Dreifach
abgeschüttelt hatte, kehrte er mit dem Auto nach Luxemburg zurück. Er nahm an, daß man rund um die Uhr am Flughafen von Luxemburg nach ihm Ausschau halten würde. Da sie die Nummer seines Mietwagens kannten, machte er in Paris halt, um ihn zurückzugeben und einen neuen bei einer anderen Firma zu mieten.
An seinem ersten Abend in Luxemburg besuchte er den diskreten Nachtklub in der Rue Dicks, setzte sich allein an einen Tisch, schlürfte Bier und wartete auf Steifkragen. Aber dessen blonder Freund traf zuerst ein. Er war noch jung, vielleicht fünfundzwanzig oder dreißig Jahre alt, breitschultrig und unter seiner kastanienbraunen zweireihigen Jacke offensichtlich bestens gebaut. Der Blonde ging hinüber zu der Nische, in der er mit Steifkragen beim letztenmal gesessen hatte. Er bewegte sich anmutig wie ein Tänzer. Die Nische war leer. Wenn sich das Paar jeden Abend hier traf, wurde sie wahrscheinlich für die beiden reserviert.
Der junge Mann bestellte etwas zu trinken und blickte auf seine Uhr. Er merkte nicht, daß Dickstein ihn beobachtete. Steifkragen kam ein paar Minuten später. Er trug einen roten Pullover mit V-Ausschnitt und ein weißes Hemd mit einem Knopfkragen. Wie neulich ging er sofort zu dem Tisch, an dem sein Freund wartete. Die beiden begrüßten sich, indem sie einander an den Händen faßten. Sie wirkten glücklich. Dickstein schickte sich an, die Idylle zu zerschmettern.
Er rief einen Kellner zu sich. »Bitte, bringen Sie eine Flasche Champagner an den Tisch dort drüben, für den Mann im roten Pullover. Und für mich noch ein Bier.«
Der Kellner brachte zuerst das Bier und trug dann den Champagner in einem Eiskübel an Steifkragens Tisch. Dickstein sah, wie der Kellner dem Paar zeigte, daß er der Spender war. Als sie zu ihm herüberschauten, hob er sein Bierglas zu einem Toast und lächelte. Steifkragen erkannte ihn und schien beunruhigt.
Dickstein verließ seinen Tisch und ging zur Toilette. Er wusch sich das Gesicht, um sich die Zeit zu vertreiben. Zwei Minuten später kam Steifkragens Freund herein. Er kämmte sich und wartete darauf, daß ein dritter Mann hinausginge. Danach sprach er Dickstein an.
»Mein Freund will, daß Sie ihn in Ruhe lassen.«
Dickstein lächelte zynisch. »Das soll er mir selbst sagen.«
»Sie sind doch Journalist? Was wäre, wenn Ihr Brötchengeber erführe, daß Sie Lokale wie dieses besuchen?«
»Ich bin freischaffend.«
Der junge Mann kam näher. Er war fast fünfzehn Zentimeter größer als Dickstein und mindestens dreißig Pfund schwerer. »Sie sollen uns in Ruhe lassen.«
»Nein.«
»Weshalb tun Sie das? Was wollen Sie?«
»An dir bin ich nicht interessiert, mein Hübscher. Du gehst am besten nach Hause, während ich mich mit deinem Freund unterhalte.«
»Hol dich der Teufel«, fauchte der junge Mann und packte Dicksteins Jackenaufschläge mit seiner großen Hand. Er schob den anderen Arm zurück und machte eine Faust. Doch der Schlag landete nicht.
Dickstein stach die Finger in die Augen des Mannes. Der blonde Kopf zuckte im Reflex zurück und zur Seite. Dickstein unterlief den ausholenden Arm und schlug dem anderen mit aller Kraft in den Magen. Der Blonde stieß rasselnd den Atem aus, krümmte sich und drehte ab. Dickstein landete einen präzisen Hieb auf seinem Nasenrükken. Etwas knackte, und Blut sprudelte. Der junge Mann brach auf dem gekachelten Fußboden zusammen.
Es reichte.
Dickstein ging rasch hinaus; unterwegs zog er seine Krawatte gerade und glättete sich das Haar. Im Klub hatte die Vorstellung begonnen, und der deutsche Gitarrist sang ein Lied über einen schwulen Polizisten. Dickstein beglich seine Rechnung und schritt zum Ausgang. Er sah, wie sich Steifkragen mit besorgter Miene zur Toilette aufmachte. Es war eine milde Sommernacht, aber auf der Straße durchfuhr Dickstein ein Frösteln. Er legte eine kurze Strecke zu Fuß zurück, betrat dann eine Bar und bestellte einen Brandy. Es war ein lautes, verrauchtes Lokal mit einem Fernsehapparat auf dem Tresen. Dickstein nahm sein Glas mit an einen Ecktisch und setzte sich mit Blick zur Wand.
Der Kampf in der Toilette würde nicht angezeigt werden. Es würde aussehen wie der Streit um einen Liebhaber, und weder Steifkragen noch der Klubinhaber würden so etwas an die Öffentlichkeit bringen wollen. Steifkragen würde seinen Freund zu einem Arzt bringen und vorgeben, er habe sich an einer Tür gestoßen.
Dickstein trank den Brandy und hörte auf zu frösteln. Es war unmöglich,
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