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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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Nebenraum war nun das Gekicher der rundlichen Hure zu hören. Es dröhnte schrill in Jos Ohren. »Und Ihnen kann ich nur raten, die Finger von diesem Mann zu lassen. Sie machen sich an ihm nämlich nur schmutzig.« Nach diesen Worten stürmte Jo aus dem Raum.
    Jo war ein ganzes Stück die dunkle Gasse entlanggehastet, als sie hinter sich jemanden durch den Schnee rennen hörte. Alarmiert drehte sie sich um.
    »Mein Gott, jetzt warten Sie doch!« Keuchend kam Lutz Jäger ihr hinterher.
    »Sie sollten einmal an Ihrer Fitness arbeiten, weiter habe ich Ihnen nichts zu sagen«, fuhr sie ihn an.
    »Ich kann verstehen, dass Sie sauer auf mich sind. Aber das mit dem ›sich die Finger an mir schmutzig machen‹ war wirklich total unter der Gürtellinie.« Jo konnte sein Gesicht in der Dunkelheit nicht richtig erkennen, aber seine Stimme klang sehr wütend.
    »Sie sind ein Polizeibeamter und während der Ausübung Ihres Dienstes mit einer Prostituierten ins Bett gestiegen! Sie gehören suspendiert.«
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass wir uns in einer Zeit befinden, in der Polizeiregeln nichts zählen?«
    »Trotzdem gelten diese Regeln für uns.« Jo wurde plötzlich bewusst, dass sie, so wie sie sich anschrien, in der ganzen Gasse zu hören sein mussten. »Verdammt, Sie haben einen Eid geschworen«, fügte sie etwas leiser hinzu.
    »Darüber bin ich mir im Klaren … Herr im Himmel, ich wollte wirklich nicht mit Greta ins Bett gehen. Aber ich war nicht mehr ganz nüchtern. Und als sie so nackt und wunderschön vor mir stand und mich dann auch noch berührte …« Ein sehnsüchtiger Unterton schwang in Lutz Jägers Stimme mit, der Jo noch zorniger machte.
    »Etwas Selbstbeherrschung sollte man von einem Polizisten schon erwarten können«, fauchte sie. »Aber daran hat es Ihnen wohl schon immer gemangelt.«
    »Ach, jetzt spielen Sie sich bloß nicht so auf. Wenn plötzlich ein nackter Adonis vor Ihnen stünde und Sie Alkohol intus hätten … Wie würden Sie denn dann reagieren? Steigen Sie doch endlich einmal von Ihrem verdammt hohen moralischen Ross herunter.«
    »Ich sitze auf keinem …«, begann Jo.
    Doch Lutz Jäger fiel ihr ins Wort: »Ja, gut möglich, dass Sie sogar so eine Situation gesittet meistern würden. Ich kann Ihren Friedhelm Seidel ja eigentlich nicht ausstehen. Trotzdem tut er mir fast leid. Es muss verdammt schwer sein, mit einem Tugendbolzen wie Ihnen liiert zu sein.«
    Immer musst du alles unter Kontrolle haben, hatte Friedhelm ihr kurz vor dem Unfall vorgeworfen. Jo verschlug es die Sprache, und sie benötigte einen Moment, bis sie ihre Fassung wiedergefunden hatte und scheinbar kühl sagen konnte: »Ich bin nicht im Geringsten an Ihrer Meinung über meine Beziehung interessiert.« Während sie sich umdrehte, um davonzustapfen, schossen ihr plötzlich die Tränen in die Augen. Was war nur mit ihr los?
    Zu ihrer Überraschung legte Lutz Jäger seine Hand auf ihre Schulter und hielt sie fest.
    »Lassen Sie mich …«, brachte Jo mit verschnupfter Stimme heraus. Gott sei Dank konnte er die Tränen in ihren Augen nicht sehen. Sie versuchte, seine Hand abzustreifen, aber er verstärkte seinen Griff.
    »Es tut mir leid, jetzt habe ich mich unterirdisch verhalten.« Etwas an seinem plötzlich müden Tonfall besänftigte Jo ein wenig, und sie blieb stehen.
    »Ich kann Sie beruhigen. Es ist nicht zum Äußersten zwischen mir und Greta gekommen.«
    Jo wischte sich über die feuchte Nase. »Das wirkte aber ganz anders«, sagte sie und schniefte.
    »Na ja, ich stand gewissermaßen kurz vor dem Vollzug. Das will ich auch gar nicht abstreiten.« Ein schiefes Grinsen schwang in Lutz Jägers Stimme mit. »Aber dann sah ich eine Wanze über die Kissen kriechen, und um meine Erektion war es geschehen. Ich habe mich dann schleunigst mit Greta aus dem Bett gerollt und meinen Mantel über uns gebreitet.«
    »Eine Wanze …« Jos Anspannung und Ärger lösten sich. Sie begann, haltlos vor sich hinzukichern.
    »Sie haben gut lachen. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie lusttötend das ist – sich auszumalen, dass so ein Vieh jetzt gleich über Sie krabbeln und sich bei Ihnen einnisten wird«, brummte er. »Ich schlage vor, wir gehen zu meiner Kneipe und unterhalten uns dort weiter.«
    Immer noch kichernd, hakte sich Jo bei ihm unter.
    Jo streckte ihre kalten Füße näher an die glimmenden Holzscheite in der Feuerstelle. Sie fühlte sich plötzlich angenehm schläfrig. Träge registrierte sie, dass Lutz Jäger, der

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