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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Jahrhundert schienen die Gebäude mit dem Tal und den bewaldeten Hügeln verwachsen zu sein. Nun sah Jo, dass sich vor dem Kloster – dort, wo sie und Lutz Jäger geparkt hatten – Fischteiche befanden. Ein Reiher landete auf dem Eis und tauchte seinen langen Schnabel in ein Luftloch.
    Heinrich lenkte den Schlitten bis dicht an die Klostermauer heran. Nachdem er das Pferd mit einem sanften »Brrr« zum Stehen gebracht hatte, zerrte Jo die Decke von ihren Knien und sprang auf den Boden.
    »Warten Sie bitte hier«, wandte sie sich dann an den Mann.
    Der Knecht glotzte nur.
    »Ist irgendwas?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Verzeiht, aber Ihr redet so seltsam …«
    Jo unterdrückte ein entnervtes Stöhnen und hoffte, dass sie nun gleich aus diesem Traum aufwachen würde . Mit einem flauen Gefühl im Magen ging sie auf das Tor zu – das Holz war unbehandelt und die Mauer mit einer Art Kalk verputzt. Ansonsten schien der Durchgang unverändert. Der Gedanke schoss ihr durch den Kopf, wie verrückt es war, dass sie – eine rationale Frau des 21. Jahrhunderts – nun nach einer Art Zeitpforte suchte. Aber schließlich war dies ja alles Teil einer Halluzination.
    Auch der Kräutergarten auf der anderen Seite der Mauer glich zum Verwechseln jenem, den sie kürzlich durchquert hatte. Nur waren die Beete dichter verschneit, und der Brunnen war – wie Jo nun erkannte – nicht verwittert. Ein fein gearbeitetes Flechtmuster überzog die vier Säulen, die die Schale trugen und die an ihren oberen Enden in vier Adlerköpfe übergingen.
    Die mittelalterlich gekleideten Menschen habe ich gesehen, als ich mich ganz in der Nähe des Brunnens befunden habe, überlegte Jo . Sie trat dicht an ihn heran. Nichts regte sich in dem Garten. Sie legte ihre Hand auf die verschneite Schale und schloss die Augen. Bitte …! , dachte sie.
    Nach einigen Momenten öffnete sie langsam die Lider. Da! Bei der Hecke auf der anderen Gartenseite bewegte sich etwas. Eine alte Frau, die einen langen dunklen Mantel und einen Schleier trug und sich schwer auf einen Stock stützte, schritt durch die Öffnung. Wenn ihre Halluzinationen irgendeine Logik besaßen, dann hätte eine Frau in einem neuzeitlichen Outfit den Gartenweg entlangkommen müssen. Auch der Brunnen wirkte immer noch wie neu. Jo empfand eine brennende Enttäuschung.
    Die Frau war fast an ihr vorbeigegangen, blieb nun jedoch stehen und musterte sie. Geistesabwesend registrierte Jo, dass ihr Gesicht von Falten durchzogen war und die schmale gebogene Nase ihr etwas Raubvogelhaftes verlieh. Noch immer beschäftigte Jo der Gedanke, was sie nur tun sollte, um aus ihrem Albtraum aufzuwachen.
    »Josepha Weber, meint Ihr nicht, dass Euer Benehmen sehr zu wünschen übrig lässt?« Der Stimme der Frau klang spöttisch und ein wenig heiser. Ihr Mantel hatte sich über der Brust ein wenig geöffnet. Zwischen den Falten schimmerte ein goldenes Kreuz. Eine Nonne …
    »Wie bitte?«
    »Ihr seid mir einen angemessenen Gruß schuldig geblieben.«
    Wortlos wollte Jo weitergehen. Aber plötzlich erfasste sie ein heftiger Krampf. Ein Keuchen drang über ihre Lippen, während ihr Körper sich krümmte, nur um sich gleich darauf wieder aufzubäumen. Ihre Arme wurden von einer geheimen Kraft in die Höhe geschleudert und ihre Beine, als hätte ein gewaltiger Tritt sie getroffen, in die Knie gezwungen.
    Sie sackte vornüber. Was geschah nur mit ihr? Keiner ihrer Muskeln gehorchte ihr mehr. Hilflos wälzte sie sich im Schnee. Wie aus großer Ferne sah sie, dass die Nonne sich über sie beugte. Halb ohnmächtig registrierte Jo, dass ihre braunen Augen einen merkwürdig goldfarbenen Schimmer hatten und erstaunlich jung wirkten. Die Alte berührte sie an der Schulter.
    »Josepha Weber, Ihr seid es also«, glaubte sie, die Nonne sagen zu hören. Dann durchzuckte ein erneuter Krampf Jo – stärker noch als die vorherigen –, und sie verlor endgültig die Besinnung.
    Schnaps brannte in Jos Mund. Sie spürte einen Becher an ihren Lippen. Flößen Sie niemals einem Bewusstlosen Alkohol ein! , dachte sie benommen und hustete.
    »So ist es gut. Gleich werdet Ihr wieder bei Euch sein«, hörte sie eine Frauenstimme sagen, die ein wenig heiser klang. Jo blinzelte mit tränenden Augen. Sie ruhte auf einem Bett, das mit einem Baldachin und Vorhängen aus dunkelrotem Samt ausgestattet war. Jemand hatte ihr ein Kissen in den Rücken gestopft. Ihr gegenüber befand sich eine Wand, die mit glänzend polierten, dunklen Paneelen

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