Dreifach
Gedanken an die Pistole, den Knall und die in ihren Körper eindringende Kugel, und sie fing an zu zittern.
»Was ist los?« erkundigte Rostow sich.
»Al Cortone ist tot.«
»Das wissen wir. Steigen Sie ein.«
Suza stieg in den Wagen.
*
Pierre Borg ließ Athen hinter sich und parkte sein Auto am Ende eines Küstenstreifens, wo gelegentlich Liebespaare spazierengingen. Er stieg aus und wanderte am Strand entlang, bis er Kawash traf, der aus der entgegengesetzten Richtung kam. Sie standen Seite an Seite und blickten auf das Meer hinaus, während kleine Wellen sanft gegen ihre Schuhe plätscherten. Borg konnte das gutgeschnitteneGesicht des hochgewachsenen arabischen Doppelagenten im Sternenlicht erkennen. Kawash wirkte nicht so selbstsicher wie gewöhnlich.
»Vielen Dank, daß Sie doch gekommen sind«, sagte Kawash.
Borg wußte nicht, was er davon halten sollte. Wenn sich jemand zu bedanken hatte, dann er selbst. Plötzlich wurde ihm klar, daß Kawash genau darauf angespielt hatte. Der Mann ging stets subtil vor, sogar bei Beleidigungen.
»Die Russen haben den Verdacht, daß es in Kairo eine undichte Stelle gibt«, begann Kawash. »Sie lassen sich sozusagen nicht mehr in ihre kollektiven kommunistischen Karten schauen.« Er lächelte dünn. Borg fand die Bemerkung nicht witzig. »Sogar als Yasif Hassan in Kairo war, um Bericht zu erstatten, erfuhren wir nicht viel – und nicht alle von Hassans Informationen sind an mich weitergeleitet worden.«
Borg rülpste laut; er hatte eine üppige griechische Mahlzeit gegessen. »Verschwenden Sie bitte keine Zeit mit Entschuldigungen. Sagen Sie mir einfach, was Sie wissen.«
»In Ordnung.« Kawash lächelte milde. »Die Russen wissen, daß Dickstein Uran stehlen soll.«
»Das haben Sie mir schon beim letzten Mal mitgeteilt.«
»Ich glaube nicht, daß sie irgendwelche Einzelheiten kennen. Sie haben die Absicht, alles geschehen zu lassen und es dann später an den Pranger zu stellen. Zwei ihrer Schiffe sind im Mittelmeer, aber sie wissen nicht, wohin sie sie schicken sollen.«
Eine Plastiktasche trieb mit der Flut heran und landete zu Borgs Füßen. Er beförderte sie mit einem Tritt ins Wasser zurück. »Was ist mit Suza Ashford?«
»Sie arbeitet mit Sicherheit für die arabische Seite. Zwischen Rostow und Hassan hat es eine Meinungsverschiedenheit gegeben. Hassan wollte herausfinden, wo genau Dickstein war, und Rostow hielt es für unnötig.«
»Schlechte Nachrichten. Weiter.«
»Danach machte Hassan sich auf eigene Faust an die Arbeit. Er bearbeitete Suza Ashford, ihm bei der Suche nach Dickstein zu helfen. Sie flogen nach Buffalo in den USA und trafen einen Gangster namens Cortone, der sie nach Sizilien brachte. Sie verpaßten Dickstein, wenn auch nur knapp; jedenfalls sahen sie noch, wie die Stromberg auslief. Hassan steckt wegen dieser Sache in großen Schwierigkeiten. Er hat den Befehl, nach Kairo zurückzukehren, ist aber noch nicht aufgetaucht.«
»Das Mädchen führte ihn zu Dicksteins Versteck?«
»Richtig.«
»Jesus Christus, das ist schlimm.« Borg dachte an die Nachricht, die im römischen Konsulat für Nat Dickstein von seiner »Freundin« eingetroffen war. Er zitierte Kawash den Inhalt: »Hassan hat mir alles gesagt. Er und ich werden dich besuchen.« Was, zum Teufel, konnte das bedeuten? Sollte es Dickstein warnen, ihn zurückhalten oder verwirren? Oder war es ein doppelter Bluff – ein Versuch, ihn glauben zu lassen, daß sie gezwungen wurde, Hassan zu ihm zu führen?
»Ein doppelter Bluff, nehme ich an«, sagte Kawash. »Sie wußte, daß ihre Rolle früher oder später bekanntwerden würde, deshalb bemüht sie sich, Dicksteins Vertrauen zu ihr noch länger aufrechtzuerhalten. Sie werden die Nachricht nicht weiterleiten ...«
»Natürlich nicht.« Borg wandte sich einem anderen Komplex zu. »Wenn sie in Sizilien waren, wissen sie von der Stromberg. Welche Schlüsse können sie daraus ziehen?«
»Daß die Stromberg bei dem Urandiebstahl eingesetzt wird.«
»Genau. Wenn ich Rostow wäre, würde ich der Stromberg folgen, die Kaperung abwarten und dann angreifen. Verflucht, verflucht, verflucht. Es scheint, daß wir unseren Plan aufgeben müssen.« Er bohrte die Schuhspitze in den weichen Sand. »Wie ist die Lage in Kattara?«
»Ich habe die schlechteste Nachricht bis zuletzt aufgehoben. Alle Tests sind zufriedenstellend verlaufen. Die Russen liefern Uran, und der Reaktor nimmt heute in drei Wochen seine Arbeit auf.«
Borg starrte auf das
Weitere Kostenlose Bücher