergessen, dass das mindestens genauso wichtig ist, wie nach Isabelles Buchstaben zu forschen.
    Sie legt dem Vater einen Zettel hin, dass es sicher wieder spät wird. Er soll bitte nicht warten.
    Dann klappert sie ihre Lieblingstheater ab, das Deutsche, die Kammerspiele, ein paar Privattheater, wie eben auch das von Rose.
    In den meisten Häusern, die sie heute aufsucht, wird tatsächlich in Verwaltung und Werkstätten gearbeitet, aber außer unbezahlten Praktikantenstellen ist nichts im Angebot. Sie bleibt weiter dran.
    Das Wetter hat sich gebessert. Doch wenn sie an Hermeneau denkt, den strahlenden Himmel dort, die weiche schmeichelnde Luft, dann kommt ihr das hier so matt und öde vor wie ein verwaschenes Foto. Immerhin, man kann sich draußen aufhalten. Nach vier Stunden Pfl astertreten und Klinkenputzen lässt sie sich mit schmerzenden Füßen auf einer Bank im Monbijoupark nieder und isst ihr mitgenommenes Vesperbrot mit Pfl aumenmus.
    Dieses war der erste Streich an diesem Tag. Und jetzt wird es wirklich spannend. Sie merkt, dass es ihr im Bauch kribbelt, wenn sie an die Theatervorstellung heute Abend denkt. »Sulamith«, das ist ja wohl ein Frauenname. Was wird denn da für eine Geschichte erzählt, und was für eine Rolle spielt S. Laskarow, der ihr die Hand mit Schminke vollgeschmiert hat?
    Aufregend.
    Ein magerer kleiner Junge kommt den Weg entlang. Mit dem Fuß kickt er einen Stein vor sich her. Als er Leonie auf der Parkbank entdeckt, bleibt er in einer gewissen Entfernung wie angewurzelt stehen und starrt sie an.

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