Dreifach
Bord der Stromberg war er von der israelischen Flotte ausgeliehen.
Sie spazierten über das Deck. Dickstein fragte: »Irgendwelche Probleme, Kapitän?«
»Es ist kein gutes Schiff«, sagte der Kapitän. »Es ist langsam, schwerfällig und alt. Aber wir haben es in gute Verfassung gebracht.«
Nach dem zu schließen, was Dickstein im Zwielicht sehen konnte, war die Stromberg in besserem Zustand als ihr Schwesterschiff, die Coparelli. Alles an Deck wirkte ordentlich und blitzblank.
Sie stiegen zur Brücke hinauf, musterten die imposanten Geräte im Funkraum und gingen zur Messe hinab, wo die Besatzung gerade ihr Abendessen beendete. Im Gegensatz zu den Offizieren waren die Matrosen alle Mossad-Agenten; die meisten von ihnen hatten etwas seemännische Erfahrung. Dickstein hatte mit einigen von ihnen zusammengearbeitet. Alle waren wenigstens zehn Jahre jünger als er. Es waren aufgeweckte, muskulöse Kerle, bekleidet mit einer seltsamen Kombination aus Jeans und zu Hause gestrickten Pullovern; sie waren zäh, humorvoll und gut ausgebildet.
Dickstein nahm eine Tasse Kaffee und setzte sich an einen der Tische. Er hatte einen weit höheren Rang als alle anderen, aber in den israelischen Streitkräften wurde davon nicht viel Aufhebens gemacht, vom Mossad gar nicht zu reden. Die vier Männer am Tisch nickten und begrüßten ihn. Ish, ein mürrischer Sabra mit dunkler Hautfarbe, sagte: »Das Wetter schlägt um.«
»Hör bloß auf. Dabei wollte ich auf dieser Kreuzfahrt braun werden.« Der Sprecher war ein schlaksiger aschblonder New Yorker namens Feinberg, ein Mann mit trügerisch hübschem Gesicht, den Frauen um seine Wimpern beneideten. Es war schon zu einem Standardwitz geworden, diesen Auftrag als »Kreuzfahrt« zu bezeichnen. Bei seiner Einsatzbesprechung früh am Tag hatte Dickstein erklärt, daß die Coparelli bei ihrer Kaperung beinahe verlassen sein würde. »Kurz nachdem sie die Straße von Gibraltar passiert hat, werden ihre Maschinen versagen. Der Schaden wird so groß sein, daß er auf See nicht zu reparieren ist. Der Kapitän schickt den Eignern ein entsprechendes Kabel – und wir sind jetzt die Eigner. Durch einen scheinbar glücklichen Zufall wird ein anderes unserer Schiffe in der Nähe sein. Es ist die Gil Hamilton, die jetzt hier auf der anderen Seite der Bucht ankert. Sie wird die Coparelli anlaufen und die ganze Besatzung, außer dem Ingenieur, an Bord nehmen. Dann verschwindetsie von der Bildfläche: Sie wird den nächsten Hafen anlaufen, wo man die Besatzung der Coparelli absetzt und ihr das Fahrgeld für Zugfahrkarten nach Hause gibt.«
Sie hatten den ganzen Tag Zeit gehabt, über die Instruktionen nachzudenken, und Dickstein rechnete mit Fragen. Jetzt meldete sich Levi Abbas, ein kleiner, massiger Mann – »gebaut wie ein Panzer und etwa genauso schön«, hatte Feinberg über ihn gesagt. »Weshalb sind Sie so sicher, daß die Coparelli genau dann einen Maschinenschaden haben wird, wenn Sie es für nötig halten?«
»Ah.« Dickstein schlürfte seinen Kaffee. »Kennen Sie Dieter Koch vom Marinegeheimdienst?«
Feinberg kannte ihn.
»Er ist der Ingenieur der Coparelli .«
Abbas nickte. »Also deshalb werden wir die Coparelli reparieren können. Wir wissen, was mit ihr los sein wird.«
»Richtig.«
Abbas fuhr fort: »Wir übermalen den Namen Coparelli, taufen sie in Stromberg um, tauschen die Logbücher aus, versenken die alte Stromberg und bringen die Coparelli, die dann Stromberg heißt, mit der Fracht nach Haifa. Aber warum laden wir die Fracht nicht auf See von einem Schiff auf das andere um? Wir haben doch Kräne.«
»Das war meine ursprüngliche Idee«, sagte Dickstein. »Es war zu riskant. Ich konnte niemandem garantieren, daß es möglich sein würde, besonders bei schlechtem Wetter.«
»Wir könnten es immer noch tun, wenn das gute Wetter anhält.«
»Ja, aber da wir nun identische Schwesterschiffe haben, ist es leichter, die Namen – und nicht die Fracht – auszuwechseln.«
»Außerdem wird das gute Wetter nicht anhalten«, meinte Ish pessimistisch.
Der vierte Mann am Tisch war Porush, ein junger Mann mit Bürstenhaarschnitt und einem Brustkasten wie einBierfaß. Zufällig war er mit Abbas’ Schwester verheiratet. »Wenn alles so leicht ist, was haben dann harte Burschen wie wir dabei zu suchen?«
»Ich bin in den letzten sechs Monaten durch die ganze Welt gereist, um dieses Projekt vorzubereiten. Ein- oder zweimal bin ich natürlich auf Leute von der anderen Seite
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