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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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D. treffen. Aber musste er dafür gleich einen 14-tägigen
Urlaub buchen? Wahrscheinlich schon, vermutete er. Wenn D. und Rennickens befreundet
waren, würde es nicht bei einem Treffen bleiben, dann würden sie auch einiges unternehmen,
wobei sich Böhnke im Unklaren war, was man an diesem auf den ersten Blick so öden
Teil der Insel, überhaupt machen konnte. Eventuell wollte Rennickens auch nur Sonne
tanken, bevor endgültig der kalte deutsche Winter kam.
     
    Die freundliche Frau an der Rezeption gab ihm erstaunlicherweise bereitwillig
Auskunft. Nein, es gebe keine Gäste, deren Vor-oder Familiennamen mit D. beginnen,
sagte sie, während sie das elektronische Buchungssystem durchging. »Bis auf einen
Dieter Bullmann aus Wittenberg. Der kommt jedes Jahr mit seiner Frau Karin Anfang
November und bleibt bis Mitte Dezember. Das sind unsere ältesten und treuesten Stammgäste.«
    Böhnke strich den Namen sofort wieder aus dem Gedächtnis. Bullmann
fehlte ein markantes Merkmal: Er war kein Junggeselle.
    Die knappe Stunde bis zum Abendessen nutzte Böhnke
zu einem kurzen Spaziergang zum Strand. Der Gestank aus einem brüchigen Abwasserkanal,
der ihn bei seinem Weg über ein steiniges, leicht zum Meer hin abfallendes Gelände
begleitete, verflüchtigte sich erst, als er in die Nähe einer kleinen hölzernen
Strandbude mit wenigen Tischen kam. Der Imbiss signalisierte das nördliche Ende
von Esquinzo und befand sich ein wenig erhöht über einem schmalen Sandstrand, der
sich nach Süden in Richtung Jandia öffnete und bis zum Horizont reichte. Der Blick
in die andere Richtung wurde durch eine Biegung des Strands eingeschränkt. Aber
auch dort ging es weiter, wie Böhnke an den vielen Menschen erkannte, die stramm
in beide Richtungen marschierten. Die sich überschlagenden Wellen waren näher, als
er gedacht hatte.
    »Wir haben höchste Flut«, erklärte ihm eine junge Bedienung auf Deutsch.
»So hoch wie heute kommt das Wasser in diesem Jahr wahrscheinlich nicht mehr.«
    Böhnke spürte Verunsicherung und Unsicherheit
in sich. Übermorgen, so hatte er dem Kalender entnommen, wollte sich Rennickens
mit D. getroffen haben. Wusste D., dass sein Besucher tot war? Wo hatten sie sich
treffen wollen? Böhnke hatte keinen Plan, wie es weitergehen sollte. Er zweifelte,
ob es richtig war, sich ohne Rückendeckung auf diese Ermittlungen einzulassen. Andererseits
hatte er nichts in der Hand, dass einen internationalen Polizeieinsatz rechtfertigen
könnte. Er hatte nur Vermutungen, keine handfesten Beweise. Damit ließ sich kein
Polizeiapparat aktivieren. Nein, er musste sich als Einzelkämpfer durchschlagen,
ohne Hilfe und ohne Kollegen, wenn er den Fall lösen wollte.
    Auf der Terrasse der Strandbude hatte er sich
an einen Plastiktisch gesetzt und rührte in seinem Kaffee. Wie sollte er Kontakt
zu D. aufnehmen, nachdem seine Telefonate ständig auf dem Anrufbeantworter von D.
geendet hatten? Was tue ich überhaupt hier, hatte er sich gefragt und sich die Antwort
gegeben: Er wollte den Sumpf austrocknen, den die Gnadenlosen angelegt hatten, er
wollte wissen, warum Geffert sterben musste. Und er befürchtete, dass es D. auf
ihn absehen könnte, wenn dieser mitbekam, was alles im Dreiländereck passiert war.

19.
    Am Morgen, nach einem trotz des äußerst ruhigen Zimmers und des bequemen
Bettes wenig erfrischenden Schlaf, weiterhin umgeben von der Reinigungsmittel geimpften
Luft sowie nach einem Frühstücksbüfett, das ihn weder ansprach noch besonders umfangreich
war, machte sich Böhnke wieder zum Strand auf. Er ging diesmal einen anderen Weg,
den Abwasserkanal links liegen lassend. Er ging an einer Hotelanlage vorbei und
über eine steile, in den Fels geschlagene Treppe hinunter zum Strand. Rechts oder
links, an der Wasserlinie entlang durch den feuchten Sand, das war die Frage. Er
entschied sich für rechts in Richtung Jandia. 30 Kilometer lagen zwischen den Endpunkten
Costa Calma und Jandia, und anscheinend hatten es viele Strandläufer darauf abgesehen,
die Strecke zu Fuß zu absolvieren. Böhnke war von der Menschenmasse überrascht,
die ihm entgegenkam oder überholte. Anscheinend gab es kein größeres Vergnügen,
als bei aufsteigender Sonne und leichter Brise den Sandstrand entlangzuhetzen. Gelegentlich
passierte er Geröllfelder, schwarze Steine, die fast bis zum Wasser reichten und
über die er mühelos klettern konnte. Er schlenderte an Steinburgen vorbei, die ähnlich
wie die Sandburgen an der Nordseeküste von den

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