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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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mit dem Zeug tun würden, wenn sie es einmal hatten.
    Der Euratom-Mann unterbrach seine Gedanken. »Lassen Sie uns jetzt nach Hause gehen?«
    »Ich muß eine Kopie der Liste haben.«
    »Ich kann nicht noch eine machen. Es war schon verdächtig genug, daß die erste verschwand!«
    »Ich fürchte, Sie haben keine andere Wahl. Aber wenn Sie wollen, können Sie sie wieder mit ins Büro nehmen, nachdem wir sie fotografiert haben.«
    »Oh Gott«, seufzte der Mann.
    »Ihnen bleibt nichts anderes übrig.«
    »Also gut.«
    »Zurück zum Haus«, sagte Rostow zu Tyrin. Dann wandte er sich wieder an den Älteren. »Bringen Sie den Ausdruck morgen mit nach Hause. Jemand wird im Laufe des Abends zu Ihnen kommen und ihn fotografieren.«
    Der große Wagen rollte durch die Straßen der Stadt. Rostow hatte das Gefühl, daß die Entführung doch nichtso katastrophal verlaufen war. Nik Bunin mahnte Pierre: »Hör auf, mich anzuglotzen.«
    Sie erreichten die Straße mit dem Kopfsteinpflaster, und Tyrin hielt an. »In Ordnung«, sagte Rostow. »Laßt ihn raus. Sein Freund bleibt bei uns.«
    Der Euratom-Mann keuchte, als wäre er verwundet worden. »Weshalb?«
    »Damit Sie nicht in Versuchung geraten, morgen zu kapitulieren und Ihren Vorgesetzten alles zu beichten. Der gute Pierre ist unsere Geisel. Steigen Sie aus.«
    Nik öffnete die Tür und ließ den Mann aussteigen. Er blieb einen Moment lang auf dem Bürgersteig stehen. Nik stieg wieder ein, und Tyrin startete.
    »Können wir uns auf ihn verlassen? Wird er es tun?« fragte Hassan.
    »Er wird für uns arbeiten, bis er seinen Freund zurückbekommt.«
    »Und dann?«
    Rostow antwortete nicht. Wahrscheinlich würde es ratsam sein, alle beide umzubringen.

    *

    Suzas Alptraum. Es ist Abend. Sie ist allein in dem grünweißen Haus am Fluß, nimmt ein Bad und liegt lange in dem heißen, duftenden Wasser. Danach geht sie in das große Schlafzimmer, setzt sich vor den dreiteiligen Spiegel und bestäubt sich mit Puder aus einem Onyxkästchen, das ihrer Mutter gehörte.
    Sie öffnet den Kleiderschrank und erwartet, daß die Sachen ihrer Mutter von Motten zerfressen sind und, durchscheinend vor Alter, in graubraunen Fetzen auf den Kleiderbügeln hängen. Aber es stimmt nicht: Alle sind sauber, neu und tadellos, von einem schwachen Mottenkugelgeruch abgesehen. Sie wählt ein Nachthemd, das so weiß wie ein Leichentuch ist, zieht es an und schlüpft ins Bett.
    Sie liegt lange still und wartet darauf, daß Nat Dickstein zu seiner Eila kommt. Der Abend wird zur Nacht, der Fluß wispert, die Tür öffnet sich. Der Mann steht am Fuß des Bettes und zieht sich aus. Er legt sich auf sie, und ihre Panik flammt auf wie der erste Funke einer Feuersbrunst, als sie merkt, daß es nicht Nat Dickstein, sondern ihr Vater ist und daß sie – natürlich – schon längst nicht mehr lebt. Das Nachthemd zerkrümelt zu Staub, ihr Haar fällt aus, ihr Fleisch verwelkt, ihre Gesichtshaut vertrocknet und schrumpft, entblößt die Zähne und den Schädel, und sie wird, während der Mann immer noch zustößt, zu einem Skelett. Sie schreit und schreit und schreit, wacht auf, liegt schwitzend, zitternd und verängstigt da. Warum eilt niemand herbei, um sie zu fragen, was ihr fehlt?
    Dann begreift sie erleichtert, daß sie sogar die Schreie nur geträumt hat; sie ist beruhigt und denkt vage über den Sinn des Traumes nach, während sie wieder in den Schlaf hinübergleitet.
    Am Morgen ist sie fröhlich wie immer, aber ein kleiner, verschwommener dunkler Fleck ist geblieben, wie eine Wolkenfetzen am Himmel ihrer Unbeschwertheit. Sie erinnert sich nicht mehr an den Traum, sondern ihr ist nur bewußt, daß irgend etwas sie beunruhigt hat.

7
    N AT DICKSTEIN PLANT, Uran zu stehlen«, sagte Yasil Hassan.
    David Rostow nickte zustimmend. Er war nicht bei der Sache, denn er überlegte, wie er Yasil Hassan loswerden könnte.
    Sie spazierten durch das Tal am Fuß der Klippe, aufder die Altstadt von Luxemburg steht. Hier, an den Ufern der Petrusse, gab es Anlagen mit Rasen, Zierbäumen und Fußwegen.
    Hassan fuhr fort: »Sie haben einen Atomreaktor bei Dimona in der Wüste Negev. Die Franzosen halfen ihnen beim Bau und lieferten wahrscheinlich den Brennstoff. Seit dem Sechstagekrieg hat de Gaulle die Lieferung von Waffen und vielleicht auch von Uran eingestellt.«
    Soweit ist alles klar, dachte Rustow. Es war am besten, Hassans Mißtrauen einzuschläfern, indem er ihm überschwenglich zustimmte. »Es wäre typisch für den Mossad, das

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