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Dreikönigsmord (German Edition)

Dreikönigsmord (German Edition)

Titel: Dreikönigsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bea Rauenthal
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und setzte sich gegen ihn zur Wehr. Dann wurde Wolfram endlich auf den Tumult aufmerksam. Er stürmte ins Zimmer und warf meinen Freier hinaus.«
    Bei Wolfram handelte es sich allem Anschein nach um den Schrank . Hat ja reichlich lange gedauert, bis er bemerkt hat, dass einer der Lover-Boys beinahe umgebracht wurde , dachte Jo höhnisch. »Wisst Ihr vielleicht den Namen des Freiers? Und wie er aussah?«, fragte sie.
    »Wir kennen so gut wie nie die Namen unserer Kunden.« Frowin schüttelte erschrocken den Kopf. Seine lockigen Haare fielen etwas nach hinten. Im Schein eines blakenden Kienspans nahm Jo gelblich verfärbte Flecken auf seiner Stirn und eine noch frische Schramme auf seiner linken Wange wahr. Der Junge schien die Sadomaso-Klientel wirklich anzuziehen. »Und was das Aussehen des Kunden betrifft, kann ich Euch leider auch nicht weiterhelfen. Er trug eine Ledermaske.«
    Na, super … »Wann ereignete sich dieser Vorfall denn?«
    »Ende Oktober. Am Tag des heiligen Marcellus.«
    Ob der Mann mit der Maske Anselm getötet haben konnte – aus Rache, weil dieser ihn um einen extrageilen Orgasmus gebracht hatte? Als Motiv war dies zumindest nicht auszuschließen. »Wisst Ihr, wer der Besitzer des Bordells ist?«
    Frowin schüttelte wieder den Kopf. »Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Wolfram das weiß. Ich habe ihn einmal sagen hören, er hätte immer nur mit einem Mittelsmann zu tun.«
    »Hmm …« Nun ja, ein Bordell, noch dazu eines für Männer, zu betreiben, war auch im 21. Jahrhundert keine Sache, die man gern an die große Glocke hängte. Ganz zu schweigen vom Mittelalter, wo Homosexualität als Todsünde galt. »Habt Ihr und Anselm Euch angefreundet, nachdem er Euch gerettet hatte?«, nahm Jo ihren ursprünglichen Faden wieder auf.
    Frowin nippte an dem Wein, was, wie Jo teils amüsiert, teils traurig feststellte, ein bisschen an einen Teenager erinnerte, der seine erste Zigarette rauchte. »Anselm steckte mir danach öfter einmal ein paar Münzen oder etwas zu essen zu. Er war freundlich zu mir, ohne viele Worte zu machen. Ich tat ihm wohl leid … Aber er erzählte kaum etwas von sich – falls Ihr darauf hinauswollt. Ich weiß nur, dass er hin und wieder als Töpfer arbeitete. Und dass ihm diese Arbeit Freude machte.«
    Jo unterdrückte ein Seufzen. Wie viel einfacher dieser Fall doch gewesen wäre, wenn es sich bei Anselm um einen umgänglichen, kommunikativen Menschen gehandelt hätte.
    »Hat Euch Anselm etwas über seine Freier berichtet?«, fragte sie ohne große Hoffnung.
    »Auch in diesen Dingen war er sehr verschwiegen.« Frowin runzelte die Stirn. »Aber einmal hat er erzählt, dass ihn ein Freier gelegentlich zu sich bestellte.«
    »Ihr meint, zu sich nach Hause?«
    »Das weiß ich nicht …«
    »Hat er noch etwas über diesen Mann gesagt? Bitte, besinnt Euch. Jede Einzelheit kann wichtig sein.«
    Frowin starrte in seinen Weinbecher. »Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil Anselm mir wieder einmal Geld zusteckte«, sagte er schließlich. »Das heißt, ich war natürlich froh darüber, aber ich wusste, dass Anselm es doch selbst benötigte. Sonst hätte er nicht seinen Körper verkauft.« Frowin hatte seine Arme um sich geschlungen, als hätte er das Bedürfnis, sich selbst zu schützen.
    Jo empfand plötzlich tiefes Mitleid für ihn.
    »Daraufhin sagte Anselm, ich solle mir deshalb keine Sorgen machen. Einer seiner Kunden sei so reich, dass er ihn regelmäßig zu sich bestelle. Ich fragte Anselm, ob ihm dieser Mann weh täte.« Frowin schauderte. »Aber er meinte, nein. Alles, was er tun müsse, sei, dem Freier einen zu blasen und sich dann nackt zu ihm ins Bett zu legen. Auf diese Weise habe er wenigstens eine warme und trockene Schlafstatt. Außerdem bekomme er immer gut zu essen.« Frowins Miene entspannte sich unvermittelt. »Dann hat Anselm mir von den Beeren zu kosten gegeben, die der Freier ihm zusteckte.«
    »Beeren?«
    »Ja, getrocknete. Ich hatte sie noch nie zuvor gegessen. Anselm sagte, es seien Maulbeeren.«
    Maulbeeren … Waren diese Früchte im Mittelalter selten gewesen, oder bekam man sie an jeder Straßenecke? Jo versuchte, sich ihre Frustration nicht anmerken zu lassen.
    »Und da ist noch etwas … Ich sagte Anselm, dass mir die Beeren gut schmeckten. Daraufhin lächelte er und erwiderte, sein Kunde scheine sie auch zu lieben. Denn in den Rahmen der Eingangstür habe er Maulbeerblätter schnitzen lassen.«
    Jo war eben dabei, diese Information zu überdenken, als sich

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