Dreifach
in London von morgen früh an unter Bewachung stellen.«
»Ich bitte Sie, Rostow«, antwortete Petrow mit einem halben Lachen. »Dazu braucht man eine Menge Leute.«
»Seien Sie nicht albern! Sie haben Hunderte von Männern, die Israelis höchstens nur ein oder zwei Dutzend.«
»Tut mir leid, Rostow, ich kann eine solche Operation nicht auf Ihre bloße Behauptung hin einleiten.«
Rostow hätte den Mann am liebsten an der Kehle pakken mögen. »Es ist dringend!«
»Lassen Sie mir die vorschriftsmäßigen Dokumente zukommen, und ich stehe zu Ihrer Verfügung.«
»Bis dahin ist er längst über alle Berge!«
»Nicht meine Schuld, Genosse.«
Rostow knallte wütend den Hörer auf die Gabel. »Scheißrussen! Sind ohne sechs Bevollmächtigungen zu nichts imstande!« Er wandte sich an den Telefonisten. »Rufen Sie Moskau an, sagen Sie, daß man Felix Woronzow finden und zu mir durchstellen soll, wo er auch ist.«
Der Telefonist begann, den Auftrag auszuführen. Rostow trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Schreibtisch. Petrow war wahrscheinlich ein alter Soldat, der bald in den Ruhestand treten würde und außer seiner Pension keinen Ehrgeiz mehr hatte. Es gab zu viele Männer wie ihn im KGB.
Ein paar Minuten später meldete sich die schläfrige Stimme von Rostows Chef. »Ja, wer ist da?«
»David Rostow. Ich bin in Luxemburg und brauche deine Unterstützung. Der Pirat will vermutlich Kontakt mit der israelischen Botschaft in London aufnehmen, und ich möchte, daß die israelischen Diplomaten überwacht werden.«
»Ruf London an.«
»Habe ich getan. Man verlangt eine Vollmacht.«
»Dann beantrage sie.«
»Mein Gott, Felix, ich beantrage sie hiermit.«
»Mitten in der Nacht kann ich nichts für dich tun. Ruf mich morgen früh an.«
»Was soll das? Du kannst doch bestimmt ...« Plötzlich merkte Rostow, was vorging. Er beherrschte sich mühsam. »In Ordnung, Felix. Morgen früh.«
»Wiederhören.«
»Felix –«
»Ja?«
»Das vergesse ich dir nicht!«
Die Verbindung wurde abgebrochen.
»Und jetzt?« fragte der Telefonist.
Rostow zog die Brauen zusammen. »Halten Sie die Leitung nach Moskau offen. Ich muß überlegen.«
Er hätte wissen sollen, daß Felix ihm nicht helfen würde. Der alte Narr wollte, daß diese Mission fehlschlug, um zu beweisen, daß er, Felix, von vornherein die Leitung hätte übernehmen sollen. Es war sogar möglich, daß Felix mit Petrow in London unter einer Decke steckte und ihm inoffiziell befohlen hatte, nicht zu kooperieren.
Nun blieb Rostow nur noch ein einziger Ausweg, ein höchst gefährlicher Ausweg, der zu seiner Ablösung führen konnte. Vielleicht hoffte Felix sogar darauf. Aber er durfte sich nicht darüber beklagen, daß der Einsatz hoch war, denn er selbst hatte ihn hochgespielt.
Er dachte ein oder zwei Minuten darüber nach, wie ervorgehen sollte. Dann sagte er: »Moskau soll mich mit Jurij Andropows Wohnung am Kutusow-Prospekt 26 verbinden.«
Der Telefonist hob die Augenbrauen – es war wohl das erste und letzte Mal, daß er die Anweisung erhielt, den Chef des KGB höchstpersönlich anzurufen –, aber er widersprach nicht.
Rostow wartete nervös. »Ich wette, daß es leichter ist, für den CIA zu arbeiten«, murmelte er.
Der Telefonist gab ihm ein Zeichen, und er nahm den Hörer auf.
Jemand fragte: »Ja?«
Rostow erhob die Stimme und bellte ins Telefon: »Name und Rang?«
»Major Pjotr Eduardowitsch Scherbitskij.«
»Hier ist Oberst Rostow. Ich möchte mit Andropow sprechen. Es handelt sich um einen äußerst dringenden Fall, und wenn er innerhalb von hundertzwanzig Sekunden nicht am Telefon ist, werden Sie für den Rest Ihres Lebens Dämme in Bratsk bauen. Haben Sie mich verstanden?«
»Ja, Herr Oberst. Bitte, bleiben Sie am Apparat.«
Einen Moment später hörte Rostow die tiefe, selbstbewußte Stimme Jurij Andropows, eines der mächtigsten Männer der Welt.
»Sie haben dem jungen Scherbitskij ganz schön Angst gemacht, David.«
»Ich hatte keine andere Wahl.«
»Schön, lassen Sie hören. Ich hoffe, Sie haben einen triftigen Grund.«
»Der Mossad ist hinter Uran her.«
»Du meine Güte!«
»Ich glaube, daß der Pirat in England ist. Er könnte mit seiner Botschaft Verbindung aufnehmen. Ich möchte, daß die Israelis dort überwacht werden, aber ein alter Trottel namens Petrow in London hält mich hin.«
»Ich werde mit ihm reden, bevor ich mich wieder hinlege.«
»Vielen Dank, Jurij Wladimirowitsch.«
»Etwas noch,
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