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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ein Spion zu sein, ohne solche Dinge zu tun. Und in dieser Welt war es unmöglich, eine Nation zu sein, ohne Spione zu haben. Ohne eine Nation aber konnte Nat Dickstein sich nicht sicher fühlen.
    Er hatte keine Chance, ehrenhaft zu leben. Selbst wenn er seinen Beruf aufgäbe, würden andere Spione werden und in seinem Namen Böses tun, was beinahe genausoschlimm war. Wer leben wollte, mußte skrupellos sein. Dickstein erinnerte sich, daß ein Nazi-Lagerarzt namens Wolfgang ungefähr das gleiche gesagt hatte.
    Er war schon vor langer Zeit zu dem Schluß gekommen, daß es im Leben nicht um Gut oder Böse, sondern um Sieg oder Niederlage ging. Trotzdem gab es Zeiten, in denen diese Philosophie ihm keinen Trost bereitete.
    Dickstein verließ die Bar und steuerte auf Steifkragens Haus zu. Er mußte seinen Vorteil nutzen, solange der Mann demoralisiert war. Nach ein paar Minuten erreichte er die schmale gepflasterte Straße und bezog Posten gegenüber dem alten, terrassenförmigen Haus. Das Fenster in der Dachkammer war nicht erleuchtet.
    Die Nacht wurde kälter, während er wartete. Er begann, auf und ab zu gehen. Das europäische Wetter war deprimierend. Zu dieser Jahreszeit wäre es herrlich in Israel: lange, sonnige Tage und warme Nächte, schwere körperliche Arbeit tagsüber und abends Kameradschaft und Fröhlichkeit. Dickstein wünschte sich, heimkehren zu können.
    Endlich tauchten Steifkragen und sein Freund auf. Der Kopf des Freundes war von Bandagen umhüllt, und er konnte offenbar kaum etwas sehen, da er wie ein Blinder eine Hand auf Steifkragens Arm gelegt hatte. Sie blieben vor dem Haus stehen, und Steifkragen kramte nach dem Schlüssel. Dickstein überquerte die Straße und näherte sich den beiden. Sie hatten ihm den Rücken zugewandt, und seine Schuhe machten kein Geräusch.
    Steifkragen öffnete die Tür, drehte sich um, um seinem Freund zu helfen, und entdeckte Dickstein. Er fuhr erschrocken zusammen. »Oh Gott!«
    »Was ist los? Was ist los?« fragte sein Freund.
    » Er ist es.«
    »Ich muß mit Ihnen reden«, sagte Dickstein.
    »Ruf die Polizei«, keuchte der Blonde.
    Steifkragen faßte seinen Freund am Arm und wollte ihn durch die Tür zerren. Dickstein streckte seine Hand aus und hielt die beiden zurück. »Sie müssen mich einlassen, oder ich mache hier auf der Straße eine Szene.«
    Steifkragen sagte: »Er wird uns das Leben zur Hölle machen, bis er bekommt, was er will.«
    »Aber was will er?«
    »Das werden Sie gleich erfahren«, erklärte Dickstein. Er betrat als erster das Haus und stieg die Treppe hinauf. Sie folgten ihm nach einem Moment des Zögerns.
    Als sie oben waren, schloß Steifkragen die Tür der Dachwohnung auf, und sie gingen hinein. Dickstein blickte sich um. Die Wohnung war größer, als er erwartet hatte, und sehr elegant mit Stilmöbeln, gestreiften Tapeten, vielen Pflanzen und Bildern eingerichtet. Steifkragen half seinem Freund in einen Sessel, dann nahm er eine Zigarette aus einem Kästchen, zündete sie mit einem Tischfeuerzeug an und steckte sie seinem Freund in den Mund. Sie saßen dicht beieinander und warteten darauf, daß Dickstein zu sprechen anfing.
    »Ich bin Journalist«, begann Dickstein.
    Steifkragen unterbrach: »Journalisten interviewen Leute, sie schlagen sie nicht zusammen.«
    »Ich habe ihn nicht zusammengeschlagen – zwei Hiebe, das war alles.«
    »Warum?«
    »Er hat mich angegriffen. Hat er Ihnen das nicht gesagt?«
    »Ich glaube Ihnen nicht.«
    »Wieviel Zeit wollen Sie mit sinnlosen Debatten darüber verschwenden?«
    »Überhaupt keine.«
    »Gut. Ich brauche eine Story über Euratom, eine gute Story – es ist wichtig für meine Karriere. Also, eine Möglichkeitwäre die große Zahl von Homosexuellen auf verantwortlichen Posten innerhalb der Organisation.«
    »Sie sind ein Schwein«, sagte Steifkragens Freund.
    »Richtig«, stimmte Dickstein zu. »Aber ich werde die Story fallenlassen, wenn ich eine bessere kriege.«
    Steifkragen fuhr sich mit der Hand über das angegraute Haar, und Dickstein bemerkte, daß er klaren Nagellack aufgetragen hatte. »Nun verstehe ich langsam.«
    »Was? Was verstehst du?« fragte sein Freund.
    »Er will Informationen.«
    »Genau«, sagte Dickstein. Steifkragen schien erleichtert. Jetzt war für Dickstein der Zeitpunkt gekommen, ein wenig freundlich zu sein, als Mensch aufzutreten, sie glauben zu lassen, daß die Dinge vielleicht doch nicht so schlecht aussahen. Er stand auf. Auf einem polierten Seitentisch stand eine

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