Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
fünf Minuten später schläft er fest und schnarcht. Dann löste sie sich von seinem Kuß und blickte in seine sanften, großen braunen Augen. Ihr wurde klar: Was auch geschieht, es kann keine Schauspielerei sein.
    Sie führte ihn in das kleine Zimmer im hinteren Teil der Wohnung, dessen Fenster zum Hof hin lagen. Da sie so oft hier zu Besuch war, galt es als ihr Zimmer; sogar einige ihrer Kleider und auch Wäsche waren im Schrank und in den Schubladen aufbewahrt. Sie setzte sich auf den Rand des Einzelbettes und zog ihre Schuhe aus. Dicksteinblieb in der Tür stehen und sah ihr zu. Sie schaute zu ihm auf und lächelte. »Zieh dich aus.«
    Er schaltete das Licht aus.
    Neugier und Erregung durchfuhren sie wie das erste Kribbeln eines Haschischrausches. Wie war er wirklich? Er war ein Cockney und ein Israeli, ein Schuljunge mittleren Alters und ein Mann mit Bärenkräften, ein wenig ungeschickt und nervös, aber in Wirklichkeit selbstbewußt und irgendwie unwiderstehlich. Wie verhielt sich ein solcher Mann im Bett?
    Seltsam gerührt, weil er im Dunklen mit ihr schlafen wollte, schob sie sich unter das Laken. Er legte sich neben sie, und diesmal küßte er sie zärtlich. Sie ließ die Hände über seinen harten, knochigen Körper gleiten und öffnete den Mund unter seinen Küssen. Nach kurzem Zögern tat er das gleiche. Sie erriet, daß er noch nie so geküßt hatte – oder zumindest seit langer Zeit nicht.
    Dann betastete er sie sanft mit den Fingerspitzen und flüsterte staunend: »Oh!«, als er ihre Brustwarzen aufgerichtet fand. Seine Liebkosungen hatten nichts von der gekonnten Routine, die sie aus ihren früheren Affären kannte. Es war, als ... als wäre er unschuldig.
    »Deine Brust ist schön«, sagte er.
    »Deine auch«, antwortete Suza und streichelte ihn.
    Der Zauber ergriff von ihr Besitz, und sie schwelgte in Empfindungen: der Rauheit seiner Haut, den Haaren an seinen Beinen, seinem Geruch. Dann spürte sie plötzlich eine Veränderung in ihm. Es gab keinen Grund dafür, und einen Moment lang glaubte sie, sich geirrt zu haben, denn er liebkoste sie immer noch. Aber sie spürte, daß er es nur noch mechanisch tat, daß er an etwas anderes dachte. Sie hatte ihn verloren.
    Suza wollte gerade sprechen, als er die Hände zurückzog und sagte: »Unmöglich. Ich kann es nicht.«
    Panik stieg in ihr auf, doch Suza unterdrückte sie. Sie hatte Angst, nicht ihretwegen – du hast schließlich genugsteife Schwänze erlebt, Mädchen, und auch ein paar schlaffe –, sondern seinetwegen, falls er niedergeschlagen oder beschämt sein sollte und ...
    Sie legte beide Arme fest um ihn. »Egal, was du tust, bitte, bleib hier.«
    »Ich bleibe hier.«
    Suza wollte das Licht anmachen, sein Gesicht sehen, aber das schien jetzt nicht das Richtige zu sein. Sie preßte ihre Wange gegen seine Brust. »Hast du irgendwo eine Frau?«
    »Nein.«
    Sie streckte die Zunge aus und schmeckte seine Haut. »Vielleicht fühlst du dich irgendwie schuldbewußt, weil ich eine halbe Araberin bin?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Oder weil Eila Ashford meine Mutter war? Du hast sie doch geliebt, nicht wahr?«
    »Woher weißt du das?«
    »Von der Art, wie du über sie gesprochen hast.«
    »Oh. Ich glaube nicht, daß ich mich deshalb schuldig fühle, aber ich könnte mich auch täuschen, Doktor.«
    »Hmmm.« Er kam langsam aus sich heraus. Sie küßte seine Brust. »Verrätst du mir etwas, wenn ich dich danach frage?«
    »Das nehme ich an.«
    »Wann hast du zum letztenmal Sex gehabt?«
    »Neunzehnvierundvierzig.«
    »Du machst Witze!« sagte sie, ehrlich verblüfft.
    »Das ist die erste Dummheit, die ich von dir höre.«
    »Ich ... du hast recht. Es tut mir leid.« Sie zögerte. »Aber wieso?«
    Dickstein seufzte. »Ich kann nicht ... ich bin nicht in der Lage, darüber zu reden.«
    »Aber du mußt es.« Sie streckte die Hand nach der Nachttischlampe aus und knipste das Licht an. Dickstein schloß geblendet die Augen. Suza stützte sich auf einenEllbogen. »Hör zu, es gibt keine Vorschriften. Wir sind erwachsen, wir liegen nackt im Bett, und wir haben das Jahr neunzehnhundertachtundsechzig. Nichts ist verboten; es kommt nur darauf an, was einem Spaß macht.«
    »Es ist nichts.« Seine Augen waren immer noch geschlossen.
    »Und es gibt auch keine Geheimnisse. Wenn du ängstlich oder angewidert oder wütend bist, kannst und mußt du darüber reden. Vor heute abend habe ich nie jemandem gesagt, daß ich ihn liebe, Nat. Sprich mit mir, bitte.« Ein langes

Weitere Kostenlose Bücher