Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
gestoßen. Ich glaube nicht, daß sie wissen, was wir vorhaben ... aber wenn sie es wissen, dürften wir erfahren, wie hart wir wirklich sind.«
    Einer der Offiziere kam mit einem Zettel auf Dickstein zu. »Eine Nachricht aus Tel Aviv. Die Coparelli hat gerade Gibraltar passiert.«
    »Darauf habe ich gewartet.« Dickstein stand auf. »Morgen früh geht’s los.«

    *

    Suza Ashford und Al Cortone stiegen in Rom in eine andere Maschine und trafen früh am Morgen in Sizilien ein. Zwei von Cortones Cousins holten sie am Flugplatz ab. Eine lange Debatte folgte – ohne Schärfe, aber trotzdem laut und erregt. Suza konnte nicht allen Einzelheiten des schnellen Dialogs folgen, aber sie begriff, daß die Cousins Cortone begleiten wollten, während er darauf bestand, alles allein zu erledigen, da es sich um eine Ehrenschuld handle.
    Cortone schien sich durchzusetzen. Sie verließen den Flugplatz – ohne die Cousins – in einem großen weißen Fiat. Suza saß am Steuer. Cortone dirigierte sie zur Küstenstraße. Zum hundertsten Male ließ sie sich die Szene des Wiedersehens mit Nathaniel durch den Kopf gehen: Sie entdeckte seinen schmalen, eckigen Körper; er blickte auf, erkannte sie, und sein Gesicht weitete sich zu einem Lächeln der Freude; sie rannte auf ihn zu, und sie umarmten sich; er drückte sie so fest an sich, daß es weh tat; sie sagte: »Oh, ich liebe dich«, und küßte ihn auf dieWangen, die Nase, den Mund ... aber sie war auch schuldbewußt und ängstlich. Deshalb gab es eine andere, seltener von ihr heraufbeschworene Szene, in der er sie steinernen Gesichts anstarrte und fragte: »Was hast du hier zu suchen, verdammt noch mal?«
    Es war ein bißchen so wie damals, als sie am Heiligen Abend unartig gewesen war. Ihre Mutter war erzürnt gewesen und hatte ihr gedroht, daß der Weihnachtsmann Steine statt Spielzeug und Süßigkeiten in ihren Strumpf stecken werde. Suza hatte nicht gewußt, ob sie es glauben sollte oder nicht, und hatte wach gelegen, während sie den Morgen halb ersehnte, halb fürchtete. Sie warf einen Seitenblick auf Cortone, der neben ihr saß. Die Reise über den Atlantik hatte ihn erschöpft. Suza hatte Mühe, ihn für genauso alt wie Nat zu halten. Er war so dick und kahl und ... er hatte Spuren einer Lasterhaftigkeit an sich, die vielleicht amüsant gewesen wären, wenn sie ihn nicht noch älter gemacht hätten.
    Die Insel war hübsch. Suza betrachtete die Landschaft, um sich abzulenken und die Zeit schneller vergehen zu lassen. Die Straße schlängelte sich von Stadt zu Stadt an der Küste entlang, und zu ihrer Rechten konnte sie die Aussicht auf felsige Strände und das gleißende Mittelmeer genießen.
    Cortone steckte sich eine Zigarre an. »Früher, als ich jung war, habe ich so etwas oft gemacht. Ich bin in ein Flugzeug gestiegen, mit einem hübschen Mädchen irgendwohin geflogen und dann in der Gegend rumgefahren, um mich umzusehen. Jetzt nicht mehr. Ich sitze seit Jahren in Buffalo fest – so scheint’s jedenfalls. So ist es eben, wenn man Geschäfte macht: Man wird reich, aber man muß sich dauernd über etwas den Kopf zerbrechen. Deshalb rührt man sich nicht von der Stelle, sondern läßt andere zu sich kommen. Man wird zu träge, um Spaß zu haben.«
    »Es war Ihre Wahl«, sagte Suza. Sie verspürte mehr Mitgefühl für Cortone, als sie zeigen mochte. Er war einMann, der schwer gearbeitet hatte, um die falschen Dinge zu erreichen.
    »Es war meine Wahl«, gab Cortone zu. »Junge Leute sind gnadenlos.«
    Er zeigte einen Anflug von Lächeln, was nur selten geschah, und paffte seine Zigarre. Zum drittenmal sah Suza das silberblaue Auto im Rückspiegel. »Wir werden verfolgt.« Sie versuchte, ihre Stimme ruhig und normal klingen zu lassen.
    »Der Araber?«
    »Er muß es sein.« Sie konnte das Gesicht hinter der Windschutzscheibe nicht erkennen. »Was sollen wir tun? Sie sagten, daß Sie sich darum kümmern würden.«
    »Das werde ich.«
    Er schwieg. Suza, die eine Erklärung erwartet hatte, blickte zur Seite. Er lud eine Pistole mit häßlichen braunschwarzen Kugeln. Sie schnappte nach Luft, da sie noch nie eine richtige Pistole gesehen hatte.
    Cortone schaute erst sie an und spähte dann nach vorn. »Jesus, passen Sie auf die gottverdammte Straße auf!«
    Sie bremste scharf, um eine enge Kurve nehmen zu können. »Woher haben Sie das Ding?«
    »Von meinem Cousin.«
    Suzas Gefühl, einen Alptraum durchzumachen, verstärkte sich. Sie hatte seit vier Tagen nicht mehr in einem Bett

Weitere Kostenlose Bücher