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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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raffen, während sie die Magd energisch an der Schulter fasste und sie aus dem Weg bugsierte. »Katrein, ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe, aber jetzt lassen Sie mich bitte in Frieden.« Ohne sich weiter um den Protest der Magd zu kümmern, ergriff sie Lutz Jägers Arm, zog ihn in das Zimmer und schlug die Tür zu.
    In dem spärlichen Licht, das durch ein schmales vergittertes Fenster fiel, erkannte Jo ein mit Tintenfass und Feder ausgestattetes Stehpult, eine schwere, eisenbeschlagene Truhe sowie ein Regal mit einigen ledergebundenen Büchern darauf. Der Raum schien eine Art Büro zu sein. Sie fühlte sich wieder ein wenig schwindelig und ließ sich deshalb auf eine Bank vor dem Fenster sinken.
    »Es macht Ihnen Spaß, die Leute herumzukommandieren, nicht wahr?« Lutz Jäger blieb mit vor der Brust verschränkten Armen stehen und lächelte sie – wie Jo fand – aufreizend an. »Übrigens … Sie sehen verändert aus. Irgendwie weiblicher, sinnlicher … Wenn ich das einmal so sagen darf.« Er räusperte sich.
    Jo bemerkte, dass sich die beiden Enden der Wolldecke über ihrer Brust geöffnet hatten. Sie schielte an sich hinunter. In dem weiten Ausschnitt ihres Hemds wölbten sich zwei üppige milchweiße Brüste. Das war nicht ihr Busen. Der war immer kleiner gewesen. Körbchengröße B. Dieser hier hatte mindestens D. Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten? Hastig zerrte sie die Decke bis zum Hals hoch. Die Erkenntnis, dass sie keinerlei Make-up trug, verunsicherte sie noch mehr.
    »Ihr seht auch anders aus als sonst«, erwiderte Jo frostig und stockte. Jetzt rede ich auch schon so verdreht wie Katrein , schoss es ihr durch den Kopf. Rasch fing sie sich wieder. »Was hatte denn diese Prügelei zu bedeuten?«
    »Ehrlich gesagt, weiß ich das selbst nicht so genau. Die beiden Kerle sind auf mich losgegangen, kaum dass ich das Haus betreten hatte.«
    »Einen Grund dazu werden sie schon gehabt haben«, meinte Jo bissig.
    Lutz Jäger lehnte sich lässig gegen das Stehpult. »Vor zwei Tagen bin ich mit einem schlimmen Brummschädel aufgewacht. Ich lag nicht in meinem Bett, wo ich eigentlich hingehört hätte, sondern in einer Art Kneipe.«
    »Tatsächlich …« Jo konnte sich den Sarkasmus nicht verkneifen.
    Lutz Jäger ging darüber hinweg. »Ja, grobgezimmerter Tresen, mit Sand bestreuter Bretterboden … Irgendwie kam ich auf die Beine. In einem Raum mit einer gemauerten Feuerstelle fand ich dann einen Eimer voll Wasser. Ich habe mir das Wasser über den Kopf gekippt, und während ich mich noch bemühte, klar zu denken, tauchte ein Mann auf und sprach mich mit meinem Namen an. Dass ich mich reichlich wirr benahm, fiel ihm nicht weiter auf, denn er dachte, dass ich einen üblen Kater hätte. Jedenfalls war dieser Mann – Herbert – überzeugt, dass ich der Kneipenwirt bin und Lutz Jäger heiße.«
    »So, ein Kneipenwirt …«
    »Das ist ein durchaus ehrenwerter Beruf.« Lutz Jäger wirkte gänzlich ungerührt. »Auch wenn ich es natürlich nicht so gut getroffen habe wie Sie … Und um auf Ihre ursprüngliche Frage zurückzukommen: Mein Mittelalter-Alter-Ego scheint aus irgendeinem Grund mit Ihren Knechten verfeindet zu sein.«
    »Wie haben Sie mich eigentlich gefunden?«
    Er rieb sich das Kinn. »Na ja, nachdem ich nach einigem Grübeln zu dem Schluss gekommen war, dass ich mich tatsächlich im Mittelalter befand und dies wahrscheinlich etwas mit dem Unfall zu tun hatte, dachte ich, dass Sie vielleicht auch in dieser Zeit gelandet sind. Deshalb habe ich bei meinen Kneipengästen und auch sonst in der Stadt herumgefragt, ob es hier jemanden mit dem Namen Josepha Weber gibt. Es dauerte nicht lange, da erfuhr ich von einer reichen Witwe Ihres Namens.«
    Sie musste sich zusammenreißen. Dies alles war nicht real … Jo schüttelte den Kopf. »Sie und ich … Wir sind Teil eines Traums. Wir müssen versuchen, wieder in die Wirklichkeit zurückzufinden.«
    »Das ist kein Traum.« Lutz Jäger klang sehr entschieden.
    »Natürlich ist es das!«
    »Dazu verlaufen alle Geschehnisse viel zu geordnet und logisch: Ich wache aus dem vermeintlichen Rausch auf. Dieser Herbert taucht bei mir auf, und ich komme allmählich dahinter, wer ich bin. Ich versuche, mich in der Kneipe zurechtzufinden. Ich bewirte Gäste, frage nach Ihnen und finde Sie … In einem echten Traum hätte es einen Bruch gegeben. Ich wäre mit einem Surfbrett einen Berg hinuntergerast oder mit einem Auto über Hausdächer geflogen, hätte unsere

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