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Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1

Titel: Drei Zeichen sind ein Wort - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Küche. Dann war Zeit bis zum Abend. Wir gingen spazieren, wir besuchten den Zoo. Einmal fuhren wir mit einem Schiff auf der Spree. Und einmal, ja, einmal versprach er uns eine neue Delikatesse, etwas ganz Besonderes, eine Süßigkeit, wie wir sie noch nie gegessen hatten. Und wenn Harald Lasker mit seinem unbestechlichen Gaumen so was sagte, dann musste schon etwas dran sein. Die Herstellung von Speiseeis war gerade erst aus Amerika ins Nachkriegsdeutschland importiert worden ...
    Ich lasse den nächsten Löffel Süßes auf der Zunge zergehen und als kühle Liebkosung die Kehle heruntergleiten. Was für ein Genuss. Und wie ein Geruch Erinnerungen aufwecken kann, so auch ein Geschmack.
    Da ist auf einmal meine Mutter gegenwärtig. Ihr krauses Haar, das sich nie so richtig im Dutt bändigen ließ und, wenn sie im Gegenlicht saß, so etwas wie einen kleinen Heiligenschein um ihren Kopf bildete. Ihr Duft nach Birkenhaarwasser und Kamillencreme. Ihre Stimme, morgens immer ein bisschen kratzig, ihr Räuspern ... Ihr Lachen, tief und dunkel wie eine Glocke mit um wickeltem Klöppel. Ihre Hände, fest und zupackend, kein bisschen zimperlich.
    Dann diese Grippe, die sich nicht vertreiben ließ. Der Husten. Die Schwäche.
    Das Krankenhaus. Ihr Lächeln: »In ein paar Tagen bin ich wieder zu Haus, Leonie. Ganz bestimmt.«
    Und dann sehe ich meinen Vater weinen ...
    Mein Eis ist geschmolzen. Ich hätte mich hier nicht hinsetzen sollen.
     
    Ein Paar Spangenschuhe mit kleinem Absatz, wie sie jetzt Mode sind. Ein kleines geblümtes Sommerkleid. Und dann noch etwas Besseres, etwas Festliches, für den Abend. Kein kunstseidenes Fähnchen eben, das knittert und in dem man binnen Kurzem durchgeschwitzt ist. Ein richtiges schönes Kleid.
    Bei den Spangenschuhen fi ng es an. Man nahm sie erst wohl nicht so recht für voll, fragte sogar, ob das nicht für sie ein etwas zu exklusives Modell wäre. Da benutzte sie das erste Mal das Zauberwort: »Ich zahle in Dollars.« Schon war die Welt verwandelt, der Verkäufer schwänzelte um sie herum, als wäre sie eine Prinzessin, und man packte ihr zu ihren Spangenschuhen noch gratis die Leisten und die Schuhcreme ein.
    Dann das Sommerkleid. Der gleiche Vorgang. Einen Bügel und einen Gürtel gibt’s gratis.
    Beim Kaufhaus »Wertheim« sieht sie es dann im Schaufenster. Ein meergrünes Seidenkleid mit tief angesetzter Taille, statt der Ärmel nur Achselträger. Das will sie haben. In Südfrankreich ist es doch bestimmt sehr warm, und auf einem Schloss hat man ja vielleicht Gelegenheit, so etwas auszuführen. (Dieses Schloss! Immer wie der taucht es in ihren Träumen auf.) Also ist es sogar eine nützliche Ausgabe. Sozusagen eine Kapitalanlage, redet sie sich ein.
    Mittels des Zauberworts »Dollar« bewirkt sie, dass man ihr ohne Weiteres das gute Stück aus dem Schaufenster holt.
    Anprobe. Die Seide fühlt sich sanft und kühl an auf der Haut. Es knistert, wie wenn man sein Haar im Dunklen bürstet und es Funken gibt.
    In der Kabine dreht sie sich vorm Spiegel. Das Meergrün passt wunderbar zu ihren dunklen Augen und den kurzen braunen Locken. Und überhaupt. Nicht übel, Leonie. Sie gefällt sich heute, mit ihren hohen Wangenknochen, dem Schwung der Brauen, den ungeschminkten vollen Lippen im leicht bräunlichen Gesicht.
    Die Verkäuferin hat den Vorhang zurückgeschlagen und ist hereingekommen.
    »Gnädiges Fräulein sehen bezaubernd aus! Diese Farbe hebt Ihre – wenn ich das so nennen darf – exotische Note. Wirklich! Viel aparter als deutsche junge Damen. Denen hätte ich auch niemals zu solch einem Modell geraten. Wenn ich Ihnen vielleicht vorschlagen dürfte: Eine Winzigkeit den Träger raffen, dann kommt Ihr Busenansatz noch besser zur Geltung!«
    Busenansatz? Leonie wird rot. (Übrigens, was meint sie mit »exotisch« und »deutsche Damen«?)
    »Finden Sie, dass das Kleid – frivol wirkt?«, fragt sie stattdessen irritiert.
    Die Verkäuferin, eine junge Frau, kaum sehr viel älter als Leonie, schlägt die Hände zusammen. »Um Gottes willen, nein! Gnädiges Fräulein wirken doch von Haus aus derart distinguiert!«
    Leonie lächelt in sich hinein. Für »distinguiert« hat sie sich noch nie gehalten. Zur Vornehmheit fehlt ihr ein ganzes Stück.
    »Also darf ich die Änderungen abstecken?«
    »Nein, lassen Sie nur. Das mache ich selbst. Ich habe keine Zeit, noch einmal zu kommen.« Und sie kann es sich nicht verkneifen zu sagen: »Ich fahre nämlich morgen in Urlaub, in die

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