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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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alten terrassenförmigen Haus.
    Rostow haßte dieses verschwörerische Getue. Es war so altmodisch und schien ihm typisch für die zwanziger und dreißiger Jahre, für Städte wie Wien, Istanbul und Beirut, nicht für Westeuropa im Jahre 1968. Er hielt es für zu gefährlich, einen Zivilisten auf der Straße zu schnappen, ihn in ein Auto zu stoßen und ihn so lange zu prügeln, bis er mit der Sprache herausrückte. Man könnte von Passanten gesehen werden, die keine Angst hatten, zur Polizei zu gehen und ihre Beobachtungen zu melden. Rostow liebte eindeutige und überschaubare Situationen: Er war dafür, sein Hirn, nicht seine Fäuste einzusetzen. Aber dieser Überbringer hatte mit jedem Tag, seit Dickstein untergetaucht war, an Bedeutung gewonnen. Rostow mußte wissen, was er Dickstein übergeben hatte, und zwar noch heute.
    »Wenn er nur endlich rauskäme«, knurrte Pjotr Tyrin.
    »Wir haben Zeit«, meinte Rostow. Das stimmte zwar nicht, aber er wollte nicht, daß seine Leute nervös und ungeduldig wurden und Fehler machten. Um die Spannung zu mindern, sprach er weiter. »Dickstein hat natürlich das gleiche getan wie wir. Er hat das Jean-Monnet-Gebäude beobachtet, ist diesem Mann nach Hause gefolgt und hat hier auf der Straße gewartet. Der Mann kam heraus und ging in den Homosexuellenklub. Danach kannte Dickstein seine Schwäche und nutzte sie aus, um Informationen von ihm zu erpressen.«
    »Er ist an den letzten beiden Abenden nicht im Klub gewesen«, sagte Nik.
    Rostow antwortete: »Er hat entdeckt, daß alles seinen Preis hat, besonders die Liebe.«
    »Liebe?« wiederholte Nik verächtlich.
    Rostow schwieg.
    Die Dunkelheit fiel über die Straße, und die Laternen leuchteten auf. Die Luft, die durch das offene Autofensterdrang, schmeckte feucht: Rostow sah Dunstschwaden im Lichtkreis der Lampen. Sie kamen vom Fluß herüber. Es wäre zu optimistisch gewesen, im Juni auf Nebel zu hoffen.
    »Was ist das?« flüsterte Tyrin.
    Ein blonder Mann in einem zweireihigen Jackett kam mit schnellen Schritten auf sie zu.
    »Ruhe jetzt«, befahl Rostow.
    Der Mann blieb vor dem Haus stehen, das sie beobachteten. Er drückte auf einen Klingelknopf.
    Hassan legte eine Hand auf den Türgriff.
    »Noch nicht«, zischte Rostow.
    Ein Netzvorhang vor dem Fenster der Dachwohnung wurde für einen Moment beiseite gezogen.
    Der blonde Mann wartete und pochte mit dem Fuß auf das Pflaster.
    »Ist das vielleicht der Geliebte?« sagte Hassan.
    »Halten Sie den Mund, verdammt noch mal«, grunzte Rostow.
    Eine Minute später öffnete sich die Vordertür, und der Blonde trat ein. Rostow sah kurz den Mann, der aufgemacht hatte: Es war der Überbringer. Die Tür schloß sich, und ihre Chance war dahin.
    »Zu schnell«, sagte Rostow. »Verflucht.«
    Tyrin begann wieder, mit den Fingern zu trommeln, und Nik kratzte sich. Hassan stieß einen ärgerlichen Fluch aus, als habe er seit langem gewußt, daß es albern war zu warten. Rostow beschloß, ihm bald wieder ordentlich auf die Zehen zu steigen.
    Eine Stunde lang geschah nichts.
    »Sie bleiben heute abend zu Hause«, vermutete Tyrin.
    »Wenn sie es mit Dickstein zu tun gekriegt haben, haben sie wahrscheinlich Angst, abends das Haus zu verlassen«, sagte Rostow.
    Nik fragte: »Gehen wir rein?«
    »Es gibt ein Problem«, erklärte Rostow. »Vom Fensteraus können sie sehen, wer an der Tür ist. Ich nehme an, daß sie Fremden nicht aufmachen würden.«
    »Der Geliebte könnte über Nacht bleiben«, sagte Tyrin.
    »Richtig.«
    »Wir dürfen eben nicht zimperlich sein«, meinte Nik. Rostow ignorierte das. Nik war nie für Zurückhaltung, er würde aber keine Gewalt anwenden, bevor er nicht den Befehl dazu bekam. Rostow erwog, daß sie nun vielleicht zwei Menschen entführen müßten, was weit schwieriger und gefährlicher war. »Haben wir Schußwaffen?« Tyrin öffnete das Handschuhfach vor sich und zog eine Pistole heraus.
    »Gut«, lobte Rostow, »aber du darfst auf keinen Fall schießen.«
    »Sie ist nicht geladen«, sagte Tyrin. Er schob die Waffe in die Tasche seines Regenmantels.
    »Wenn der Geliebte über Nacht bleibt, schnappen wir sie uns dann morgen früh?«
    »Kommt nicht in Frage«, erklärte Rostow. »Wir können so etwas nicht am hellichten Tag machen.«
    »Was dann?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden.«
    Er überlegte bis Mitternacht, danach löste sich das Problem von selbst.
    Rostow beobachtete den Eingang aus halb geschlossenen Augen. Er sah die erste Bewegung der sich

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