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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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erreichten. Sie ließen sich von einem Lastwagen nach Paris mitnehmen und sprangen dann auf einen Güterzug nach Marseille auf. Vor dort aus sind sie anscheinend den größten Teil der Strecke nach Italien zu Fuß gegangen. Danach stahlen sie ein riesiges Auto, einen Stabswagen des deutschen Heeres, einen Mercedes, und fuhren bis zur Stiefelspitze von Italien.« Esthers Gesicht war zu einem Lächeln zerknittert, und Karen dachte: Die Alte wäre damals gern bei ihnen gewesen.
    »Dickstein war im Krieg in Sizilien gewesen und schien die Mafia dort zu kennen. Sie besaß alle Waffen, die noch vom Krieg übriggeblieben waren. Dickstein wollte Waffenfür Israel, hatte aber kein Geld. Er überredete die Sizilianer, eine Schiffsladung Maschinenpistolen an einen Araber zu verkaufen und dann den Juden zu verraten, wo die Übergabe stattfinden würde. Sie wußten, was er vorhatte, und waren begeistert. Der Handel wurde abgeschlossen, die Sizilianer bekamen ihr Geld, und dann kaperten Dickstein und sein Freund das Schiff mit seiner Fracht und stachen nach Israel in See!«
    Karen lachte laut auf unter dem Feigenbaum, und eine grasende Ziege schaute trübsinnig zu ihr hin.
    »Warte«, sagte Esther, »du hast noch nicht alles gehört. Ein paar der Studenten hatten einmal Rudersport betrieben, und einer der anderen war ein Werftarbeiter, aber das war auch alles, was sie von der Seefahrt verstanden. Und nun sollten sie ganz allein ein Frachtschiff mit 5 000 Tonnen steuern. Sie improvisierten mit der Navigation, aber das Schiff hatte wenigstens Karten und einen Kompaß. Dickstein hatte in einem Buch nachgesehen, wie das Schiff in Gang zu setzen war, aber in dem Buch stand nicht, wie man es stoppte. Sie dampften also nach Haifa, schrien und winkten und warfen ihre Hüte in die Luft, als wäre es ein Studentenstreich – und rammten das Dock.
    Man verzieh ihnen natürlich sofort, denn die Waffen waren buchstäblich wertvoller als Gold. Und damals begann man, Dickstein den ›Piraten‹ zu nennen.«
    Er erinnert nicht gerade an einen Piraten, wie er da mit seinen ausgebeulten Shorts und seiner Brille im Weingarten arbeitet, dachte Karen. Trotzdem war er attraktiv. Sie wollte ihn verführen, wußte aber nicht, wie sie es anstellen sollte. Offenbar gefiel sie ihm, und sie hatte ihn vorsorglich wissen lassen, daß sie frei war. Aber er machte keinen Annäherungsversuch. Vielleicht hielt er sie für zu jung und unschuldig, oder vielleicht interessierte er sich nicht für Frauen.
    Seine Stimme unterbrach ihre Gedanken. »Wir sind fertig, glaube ich.«
    Sie blickte zur tiefstehenden Sonne. Es war Zeit aufzuhören. »Du hast zweimal soviel geschafft wie ich.«
    »Ich bin an die Arbeit gewöhnt. Schließlich bin ich, mit kleinen Pausen, seit zwanzig Jahren hier. Der Körper paßt sich an.«
    Sie gingen zum Dorf zurück, während der Himmel sich purpurn und gelb färbte. »Was tust du sonst – wenn du nicht hier bist?« fragte Karen.
    »Oh ... ich vergifte Brunnen und entführe Kinder von Christen.«
    Karen lachte.
    »Wie läßt sich das Leben hier mit dem in Kalifornien vergleichen?« erkundigte sich Dickstein.
    »Hier ist es wunderbar, aber ich glaube, daß noch eine Menge getan werden muß, bevor die Frauen wirklich gleichberechtigt sind.«
    »Das scheint im Moment das Hauptthema zu sein.«
    »Du hast nie viel darüber zu sagen.«
    »Hör zu, ich meine, daß du recht hast. Aber es ist besser, wenn sich Menschen ihre Freiheit nehmen, als wenn sie ihnen gegeben wird.«
    »Das klingt wie eine gute Entschuldigung dafür, überhaupt nichts zu unternehmen.«
    Jetzt lachte Dickstein.
    Als sie das Dorf erreichten, kamen sie an einem jungen Mann auf einem Pony vorbei; er trug ein Gewehr und war unterwegs, um an den Grenzen der Siedlung zu patrouillieren. »Sei vorsichtig, Yisrael«, rief Dickstein. Die Beschießung von den Golanhöhen aus war natürlich vorbei, und die Kinder brauchten nicht mehr unter der Erde in Löchern zu schlafen, aber der Kibbuz führte weiter Patrouillen durch. Dickstein hatte zu denen gehört, die für fortdauernde Wachsamkeit plädierten.
    »Ich werde Mottie vorlesen«, sagte Dickstein.
    »Darf ich mitkommen?«
    »Warum nicht?« Dickstein blickte auf seine Uhr. »Wirhaben gerade noch Zeit, um uns zu waschen. Komm in fünf Minuten zu meinem Zimmer.«
    Sie trennten sich, und Karen ging zu den Duschen. Wenn man eine Waise ist, gibt es keinen besseren Ort als einen Kibbuz, überlegte sie, während sie sich auszog. Motties Eltern

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