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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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Fußballspieler.«
    Die Weinkaraffe macht noch einmal die Runde, während der Capitano und Lambertucci den Fall Strelzow rekapitulieren: einer der besten Fußballspieler der Welt, so gut wie Pelé, wurde regelrecht zerstört, weil er eine offizielle Regel gebrochen habe, als er sich weigerte, seinen Verein, Torpedo, zu verlassen und zu Dynamo Moskau zu wechseln, dem Verein des KGB. Daraufhin habe man ihn unter einem Vorwandangeklagt und nach Sibirien in ein Arbeitslager geschickt. Nach seiner Entlassung fünf Jahre später sei er als Sportler am Ende gewesen.
    »Das sind die Methoden«, schließt Lambertucci. »Und Sokolow wird es genauso ergehen. Am Schachbrett scheint er die Ruhe selbst, aber das täuscht. Mit diesem ganzen Stab von Trainern und Beratern, den Leibwächtern und den Telefonanrufen von Chruschtschow, der ihm Mut zuspricht und sagt, im Paradies des Proletariats seien aller Augen auf ihn gerichtet ...«
    Tedesco nickt zustimmend.
    »Das eigentliche sowjetische Wunder ist«, sagt er, »dass unter diesen Bedingungen überhaupt jemand imstande ist, gut Schach zu spielen. Sich zu konzentrieren.«
    »Bedient man sich dabei auch schmutziger Tricks?«, fragt Max.
    Der andere grinst, und sein Auge wird schmal.
    »Absolut. Von kindischen Albernheiten bis zu ausgeklügelten Hinterhältigkeiten.«
    Und dann zählt er ein paar Beispiele auf: Bei der letzten Weltmeisterschaft in Manila, als Sokolow gegen Cohen antrat, habe in der ersten Reihe ein sowjetischer Beamter gesessen und mit Blitzlicht fotografiert, um den Israeli nervös zu machen. Und bei der Olympiade in Varna hätten die Russen angeblich einen Parapsychologen ins Publikum gesetzt, der die Spieler der gegnerischen Mannschaft telepathisch verwirren sollte. Und es würde auch behauptet, dass Sokolow bei der Verteidigung seines Titels gegen den Jugoslawen Monfilovic Spielanweisungen von seinen Beratern in den Joghurtbechern erhalten hätte, die er während des Spiels auslöffelte.
    »Aber das Schärfste war«, schließt er, »was Bobkow passiert ist, einem Spieler, der das Turnier von Reykjavik nutzte, um sich in den Westen abzusetzen. Dem hat man in der Wäscherei des Hotels die Unterhosen mit Gonorrhö-Erregern verseucht.«
    Das ist der richtige Moment, denkt sich Max, das Thema auf den Tisch zu bringen.
    »Und was ist mit Sekundanten, die für den Gegner spitzeln?«, fragt er in beiläufigem Ton.
    »Sekundanten?« Lambertucci sieht ihn neugierig an. »Nanu, Max, seit wann wirfst du denn mit solchen Fachausdrücken um dich?«
    »Ich habe in den letzten Tagen einiges gelesen.«
    Das komme schon mal vor, bestätigen die beiden. Es gebe Fälle, die Furore gemacht hätten, wie die Aussagen eines Sekundanten des Norwegers Aronsen, der gegen Petrosjan angetreten war, kurz bevor Sokolow diesem den Titel wegschnappte. Der Sekundant, ein Engländer namens Byrne, habe gebeichtet, mutmaßlichen russischen Buchmachern, die pro Partie zweitausend Rubel gewettet hätten, Informationen geliefert zu haben. Hinterher habe er erfahren, dass diese Informationen in Wahrheit an den KGB gegangen seien, der sie direkt an die Sekundanten Petrosjans weitergereicht habe.
    »Kann so etwas hier auch passieren?«
    »Wo so viel auf dem Spiel steht wie jetzt hier und demnächst bei der Weltmeisterschaft«, sagt Tedesco, »kann alles passieren. Nicht immer wird Schach nur auf dem Brett ausgetragen.«
    Lambertuccis Frau kommt mit einem Besen und einer Kehrschaufel und schickt sie nach draußen, weil sie fegen will. Also trinken sie aus und machen sich davon. Jenseits der Tische unter dem Vordach reckt sich der silberne Engel auf der kirschroten Kühlerhaube von Doktor Hugentoblers Silver Cloud.
    »Ist dein Chef noch verreist?«, fragt Lambertucci mit einem bewundernden Blick auf das Auto.
    »Ja, immer noch.«
    »Beneidenswert, dein System. Findest du nicht auch, Capitano? Eine Weile arbeiten müssen und dann seine Ruhe haben, bis der Chef wiederkommt.«
    Alle drei lachen. Sie schlendern an den Wellenbrechern entlang und machen an der Kaimauer bei einem gerade eingelaufenen Fischkutter halt, um den Fang zu sehen.
    »Was ist an Keller und Sokolow so bemerkenswert, Max?«, will Lambertucci wissen. »Du hast dir doch noch nie etwas aus Schach gemacht.«
    »Dieser Campanella-Preis interessiert mich jetzt aber.«
    Lambertucci zwinkert Tedesco zu.
    »Der Campanella-Preis oder vielleicht die Dame, mit der du vor ein paar Tagen hier gegessen hast.«
    »Die ganz offensichtlich nicht die

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