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Dreifach

Titel: Dreifach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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entführen.«
    »Scheiße!« Borg schien gleichzeitig erfreut und erschrokken über die Kühnheit der Idee. »Wie, zum Teufel, willst du das geheimhalten?«
    »Damit beschäftige ich mich gerade.« Dickstein beschloß, Borg ein wenig mehr zu verraten, um ihm den Mund wäßrig zu machen. »Ich muß Lloyd’s hier in London aufsuchen. Ich hoffe, das Schiff ist eine Serienanfertigung – die meisten Schiffe werden auf die gleiche Weise gebaut. Wenn ich das gleiche kaufen kann, hätten wir die Möglichkeit, die beiden irgendwo im Mittelmeer auszutauschen.« Borg fuhr sich zweimal mit der Hand über das kurzgeschnittene Haar und zupfte dann an seinem Ohr. »Ich verstehe nicht ...«
    »Die Details muß ich noch ausarbeiten, aber ich bin sicher, daß dies der einzige Weg ist, die Sache heimlich über die Bühne zu bringen.«
    »Also, beeile dich und kümmere dich um die Details.«
    »Aber du hast doch daran gedacht, mich abzulösen?«
    »Ja ...« Borg neigte den Kopf unschlüssig von einer Seite zur anderen. »Wenn ich dich durch einen erfahrenen Mann ersetzen lasse, wird man ihn möglicherweise auch erkennen.«
    »Und wenn du einen unbekannten einschaltest, fehlt ihm die Erfahrung.«
    »Daneben habe ich Zweifel, daß jemand anders – erfahren oder nicht – außer dir damit fertig wird. Und es gibt etwas, was du nicht weißt.«
    Sie blieben vor dem Modell eines Atomreaktors stehen. »Also?«
    »Wir haben einen Bericht aus Kattara erhalten. Die Russen helfen ihnen jetzt. Wir haben es eilig, Dickstein. Ich kann mir keine Verzögerung leisten, und ein neuer Plan wäre eine Verzögerung.«
    »Ist es im November früh genug?«
    Borg dachte nach. »Gerade noch.« Er schien, zu einem Entschluß gelangt zu sein. »In Ordnung, du machst weiter.Aber du mußt dir ein paar Ausweichmanöver ausdenken.«
    Dickstein grinste breit und klopfte Borg auf den Rükken. »Du bist ein echter Kumpel, Pierre. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich werde die anderen in den April schikken.«
    Borg verzog das Gesicht. »Was ist nur mit dir los? Du hörst überhaupt nicht auf zu grinsen.«
    »Es liegt daran, daß du hier bist. Dein Gesicht heitert mich eben auf. Dein sonniges Gemüt ist ansteckend. Wenn du lächelst, Pierre, lächelt die ganze Welt mit dir.«
    »Du bist verrückt, du Arsch«, sagte Borg.

    *

    Pierre Borg war vulgär, gefühllos, boshaft und langweilig, aber er war nicht dumm. Er mag ein Schuft sein, sagte man über ihn, aber ein gerissener Schuft. Als sie sich voneinander verabschiedeten, wußte er, daß sich etwas Wichtiges in Nat Dicksteins Leben verändert hatte. Er dachte darüber nach, während er zur israelischen Botschaft am Palace Green in Kensington zurückkehrte. In den zwanzig Jahren seit ihrer ersten Begegnung hatte Dickstein sich kaum verändert. Immer noch zeigte sich die Kraft des Mannes an ihm nur selten. Er war immer ruhig und zurückhaltend gewesen, hatte wie ein arbeitsloser Bankangestellter ausgesehen und, abgesehen von gelegentlichen, recht zynischen Geistesblitzen, wenig Humor besessen.
    Bis heute.
    Zuerst war er so wie immer gewesen – kurz angebunden, hart an der Grenze zur Unverschämtheit. Aber gegen Ende hatte er sich in den stereotypen munteren Cockney eines Hollywood-Films verwandelt. Borg mußte den Grund erfahren.
    Er nahm bei seinen Agenten eine Menge in Kauf. Vorausgesetzt,daß sie tüchtig waren, konnten sie neurotisch, aggressiv, sadistisch oder ungehorsam sein – solange er Bescheid wußte. Fehler ließen sich einkalkulieren, unbekannte Faktoren nicht. Er würde sich seiner Macht über Dickstein erst wieder sicher sein, wenn er die Ursache der Veränderung herausbekommen hatte. Das war alles. Im Prinzip hatte er nichts dagegen, wenn bei einem seiner Agenten plötzlich der Frohsinn ausbrach. Borg war nun in Sichtweite der Botschaft. Er beschloß, Dickstein überwachen zu lassen. Dazu würden zwei Autos und drei Mannschaften, die Acht-Stunden-Schichten absolvierten, erforderlich sein. Der Chef des Londoner Büros würde sich beschweren. Zur Hölle mit ihm.
    Das Verlangen zu erfahren, weshalb Dicksteins Stimmung sich gewandelt hatte,`war nur ein Grund für Borg gewesen, ihn nicht abzulösen. Der andere Grund war wichtiger. Dickstein hatte einen halben Plan – er eignete sich für solche Aktionen –, und ein anderer Mann wäre wahrscheinlich nicht fähig, den Plan zu vervollständigen. Wenn Dickstein alles ausgetüftelt hatte, dann konnte jemand anders seinen Platz übernehmen. Borg beabsichtigte, ihm

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