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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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David.«
    »Ja?«
    »Sie hatten recht, mich zu wecken – aber es war hart an der Grenze.«
    Ein Klicken, und Andropow hängte ein. Rostow lachte auf, während seine Anspannung sich löste. Er dachte: Sollen sie machen, was sie wollen – Dickstein, Hassan, Felix –, ich werde mit ihnen fertig.
    »Erfolg gehabt?« meinte der Telefonist mit einem Lächeln.
    »Ja. Unser System ist unrationell, umständlich und korrupt, aber letzten Endes kriegen wir, was wir wollen.«

8
    E S TAT
DICKSTEIN weh, Suza am nächsten Morgen zu verlassen und wieder an die Arbeit zu gehen.
    Er war immer noch ... nun, überwältigt, als er um 11.00 Uhr am Fenster eines Restaurants in der Fulham Road saß und auf Pierre Borg wartete. Er hatte bei der Flughafeninformation in Heathrow eine Botschaft hinterlassen, die Borg in ein Café bestellte, das auf der anderen Straßenseite lag. Wahrscheinlich würde dieses Gefühl der Überwältigung noch lange anhalten, vielleicht sein Leben lang.
    Dickstein war um 6.00 Uhr aufgewacht und war für einen Augenblick in Panik geraten, weil er nicht wußte, wo er war. Dann sah er Suzas lange, braune Hand, gekrümmt wie ein kleines, schlafendes Tier, auf dem Kissen neben seinem Kopf liegen. Die Erinnerungen an die letzte Nacht überfluteten ihn, und er konnte kaum an sein Glück glauben.Vielleicht hätte er sie nicht wecken sollen, aber plötzlich mußte er ihren Körper einfach anfassen. Sie öffnete die Augen bei seiner Berührung, und sie liebten sich spielerisch, manchmal lachend, und blickten sich während des Höhepunktes in die Augen. Dann alberten sie halb angezogen in der Küche herum, so daß der Kaffee zu schwach wurde und der Toast anbrannte. Am liebsten wäre er nie mehr fortgegangen.
    Suza hatte sein Unterhemd mit einem Schrei des Entsetzens aufgehoben. »Was ist das?«
    »Mein Unterhemd.«
    »Unterhemd? Ich verbiete dir, Unterhemden zu tragen. Sie sind altmodisch und unhygienisch, und sie sind im Weg, wenn ich deine Brustwarzen fühlen will.«
    Ihre Miene war so lüstern, daß er vor Lachen prustete. »Einverstanden. Ich werde keine mehr tragen.«
    »Gut.« Sie öffnete das Fenster und warf das Unterhemd auf die Straße.
    Er fing wieder an zu lachen. »Aber du darfst keine Hosen tragen.«
    »Wieso?«
    Nun war es an ihm, ein lüsternes Gesicht zu machen.
    »Aber meine Hosen haben ohnehin alle einen Schlitz vorne.«
    »Das reicht nicht. Keine Bewegungsfreiheit.«
    Und so ging es weiter.
    Sie benahmen sich, als wenn sie den Sex gerade erfunden hätten. Der einzige ein wenig getrübte Moment kam, als sie seine Narben betrachtete und nach deren Herkunft fragte.
    »Wir haben drei Kriege gehabt, seit ich nach Israel ausgewandert bin«, erwiderte er. Es war die Wahrheit, aber nicht die ganze Wahrheit.
    »Warum bist du nach Israel gegangen?«
    »Zur Sicherheit.«
    »Aber dort ist es doch nicht sicher – im Gegenteil.«
    »Es ist eine andere Art von Sicherheit.« Er sprach beiläufig, da er es nicht erklären wollte, dann aber überlegte er es sich anders, denn sie sollte alles über ihn wissen. »Es mußte einfach ein Land geben, in dem niemand sagen konnte: ›Du bist anders, du bist kein Mensch, du bist Jude‹, in dem niemand meine Fenster einschlagen oder mit meinem Körper herumexperimentieren konnte, nur weil ich Jude war. Verstehst du ...« Sie schaute ihn mit ihren klaren, offenen Augen an, und er bemühte sich, ihr die ganze Wahrheit zu sagen, ohne Ausflüchte, ohne irgend etwas zu beschönigen. »Für mich spielte keine Rolle, ob wir uns Palästina oder Uganda oder Manhatten Island aussuchten – wo es auch war, ich hätte gesagt: ›Dieses Land gehört mir‹ , und ich hätte verbissen dafür gekämpft, es zu behalten. Deshalb versuche ich nie, über das moralische Recht oder Unrecht der Gründung Israels zu diskutieren. Gerechtigkeit und Fairneß hatten nie etwas damit zu tun. Nach dem Krieg ... nun, der Gedanke, daß die Idee der Fairneß irgendeine Bedeutung für die internationale Politik habe, schien mir ein schlechter Witz zu sein. Ich behaupte nicht, daß diese Haltung bewundernswert ist; ich erkläre dir nur, wie ich die Dinge sehe. An jedem anderen Ort, egal wo – New York, Paris, Toronto –, wissen die Juden nie, wie lange es dauern wird, bis man ihnen die nächste Krise bequemerweise in die Schuhe schieben wird, gleichgültig, wie wohl sie sich sonst fühlen und wie assimiliert sie auch sein mögen. In Israel kann ich sicher sein, daß ich nie ein Opfer solcher Umstände sein

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