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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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werde, was auch immer geschieht. Da dieses Problem beseitigt ist, können wir uns um die Realitäten kümmern, die zu jedem normalen Leben gehören: Saat und Ernte, Kauf und Verkauf, Kampf und Tod. Ich glaube, daß ich deshalb ausgewandert bin ... Vielleicht habe ich es damals nicht so klar gesehen – eigentlich habe ich es noch nie so wie jetzt in Worte gefaßt –, aber das waren jedenfalls meine Beweggründe.«
    Nach einer Weile sagte Suza: »Mein Vater ist der Meinung, daß Israel jetzt selbst eine rassistische Gesellschaft ist.«
    »Das meinen auch die jungen Leute bei uns. Sie haben nicht unrecht. Wenn ...«
    Sie blickte ihn an und wartete.
    »Wenn du und ich ein Kind hätten, würde man sich weigern, es als jüdisch einzustufen. Es wäre ein Bürger zweiter Klasse. Aber ich glaube nicht, daß es ewig so weitergehen wird. Zur gleichen Zeit haben die religiösen Fanatiker großen Einfluß in der Regierung. Kein Wunder, denn der Zionismus war eine religiöse Bewegung. Wenn die Nation reifer wird, hören diese Dinge auf. Die Rassengesetze sind schon jetzt umstritten. Wir bekämpfen sie, und am Ende werden wir uns durchsetzen.«
    Sie trat auf ihn zu und legte den Kopf auf seine Schulter. Schweigend umarmten sie sich. Er wußte, daß die israelische Politik ihr wenig bedeutete. Es war die Erwähnung eines Kindes, die sie gerührt hatte.

    Dickstein saß am Fenster des Restaurants und hing seinen Erinnerungen nach. Er wußte, daß er Suza für immer in seinem Leben haben wollte, und er fragte sich, was er tun würde, wenn sie sich weigerte, ihn in sein Land zu begleiten. Würde er sich für Israel oder Suza entscheiden? Doch er konnte die Frage nicht beantworten.
    Er beobachtete die Straße. Es war typisches Juniwetter – regnerisch und recht kühl. Die vertrauten roten Busse und schwarzen Taxis sausten hin und her, wühlten sich durch den Regen und ließen die Pfützen auf der Straße aufspritzen. Sein eigenes Land, seine eigene Frau – vielleicht könnte er beides haben.
    War so viel Glück denkbar?
    Ein Taxi hielt vor dem gegenüberliegenden Café. Dickstein lehnte sich gespannt noch dichter ans Fenster und spähte durch den Regen. Er erkannte die massige Gestaltvon Pierre Borg, der, mit einem kurzen, dunklen Regenmantel und einem weichen Filzhut bekleidet, aus dem Wagen kletterte. Aber er kannte den zweiten Mann nicht, der ausstieg und den Fahrer bezahlte. Die beiden Männer betraten das Café. Dickstein ließ den Blick über die Straße schweifen.
    Ein grauer Mark II Jaguar hatte im Halteverbot fünfzig Meter vom Café entfernt gestoppt. Nun setzte er in eine Seitenstraße zurück und parkte an der Ecke in Sichtweite des Cafés. Der Beifahrer stieg aus und kam näher.
    Dickstein verließ seinen Tisch und eilte zur Telefonzelle im Restauranteingang. Er hatte das Café gegenüber, dessen Nummer er wählte, immer noch im Auge.
    »Ja?«
    »Könnte ich Bill sprechen, bitte.«
    »Bill? Kenne ich nicht.«
    »Würden Sie bitte fragen?«
    »Klar. He, heißt hier jemand Bill?« Eine Pause. »Ja, er kommt.«
    Kurz darauf hörte Dickstein Borgs Stimme. »Hallo?« »Wer ist der Bursche bei dir?«
    »Chef des Londoner Büros. Was meinst du, ist er auf unserer Seite?«
    Dickstein achtete nicht auf Borgs Sarkasmus. »Einer von euch hat sich einen Schatten zugelegt. Zwei Männer in einem grauen Jaguar.«
    »Wir haben sie gesehen.«
    »Schüttelt sie ab.«
    »Natürlich. Du kennst diese Stadt – was ist der beste Weg?«
    »Schick deinen Bürochef mit einem Taxi zurück zur Botschaft. Dadurch müßten wir den Jaguar loswerden. Warte zehn Minuten und nimm ein Taxi zur ...« Dickstein zögerte. Er versuchte, sich an eine ruhige Straße in der Nähe zu erinnern. »Zur Redcliffe Street. Ich treffe dich dort.«
    »Okay.«
    Dickstein warf einen Blick auf die andere Straßenseite. »Euer Verfolger geht gerade ins Café.« Dann hängte er ein.
    Er kehrte zu seinem Fensterplatz zurück und hielt Ausschau. Borgs Begleiter kam jetzt aus dem Café, spannte einen Schirm auf und stellte sich an den Bordstein, um ein Taxi heranzuwinken. Der Beschatter hatte Borg entweder am Flughafen erkannt, oder er war dem Bürochef aus irgendeinem anderen Grund gefolgt. Es spielte keine Rolle. Ein Taxi hielt an. Als er sich in Bewegung setzte, schob sich der graue Jaguar aus der Seitenstraße und fuhr hinter ihm her. Dickstein verließ das Restaurant und winkte sich selbst ein Taxi heran. Taxifahrer verdienen gut am Spionagegeschäft, dachte er.
    Er wies

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