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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Karaffe mit Whisky. Er goß drei kleine Gläser voll. »Gut, Sie sind verwundbar, ich habe Sie aufs Korn genommen und erwarte, daß Sie mich deswegen hassen. Aber ich werde nicht behaupten, daß ich Sie hasse. Ich bin ein Schwein, und ich nutze Sie aus – und damit hat’s sich. Abgesehen davon, daß ich auch noch Ihren Alkohol trinke.« Er reichte ihnen die Gläser und setzte sich wieder.
    Nach einer Pause erkundigte sich Steifkragen: »Was wollen Sie wissen?«
    »Schon besser.« Dickstein nahm einen winzigen Schluck Whisky. Der Geschmack war ihm zuwider. »Euratom hat Aufzeichnungen über alle Transporte von spaltbarem Material innerhalb der Mitgliedsländer, dazu über alle Importe und Exporte mit Staaten außerhalb der Gemeinschaft. Stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Präzise ausgedrückt: Bevor jemand eine Unze Uran von A nach B befördern kann, muß er um Ihre Erlaubnis bitten.«
    »Ja.«
    »Es gibt vollständige Verzeichnisse aller erteilten Genehmigungen.«
    »Die Aufzeichnungen sind im Computer gespeichert.«
    »Ich weiß. Wenn man ihn fragte, würde der Computer eine Liste aller künftigen Urantransporte ausdrucken, für die eine Genehmigung vorliegt.«
    »Das tut er regelmäßig. Eine Liste geht einmal im Monat innerhalb der Behörde herum.«
    »Wunderbar«, sagte Dickstein. »Genau diese Liste will ich haben.«
    Ein langes Schweigen. Steifkragen trank etwas Whisky. Dickstein rührte seinen nicht mehr an. Die beiden Gläser Bier und der große Brandy, die er heute abend bereits getrunken hatte, waren mehr, als er normalerweise in zwei Wochen zu sich nahm.
    »Wofür brauchen Sie die Liste?« wollte der junge Mann wissen.
    »Ich werde alle Transporte in einem bestimmten Monat überprüfen. Dann werde ich beweisen können, daß das, was die Leute in Wirklichkeit tun, nichts oder fast nichts mit ihren Erklärungen gegenüber Euratom zu tun hat.«
    »Ich glaube Ihnen nicht«, sagte Steifkragen.
    Der Mann ist nicht dumm, dachte Dickstein. Er zuckte die Achseln. »Was meinen Sie denn, wofür ich die Liste brauche?«
    »Das weiß ich nicht. Sie sind kein Journalist. Bis jetzt haben Sie kein wahres Wort gesprochen.«
    »Darauf kommt es nicht an, oder?« fragte Dickstein. »Glauben Sie, was Sie wollen. Sie haben keine andere Wahl, als mir die Liste zu geben.«
    »Doch«, widersprach Steifkragen. »Ich werde meine Stellung kündigen.«
    »Wenn Sie das tun«, sagte Dickstein langsam, »werde ich Ihren Freund zu Brei schlagen.«
    »Wir gehen zur Polizei!« rief der Freund.
    »Ich werde verschwinden, vielleicht für ein Jahr, aber ich werde zurückkommen und Sie finden. Dann schlage ich Sie halbtot. Ihr Gesicht wird nicht mehr zu erkennen sein.«
    Steifkragen starrte Dickstein an. »Was sind Sie?«
    »Spielt es eine Rolle, was ich bin? Sie wissen, daß ich meine Drohung wahrmachen kann.«
    Steifkragen vergrub das Gesicht in den Händen. Dickstein wartete, bis die Stille bedrückend wurde. Steifkragen war hilflos, in die Enge getrieben. Es gab nur einen einzigen Ausweg, der ihm jetzt einfiel. Dickstein ließ ihm Zeit und sprach erst nach einer Minute wieder. »Der Computerausdruck wird unhandlich sein«, sagte er sanft.
    Steifkragen nickte, ohne aufzublicken.
    »Wird Ihre Aktentasche überprüft, wenn Sie das Büro verlassen?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Werden die Ausdrucke unter Schloß und Riegel gehalten?«
    »Nein.« Steifkragen riß sich mit sichtlicher Anstrengung zusammen. »Nein«, wiederholte er erschöpft, »diese Information ist keine Verschlußsache. Sie ist bloß vertraulich, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.«
    »Gut. Morgen werden Sie sich die Einzelheiten überlegen müssen – welche Kopie Sie mitnehmen, was genau Sie Ihrer Sekretärin sagen und so weiter. Übermorgen bringen Sie den Computerausdruck mit nach Hause. Dann werden Sie eine Notiz von mir vorfinden. Darin steht, wie Sie mir das Dokument zu übergeben haben.« Dickstein lächelte. »Danach werden Sie mich wahrscheinlich nie wiedersehen.«
    »Gott, das hoffe ich.«
    Dickstein erhob sich. »Telefonate sind in nächster Zeit nur eine unnötige Belastung für Sie.« Er fand den Apparat und riß die Schnur aus der Wand. Dann trat er zur Tür und öffnete sie.
    Der junge Mann schaute den herausgerissenen Draht an. Seine Augen schienen sich erholt zu haben. »Haben Sie Angst, daß er es sich anders überlegen könnte?«
    »Davor sollten Sie Angst haben«, sagte Dickstein, ging hinaus und machte die Tür leise hinter sich zu.

    *

    Das Leben ist

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