Dreifach
Feddajin, er lächelte ölig und legte ihr die Hand aufs Knie, er deutete an, daß Eila und er mehr als Freunde gewesen wären und daß er auch für Suza mehr als ein Freund sein wolle. Sie erwiderte, daß Palästina erst dann frei sein werde, wenn auch seine Frauen frei seien, und daß Araber lernen müßten, zwischen männlichem und schweinischem Verhalten zu unterscheiden. Diese Bemerkung brachte ihn zum Schweigen.
Sie hatten einige Mühe, Cortones Adresse zu ermitteln – Suza hoffte beinahe, daß sie erfolglos bleiben würden –, aber am Ende fanden sie einen Taxifahrer, der das Haus kannte. Suza wurde abgesetzt; Hassan würde eine halbe Meile weiterfahren und auf sie warten.
Das Haus war groß, von einer hohen Mauer umgebenund am Tor von Posten bewacht. Suza sagte, daß sie Cortone sprechen wolle und eine Freundin Nat Dicksteins sei.
Sie hatte lange darüber nachgedacht, was sie Cortone erzählen sollte: die ganze oder nur einen Teil der Wahrheit? Angenommen, er wußte oder konnte herausfinden, wo Dickstein war – weshalb sollte er es ihr verraten? Sie würde ihn beschwören, daß Dickstein in Gefahr sei und sie ihn unbedingt warnen müsse. Welchen Grund hatte Cortone, ihr zu glauben? Sie würde ihn bezaubern – das war bei Männern seines Alters kein Problem –, aber er würde immer noch mißtrauisch sein.
Suza hätte Cortone am liebsten völlig aufgeklärt, daß sie Nat suche, um ihn zu warnen, aber daß sie auch von seinen Feinden als Köder benutzt werde, daß Hassan sie eine halbe Meile weiter in einem Taxi erwarte. Aber dann würde er ihr mit Sicherheit nichts sagen.
Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Sie hatte es mit zu vielen Täuschungen und doppelten Täuschungen zu tun. Und daneben war der Wunsch, Nathaniel zu sehen und selbst mit ihm zu sprechen, übermächtig.
Sie hatte immer noch keine Entscheidung getroffen, als der Posten ihr das Tor öffnete und sie über die Kieseinfahrt zum Haus führte. Dieses war schön, aber drinnen recht überladen, als ob der Innenarchitekt es großzügig eingerichtet und die Besitzer dann eine Menge teuren Trödels ihrer eigenen Wahl hinzugefügt hätten. Es schien sehr viele Bedienstete zu geben. Einer von ihnen brachte Suza nach oben, da Mr. Cortone in seinem Schlafzimmer ein spätes Frühstück einnahm.
Als sie eintrat, saß Cortone an einem kleinen Tisch und schaufelte Eier und Pommes frites in sich hinein. Er war ein dicker, völlig kahlköpfiger Mann. Suza konnte sich an seinen Besuch in Oxford nicht mehr erinnern, aber er mußte damals ganz anders ausgesehen haben.
Er warf ihr einen Blick zu, sprang mit entsetzter Mieneauf und rief: »Mein Gott, sie ist nicht gealtert!« Dann bekam er das Frühstück in die falsche Röhre und fing an zu keuchen und zu prusten.
Der Diener packte Suza von hinten und hielt ihre Arme mit schmerzhaftem Griff fest. Doch er ließ sie sofort wieder los, um seinem Chef auf den Rücken zu klopfen. »Wie haben Sie das gemacht?« brüllte Cortone. »Wie, zum Teufel, haben Sie das gemacht?«
Diese Farce half ihr merkwürdigerweise, sich ein wenig zu beruhigen. Sie konnte keine Angst vor einem Mann haben, der so viel Angst vor ihr selbst hatte. Suza ließ sich von ihrem Selbstbewußtsein leiten, setzte sich an seinen Tisch und goß sich Kaffee ein. Nachdem Cortone zu husten aufgehört hatte, sagte sie: »Es war meine Mutter.«
»Du meine Güte.« Cortone hustete noch einmal, scheuchte den Diener mit einer Handbewegung hinaus und nahm wieder Platz. »Sie sind ihr so ähnlich, daß Sie mich beinahe zu Tode erschreckt hätten.« Er kniff die Augen zusammen, während er sich konzentrierte. »Sind Sie damals – äh, 1947 – vielleicht vier oder fünf Jahre alt gewesen?«
»Das stimmt.«
»Teufel, jetzt erinnere ich mich. Sie hatten eine Schleife im Haar, und jetzt haben Sie sich mit Nat eingelassen.«
»Er ist also hier gewesen.« Ihr Herz machte vor Freude einen Sprung.
»Vielleicht.« Cortones Freundlichkeit war verschwunden. Sie merkte, daß es nicht leicht sein würde, ihn hinters Licht zu führen.
»Ich möchte wissen, wo er ist.«
»Und ich möchte wissen, wer Sie hierhergeschickt hat.«
»Niemand hat mich geschickt.« Suza sammelte sich und versuchte, ihre Spannung zu verbergen. »Ich habe vermutet, daß er sich bei diesem ... Projekt, an dem er arbeitet,an Sie um Hilfe gewandt haben könnte. Die Araber haben nämlich davon erfahren und wollen ihn töten. Ich muß ihn warnen ... Bitte, helfen Sie
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