Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
Vom Netzwerk:
arbeitenden, alleinerziehenden Mutter gestellt. Ihr Name ist übrigens Gwendolin. Nur für den Fall, dass Sie wieder einmal etwas bei ihr bestellen.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass nicht ich ihr das Geld schuldete, sondern mein Mittelalter-Ich?«
    »Dessen Identität Sie aber nun einmal angenommen haben …«
    »Oh, zwischen uns bestehen schon noch gewisse Unterschiede. Genauso wie zwischen Ihnen und der mittelalterlichen Josepha Weber. Ich bin mir zum Beispiel ziemlich sicher, dass diese Frau viel netter und friedliebender war, als Sie es sind.«
    Jo wollte ärgerlich auffahren, doch dann bemerkte sie, dass sich Lutz Jäger wieder einmal über sie amüsierte. »Könnten wir uns bitte wieder auf unseren Fall konzentrieren?«, entgegnete sie knapp.
    »Aber natürlich. Wir sollten uns einmal bei diesen Zigeunern umhören.«
    Jo warf ihm einen Blick von der Seite zu, während sie gleichzeitig die Zügel lockerließ. Es war am besten, wenn sich der Braune auf dem glatten, zerfurchten Untergrund selbst seinen Weg suchte. »Ihnen ist schon klar, dass Sie einen diskriminierenden Begriff benutzen? Außerdem müssen wir erst einmal herausfinden, wo sich diese Leute aufhalten.«
    »Erstens: Sinti und Roma dürfte im Mittelalter kein Mensch verstehen. Deshalb bedaure ich zwar die Diskriminierung, fühle mich aber trotzdem nicht der politischen Korrektheit verpflichtet. Und zweitens: Die Zigeuner oder das fahrende Volk, wenn Ihnen das lieber ist, lagern bei einem Wäldchen auf der anderen Seite der Stadt.«
    »Woher wissen Sie das denn?«
    Lutz Jäger zuckte aufreizend gleichmütig mit den Schultern. »Als Wirt erfährt man nun einmal so einiges.«
    Das fahrende Volk hatte sein Lager eine halbe Meile nördlich der Stadtmauern aufgeschlagen, dort, wo der Fluss eine Schleife bildete. Zwei Dutzend Planwagen und windschiefe Zelte standen auf einer Wiese bei einem Erlenwäldchen. Im Sommer, vermutete Jo, während sie den Braunen im Schutz eines hohen Baums zum Stehen brachte, ist die Wiese bestimmt feucht und von Mücken umschwirrt. Manches blieb im Laufe der Jahrhunderte anscheinend immer gleich. So etwa auch, dass Gruppen, die mit ihrer Lebensweise nicht der Norm entsprachen, von der Gesellschaft ausgegrenzt wurden.
    »Kein angenehmes Leben, sich bei diesem Wetter ständig im Freien aufhalten zu müssen.« Lutz Jäger nickte in Richtung der Wiese. Um die drei Feuerstellen hockten einige der Zigeuner . Alle hatten sie sich tief in ihren abgewetzten dunklen Mänteln vergraben.
    »Nein, sicher nicht.« Jo seufzte. Auch ihr war häufig kalt. Aber sie besaß in dieser unwirtlichen Zeit immerhin ein Haus, in das sie sich zurückziehen konnte. »Wer fängt mit der Befragung an? Sie oder ich?«
    »Oh, von mir aus gerne Sie.«
    Sie gingen auf die erste der drei Feuerstellen zu. Die vier jungen Männer, die um die glimmenden Äste saßen, bedachten sie mit misstrauischen Blicken und verstummten. Jo spürte mehr, als dass sie es tatsächlich hörte, wie auch die anderen Gespräche ringsum leiser wurden.
    »Wir suchen nach einem jungen Mann namens Anselm«, sagte sie. »Er soll sich öfter bei Euch aufgehalten haben. Wir haben eine Nachricht für ihn.« Lutz Jäger und sie hatten beschlossen, dass es besser sei, hier im Zusammenhang mit dem Töpfer nicht von Geldschulden zu reden. Denn in diesem Fall würde das fahrende Volk Anselm sicher schützen wollen und ihnen nicht weiterhelfen.
    Keine Reaktion. Schließlich spuckte einer der jungen Männer, der struppiges braunes Haar und grüne Augen hatte, ins Feuer. »Wie soll dieser Anselm denn ausgesehen haben?«, fragte er mürrisch. Jo beschrieb den Töpfer, obwohl sie davon überzeugt war, dass der Braunhaarige – wie auch die anderen – nur auf Zeit spielen wollte.
    »Vielleicht war dieser Anselm einmal hier, vielleicht auch nicht.« Er zuckte mit den Schultern.
    »Ja, vielleicht …« Seine Freunde murmelten zustimmend.
    »Ihr wisst doch genau, dass er hier war«, sagte Jo scharf. »Also – wann und wie oft hat er Euer Lager besucht?«
    Ein dünner Rothaariger verzog sarkastisch seinen Mund. »Seit wann interessieren sich feine Leute wie Ihr für einen, der sich bei uns aufhält?«
    »Na ja«, mischte sich Lutz Jäger ein. »Diese Dame mag ja fein sein, aber ich als Wirt bin es bestimmt nicht. Deshalb noch einmal für Eure tauben Ohren: Wann und wie oft war der Junge hier? Nun, wird’s bald?«
    »Ihr könnt mich mal!« Der Braunhaarige sprang auf. »Verschwindet, sonst mache ich

Weitere Kostenlose Bücher