Dreimal im Leben: Roman (German Edition)
Grund. 1934 habe es polizeiliche Ermittlungen gegen ihn gegeben, und er wäre um ein Haar im Gefängnis gelandet, wenn er nicht viel Geld und viel Einfluss hätte spielen lassen. Seitdem lasse sich seine politische Einstellung am besten so charakterisieren, wie er sich selbst bei einem Abendessen mit Freunden ausgedrückt habe: »Die Republik oder ich.« Und so sei er nunmehr seit eineinhalb Jahren damit beschäftigt, die Republik zu unterwandern.Es sei allgemein bekannt, dass sein Geld hinter den Ereignissen vom Juli des letzten Jahres gesteckt hat. Nach einem Gespräch mit einem Mittelsmann der Verschwörer in Saint-Jean-de-Luz habe Ferriol aus eigener Tasche, über ein Konto bei der Kleinwort-Bank, das Flugzeug und den Piloten bezahlt, die General Franco am 18. Juli von den Kanarischen Inseln nach Marokko gebracht hätten. Und während sich dieses Flugzeug in der Luft befunden habe, hätten fünf Texaco-Tanker, beladen mit fünfundzwanzigtausend Tonnen Rohöl für die staatliche Ölgesellschaft Campsa, auf hoher See beigedreht und Kurs auf den von den Aufständischen beherrschten Landesteil genommen. In dem telegrafischen Befehl dazu habe es geheißen Don’t worry about payment. Keine Sorge wegen der Rechnung. Um die habe sich nämlich Tomás Ferriol gekümmert und tue das auch weiterhin. Allein in die Belieferung der Rebellen mit Öl und Treibstoff solle der Financier schätzungsweise eine Million Dollar investiert haben.
»Es geht aber nicht nur um Öl«, fuhr Mostaza fort, nachdem er Max Zeit gelassen hatte, die Nachricht zu verdauen. »Wir wissen, dass Ferriol bei General Mola in dessen Hauptquartier in Pamplona war, um ihm eine Liste von Bürgschaften im Wert von sechshundert Millionen Peseten zu zeigen. Bemerkenswert und für ihn typisch ist dabei, dass er Mola kein Geld gegeben oder angeboten hat. Er hat lediglich auf seine solide Stellung als Bürge verwiesen. Auf seine Bereitschaft, das Ganze zu unterstützen. Und das schloss auch seine geschäftlichen und finanziellen Beziehungen nach Deutschland und Italien ein.«
Er unterbrach sich und zog an der kalten Pfeife, ohne den Blick von Max zu wenden, während ein Kellner dessen leeren Teller abräumte und das Hauptgericht servierte, ein Entrecôte à la niçoise. Das sonnige Rechteck war vom Boden aufwärts gewandert und hatte die weiße Tischdecke erreicht.Somit wurde Mostazas Gesicht nun von unten beleuchtet, sodass an der linken Halsseite unterhalb des Kiefers deutlich eine hässliche Narbe zutage trat, die Max bis dahin nicht aufgefallen war.
»Die Rebellen«, setzte Mostaza seinen Bericht fort, als sie wieder allein waren, »brauchten auch Flugzeuge. Militärische Unterstützung aus der Luft, zunächst, um die aufständischen Truppen aus Marokko auf die Halbinsel zu holen, und dann für die Bombenangriffe. Am vierten Tag des Putsches erbat General Franco höchstpersönlich – über den Militärattaché der Nazis für Frankreich und Portugal – zehn Junkers-Maschinen aus Deutschland. Um Italien kümmerte sich Ferriol.« Er beugte sich über den Tisch und stützte die Ellbogen auf. »Sie merken, wir nähern uns dem Kern.«
Max hatte versucht weiterzuessen, was ihm jedoch nicht gelang. Nach zwei Bissen legte er Messer und Gabel nebeneinander exakt in Fünf-Uhr-Position auf den Tellerrand und tupfte sich mit der Serviette den Mund ab. Er ließ die steifen Hemdmanschetten auf der Tischkante ruhen und sah Mostaza stumm an. Das italienische Angebot, sprach dieser weiter, sei mit dem Außenminister Graf Ciano ausgehandelt worden. Zuerst in einer privaten Unterredung mit Ferriol, und dann habe man sich brieflich über die Einzelheiten geeinigt. In Sardinien sei eine Staffel von zwölf Savoia-Marchetti-Maschinen stationiert gewesen, und nach Abstimmung mit Mussolini habe Ciano zugesagt, dass diese im Lauf der ersten Augustwoche den aufständischen Truppen in Tetuan zur Verfügung stehen könnten, und zwar gegen eine Vorauszahlung von einer Million Pfund Sterling. Mola und Franco hätten diese Summe nicht aufbringen können, Ferriol schon. Also habe er einen Teil vorgeschossen und für den Rest gebürgt. Am 30. Juli seien die zwölf Flugzeuge nach Marokko gestartet. Drei habe man über dem Meer verloren, doch die übrigen seien rechtzeitig eingetroffen, um die marokkanischen Soldaten und die Legionäre auf die spanische Halbinsel zu schaffen. Vier Tage später sei der italienische Frachter Emilio Morlandi, von Ferriol in La Spezia gechartert und beladen mit
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