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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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tun? Was
hat Schulz unternommen?
    A: Zwei Tage lang Sehenswürdigkeiten besichtigt, dann ist er in einem grauen Mercedes in der Wüste verschwunden.
    F: Und du bist in sein Apartment eingebrochen?
    A: Ja. (WAHR)
    F: Was hast du erfahren?
    A: Er ist Wissenschaftler. (WAHR)
    F: Sonst noch etwas?
    A: Amerikaner. (WAHR) Das ist alles. (WAHR)
    F: Wer war dein Ausbilder?
    A: Ertl. (ANZEIGE UNKLAR)
    F: Aber das war nicht sein richtiger Name.
    A: Ich weiß nicht. (UNWAHR) Nein!
Nicht den Knopf. Lassen Sie mich nachdenken; es war einmal, nur ganz
kurz, ich glaube, jemand sagte, daß sein richtiger Name Manner ist. (WAHR)
    F: Oh, Manner. Eine Schande. Er gehört zu der altmodischen
Sorte. Glaubt immer noch, man könne Agenten so ausbilden, daß ihr
Widerstand bei einem Verhör nicht zu brechen ist. Es ist seine
Schuld, daß du so leidenmußt. Und deine Kollegen?
Wer wurde mit dir zusammen ausgebildet?
    A: Ich kannte ihre wirklichen Namen nicht. (UNWAHR)
    F: Nein?
    A: (Schreit)
    F: Die wirklichen Namen.
    A: Nicht alle –
    F: Nenne mir diejenigen, die du kanntest.
    A: (Schweigt) – (Schreit)
Der Gefangene verliert das Bewußtsein.
(Pause)
    F: Wie heißt du?
    A: A ... Tofik. (Schreit)
    F: Was hast du zum Frühstück gegessen?
    A: Weiß ich nicht.
    F: Wieviel sind zwanzig minus sieben?
    A: Siebenundzwanzig.
    F: Was hast du Krantz über Professor Schulz gemeldet?
    A: Besichtigungen ... westliche Wüste ... Überwachung gescheitert ...
    F: Mit wem zusammen wurdest du ausgebildet?
    A: (Schweigt)
    F: Mit wem wurdest du ausgebildet?
    A: (Schreit)
    F: Mit wem wurdest du ausgebildet?
    A: Ja, wenn ich auch durch das Tal des Todesschattens wandle –
    F: Mit wem wurdest du ausgebildet?
    A: (Schreit)
    Der Gefangene stirbt.

    *

    Wenn Kawash um ein Treffen bat, zögerte Pierre Borg nicht. Zeit und Ort wurden nicht diskutiert: Kawash sandte eine Botschaft, in welcher der Treffpunkt genanntwurde, und Borg verpaßte das Rendevous nicht. Kawash war der beste Doppelagent, den Borg je gehabt hatte – alles andere war unwichtig.
    Der Chef des Mossad stand an einem Ende des Bahnsteigs der Bakerloo-Linie – Richtung Norden – in der U-Bahn-Station Oxford Circus, las ein Plakat, das für eine Vortragsreihe über Theosophie warb, und wartete auf Kawash. Er hatte keine Ahnung, weshalb der Araber London für dieses Treffen gewählt hatte; er wußte nicht, welche Gründe Kawash seinen Vorgesetzten für den Aufenthalt in der Stadt genannt hatte; er wußte nicht einmal, weshalb Kawash ein Verräter war. Aber dieser Mann hatte den Israelis geholfen, zwei Kriege zu gewinnen und einen dritten zu vermeiden. Borg brauchte ihn. Borg blickte den Bahnsteig entlang und hielt nach einem hochstirnigen, braunen Schädel mit großer, schmaler Nase Ausschau. Er glaubte zu ahnen, worüber Kawash sprechen wollte, und hoffte, daß sich seine Ahnung bestätigen würde.
    Er machte sich große Sorgen über die Sache mit Schulz. Sie hatte als ganz normale Überwachung begonnen, genau der richtige Auftrag für seinen neuesten, unerfahrensten Agenten in Kairo: Ein hochqualifizierter amerikanischer Physiker, der in Europa Urlaub macht, beschließt, nach Ägypten zu reisen. Die erste Warnung war gekommen, als Tofik Schulz aus den Augen verloren hatte. In jenem Moment hatte Borg die Aktivitäten für dieses Projekt verstärkt. Ein freier Journalist in Mailand, der gelegentlich Erkundigungen für deutsche Geheimdienste einzog, hatte festgestellt, daß Schulz’ Flugkarte nach Kairo von der Frau eines ägyptischen Diplomaten in Rom bezahlt worden war. Dann hatte die CIA routinemäßig einen Satz Satellitenfotos der Gegend um Kattara, die Zeichen von Bauarbeiten aufzuweisen schien, an den Mossad weitergereicht – und Borg war eingefallen, daß Schulz in Richtung Kattara gefahren war, als Tofik den Kontakt verloren hatte.
    Irgend etwas ging vor. Aber er wußte nicht, was, und das beunruhigte ihn.
    Er war immer beunruhigt. Wenn es nicht an den Ägyptern lag, dann an den Syrern; wenn nicht an den Syrern, dann an den Feddajin; wenn nicht an seinen Feinden, dann an seinen Freunden und an der Frage, wie lange sie noch seine Freunde sein würden. Er hatte eine beunruhigende Arbeit. Seine Mutter hatte einmal gesagt: »Arbeit? Unsinn – es ist dir angeboren wie deinem armen Vater. Wenn du Gärtner wärst, würdest du dir auch über deine Arbeit Sorgen machen.« Sie könnte recht gehabt haben, aber trotzdem: Paranoia war die einzig vernünftige Geisteshaltung für einen

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