Dreifach
Oxford bevorzugte. Er erzählte dem Professor die gleiche Geschichte wie Hassan und Suza – darüber, daß er versuchte, Exportmärkte für israelischen Wein zu finden. Ashford stellte sachkundige Fragen. Verließen junge Leute die Kibbuzim, um in die Städte zu gehen? Hatten die Zeit und der Wohlstand die ursprünglichen Ziele der Kibbuzniks untergraben? Gab es Kontakte und Heiraten zwischen europäischen Juden und solchen aus Afrika und der Levante? Dickstein antwortete »Ja«, »Nein« und »Kaum«. Ashford vermied höflich, ihre gegensätzliche Auffassung von der politischen Moral Israels zu berühren, aber trotzdem war aus der distanzierten Art, wie er sich nach Israels Problemen erkundigte, der Wunsch nach schlechten Nachrichten herauszuhören.
Suza rief sie zum Lunch in die Küche, bevor Dickstein Gelegenheit gehabt hatte, seine eigenen Fragen zu stellen. Ihre französischen Sandwiches waren riesig und schmeckten köstlich; dazu hatte sie eine Flasche Rotwein geöffnet. Dickstein verstand nun, weshalb Ashford zugenommen hatte.
Beim Kaffee sagte Dickstein beiläufig: »Vor zwei Wochen habe ich einen Kommilitonen von mir getroffen – ausgerechnet in Luxemburg.«
»Yasif Hassan?« fragte Ashford.
»Woher wissen Sie das?«
»Wir haben noch Kontakt. Ich weiß, daß er in Luxemburg wohnt.«
»Sehen Sie ihn oft?« Dickstein ermahnte sich: vorsichtig, vorsichtig.
»Ein paarmal im Laufe der Jahre.« Ashford machte eine Pause. »Man kann nicht verschweigen, Dickstein, daß die Kriege, durch die Sie alles gewonnen haben, ihn teuer zu stehen gekommen sind. Seine Familie hat ihr ganzes Geld verloren und ist in einem Flüchtlingslager. Er hegt natürlich bittere Gefühle gegenüber Israel.«
Dickstein nickte. Er war sich jetzt fast sicher, daß Hassan im Spionagegeschäft war. »Ich hatte nur sehr wenig Zeit – war auf dem Weg zum Flughafen. Wie geht es ihm sonst?«
Ashford runzelte die Stirn. »Ich finde ihn ein bißchen ... zerstreut. Plötzliche Aufträge, die er ausführen muß, abgesagte Verabredungen, merkwürdige Anrufe zu allen möglichen Zeiten, rätselhafte Abwesenheiten. Vielleicht ist es das Benehmen eines vertriebenen Aristokraten.«
»Vielleicht«, sagte Dickstein. In Wirklichkeit war es das typische Benehmen eines Agenten, und er war nun hundertprozentig davon überzeugt, daß die Begegnung mit Hassan seine Tarnung hatte auffliegen lassen. »Treffen Sie sonst noch jemanden aus meinem Jahrgang?«
»Nur den alten Toby. Er gehört jetzt zur Führung der Konservativen.«
»Großartig!« Dickstein freute sich. »Er redete schon damals wie ein Oppositionssprecher – schwulstig und abwehrend zugleich. Schön, daß er seine Berufung gefunden hat.«
»Noch etwas Kaffee, Nat?« fragte Suza.
»Nein, danke.« Er stand auf. »Ich helfe Ihnen beim Abräumen. Dann muß ich zurück nach London.«
»Daddy räumt ab.« Suza grinste. »Wir haben eine Vereinbarung.«
»Leider hat sie recht«, gab Ashford zu. »Sie spielt für niemanden das Arbeitstier, am wenigsten für mich.« Die Bemerkung überraschte Dickstein, weil sie offensichtlich nicht zutraf. Es mochte sein, daß Suza ihn nicht hinten und vorne bediente, doch sie schien sich um ihn zu kümmern, wie eine berufstätige Ehefrau es tun würde. »Ich begleite Sie noch in die Stadt«, sagte Suza. »Lassen Sie mich nur meine Jacke holen.«
Ashford schüttelte Dickstein die Hand. »War wirklich eine Freude, Sie zu sehen, mein Junge, wirklich eine Freude.«
Suza kam zurück; sie trug eine Samtjacke.
Auf der Straße redete Dickstein viel, nur damit er einen Vorwand hatte, sie anzuschauen. Die Jacke war auf ihre schwarze Samthose abgestimmt, und sie trug ein weites, cremefarbenes Hemd, das wie Seide aussah. Wie ihre Mutter verstand sie es, sich so anzuziehen, daß ihr glänzendes dunkles Haar und ihre makellose braune Haut am besten zur Geltung kamen. Dickstein – er fühlte sich recht altmodisch dabei – reichte ihr den Arm, nur damit sie ihn berührte. Es gab keinen Zweifel, daß sie die gleiche körperliche Anziehungskraft wie ihre Mutter besaß. Sie hatte etwas an sich, was einen Mann wünschen ließ, sie zu besitzen; der Wunsch war weniger von Lust als von Habgier genährt, dem Bedürfnis, sich einen schönen Gegenstand anzueignen, so daß er einem nie mehr genommen werden könnte. Dickstein war jetzt alt genug, um zu wissen, wie falsch solche Wünsche waren, und um einzusehen, daß Eila Ashford ihn nicht glücklich gemacht hätte. Aber ihre Tochter
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