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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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deutschen Besetzern beharrlich gegen
andere Burgensucher verteidigt wurden.
    In der Strandbar von Jorge und Josef hatte er gestern am späten Nachmittag
gesessen. Jetzt lief er wieder den Strand entlang und erkannte eine andere Bar vor
sich. Er staunte über die Weite des sandigen Ufers. Es schien irgendwie endlos,
die Bar einfach nicht erreichbar. Nachdem er endlich an der übervollen Terrasse
angekommen war, beschloss er, bis zur nächsten Bar weiterzulaufen, um von dort aus
umzukehren. Die Sonne wärmte, gleichzeitig kühlte der Wind angenehm. Trotz der vielen
meist älteren Menschen, nach seiner Einschätzung älter als er selbst, war es ruhig.
Eigentlich machten es die Rentner richtig, fand Böhnke. Statt des kalten, nassen
Novembers in der Heimat, dem oft zitierten Depri-Wetter, genossen sie die permanente
Sonne und die Wärme – solange sie es sich leisten konnten. Seine Nachbarn beim Abendessen
hatten ihm erklärt, dass sie in Deutschland immer Probleme mit den Knochen hätten.
Auf Fuerte seien die Schmerzen wie weggeblasen. Sie kämen schon seit vielen Jahren
hierher und beschrieben ihm ihre Erfahrung: Wer einmal auf Fuerte war, kommt immer
wieder oder nie mehr. Die Wüste direkt hinter dem Küstenstreifen sei eben nicht
jedermanns Sache. Wer dennoch die Insel lieben gelernt habe, der könne sich nicht
mehr von ihr trennen.
    So weit wollte Böhnke nicht gehen. Schließlich war er nicht zum Urlaubmachen
hier, sondern sein Aufenthalt hatte handfeste, ›kriminelle‹ Gründe. Aber darüber
wollte er seine Tischgesellen nicht aufklären. Sie sollten in ihm ruhig den Rentner
sehen, der ein wenig zu früh in den Ruhestand geschickt wurde.
     
    Beim Erreichen der nächsten Bude, die den anderen am Strand in Aussehen
und Größe ähnelte und mit dem vielversprechenden Namen ›Bei Heidi‹ versehen war,
beschloss Böhnke, den Rückmarsch anzutreten. Er hatte einige Kilometer zurückgelegt,
sagte er sich, schätzungsweise waren es acht gewesen, die er nun auch retour absolvieren
musste.
    An der Strandbude am südlichen Beginn von Esquinzo, unterhalb des steilen
Felshanges, verließen ihn am frühen Nachmittag die Kräfte. Die mehr als zwei Kilometer
bis zu Jorge und Josef würde er nicht mehr schaffen, glaubte er. Er hatte sich zwar
nicht übernommen, sich jedoch anscheinend zu viel zugemutet. Das lange Laufen durch
den Sand hatte ihn ermüdet. Es ist nicht mehr weit, versuchte er, sich Mut zuzusprechen.
Langsam stapfte er weiter.
     
    Er musste unbedingt eine Pause machen und schleppte sich auf die nächste
Terrasse, die einen schönen Blick auf den hellen Strand und das blaugrüne, leicht
wellige Meer erlaubte.Dort fand er den letzten freien Tisch mit zwei Stühlen und
freute sich, als ihn ein junger Mann auf Deutsch nach seinen Wünschen fragte. Nach
einem kurzen Blick in die Speisekarte bestellte er Pommes frites, hier French fries
genannt, und eine Zitronenlimonade.
    So ließ es sich aushalten. Böhnke reckte sich zufrieden in dem stabilen
Plastikstuhl, blinzelte in die Sonne, die demnächst hinter der Felswand verschwinden
würde, und vergaß für einen Moment, warum er überhaupt nach Fuerteventura gekommen
war.
    Doch bald holten ihn die Gedanken an D. und Rennickens
wieder ein. Hier, irgendwo auf dieser Insel, würde er D. finden. Nur wo? Küppers
Recherchen, um die er ihn gebeten hatte, hatten kein Ergebnis gebracht, zumindest
hatten sie keine Person ermittelt, auf die bestimmte Kriterien – Junggeselle, um
die 50 Jahre alt – zutrafen. Und was sprach überhaupt dafür, dass es sich um einen
Deutschen handelte? Dafür gab es im Prinzip nur das Indiz, dass alle im Bund der
Gnadenlosen außer dem belgischen Theologen und dem niederländischen Ingenieur Deutsche
waren, ging es durch seinen Kopf, während er mit geschlossenen Augen die letzten
Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht genoss.
    Eine muntere Frauenstimme unterbrach seine Gedanken. Ob sie sich zu
ihm setzen dürfe, erkundigte sie sich in gebrochenem Deutsch mit spanischem Einschlag.
    Bereitwillig bot Böhnke den freien Platz an und fühlte sich in seiner
Annahme bestätigt, es mit einer Spanierin zu tun zu haben, als sie in fließendem
Spanisch eine Bestellung aufgab.
    Die Frau war durchaus attraktiv mit ihren schwarzen, mittellangen Haaren,
dem gebräunten Teint und einer respektablen Oberweite, die nur knapp von einem enganliegenden,
blauen Shirt verdeckt wurde; immerhin trug sie damit etwas mehr an Kleidung als
die vielen Nackten, die den

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