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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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seinen Plan ausgenutzt, Dickstein die Heimat zu nehmen.
    Oh ja, er würde Yasif Hassan töten, wenn möglich, mit bloßen Händen. Und die anderen auch. Der Gedanke verwandelte tiefste Verzweiflung in Wut: Er wollte Knochen knacken hören, er wollte sehen, wie Körper zusammenbrachen, er wünschte sich den Geruch von Furcht undPistolenfeuer, er wollte nichts als Tod um sich herum verbreiten.
    Borg glaubte, daß sie auf See angegriffen würden. Dickstein packte die Reling, während das Schiff durch die unruhige See pflügte. Der Wind verstärkte sich für einen Moment und peitschte sein Gesicht mit kaltem, hartem Regen. Er würde auf den Angriff warten. Dann öffnete er den Mund und brüllte in den Wind hinaus: »Sie sollen nur kommen – die Hunde sollen nur kommen!«

15
    H ASSAN KEHRTE NIE mehr nach Kairo zurück.
    Jubel erfüllte ihn, als sein Flugzeug in Palermo startete.
    Es war knapp gewesen, aber er hatte Rostow wieder überlistet! Er hatte seinen Ohren kaum getraut, als Rostow sagte: »Gehen Sie mir aus den Augen.« Hassan war sicher gewesen, daß man ihn mit an Bord der Karla nehmen und er folglich die Kaperung durch die Feddajin verpassen würde. Aber Rostow war der festen Ansicht, daß Hassan nur übereifrig, impulsiv und unerfahren sei. Ihm war nie eingefallen, der Araber könnte ein Verräter sein. Wie hätte es ihm auch einfallen können? Hassan war der Vertreter des ägyptischen Geheimdienstes in der Gruppe. Wenn Rostow Zweifel an seiner Loyalität gehabt hätte, hätte er erwogen, ob Hassan für die Israelis arbeitete, denn diese waren der Gegner. Von den Palästinensern, wenn sie überhaupt eine Rolle spielten, konnte man annehmen, daß sie auf arabischer Seite stehen würden.
    Es war wunderbar. Der gerissene, arrogante, herablassende Oberst Rostow und die Macht des ganzen berüchtigtenKGB waren einem lächerlichen palästinensischen Flüchtling nicht gewachsen gewesen, einem Mann, den sie für ein Nichts hielten!
    Aber noch war es nicht geschafft. Er mußte erst noch zu den Feddajin stoßen.
    Der Flug von Palermo führte ihn nach Rom, wo er versuchte, eine Maschine nach Annaba oder Constantine, beide in der Nähe der algerischen Küste, zu bekommen. Das Beste, was die Fluggesellschaften anbieten konnten, war Algier oder Tunis. Er entschied sich für Tunis.
    Dort fand er einen jungen Taxifahrer mit einem fast neuen Renault und hielt dem Mann mehr Geld in amerikanischen Dollars vor Augen, als der normalerweise in einem ganzen Jahr verdiente. Das Taxi beförderte ihn über die ganze Breite Tunesiens – hundert Meilen – und über die Grenze nach Algerien und setzte ihn in einem Fischerdorf mit einem kleinen natürlichen Hafen ab.
    Einer der Feddajin erwartete ihn. Hassan entdeckte ihn am Strand, wo er unter einem aufgestützten Dinghi saß, sich vor dem Regen schützte und mit einem Fischer Backgammon spielte. Die drei Männer stiegen in das Boot des Fischers und legten ab.
    Die See war rauh, als sie am späten Nachmittag hinausfuhren.
    Hassan, der von seemännischen Dingen nichts verstand, machte sich Sorgen, daß das kleine Motorboot kentern könnte, aber der Fischer grinste die ganze Zeit fröhlich. Die Fahrt dauerte eine knappe halbe Stunde. Während sie sich dem hochaufragenden Rumpf des Schiffes näherten, verspürte Hassan wieder ein Gefühl des Triumphes. Ein Schiff ... sie hatten ein Schiff.
    Er kletterte auf Deck, während der Mann, der ihn abgeholt hatte, den Fischer bezahlte. Mahmud wartete schon auf ihn. Sie umarmten sich, und Hassan sagte: »Wir sollten sofort den Anker lichten – wir haben keine Zeit zu verlieren.«
    »Komm mit mir auf die Brücke.«
    Hassan folgte Mahmud nach vorn. Das Schiff war ein kleines Küstenfahrzeug von rund tausend Bruttoregistertonnen, ziemlich neu, elegant und in gutem Zustand. Der größte Teil der Quartiere befand sich unter Deck; eine Luke deutete auf einen einzigen Laderaum hin. Das Schiff war so konstruiert worden, daß es rasch kleine Frachten befördern und in den kleinen nordafrikanischen Häfen manövrieren konnte.
    Sie blieben einen Moment lang auf dem Vorderdeck stehen und schauten sich um.
    »Genau das, was wir brauchen«, kommentierte Hassan freudig.
    »Ich habe sie in Nablus umgetauft«, erklärte Mahmud. »Sie ist das erste Schiff der palästinensischen Flotte.«
    Hassan merkte, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Sie kletterten die Leiter hinauf. »Ich habe sie von einem libyschen Geschäftsmann, der seine Seele retten wollte«, sagte

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