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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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Bewegungen, die niemals wankende Eleganz und Sicherheit ihrer Haltung. In der womöglich ein Hauch von Provokation lag, nur eine Andeutung; zum Beispiel, als sie sich zu der Drehfigur bereit erklärt und sie mit vollendeter Grazie ausgeführt hatte. Sie blickte weiterhin an ihm vorbei, hielt den Blick fast die ganze Zeit in die Ferne gerichtet, und das gestattete Max, ihr fein gezeichnetes Gesicht zu studieren, die Form der dezent rot geschminkten Lippen, die unauffällig gepuderte Nase, die schmalen Bögen der Brauen auf der straffen Stirn über langen Wimpern. Sie duftete nach einem Parfüm, das er nicht sicher zu identifizieren vermochte, so sehr schien es zu ihrer jungen Haut zu gehören: Arpège , vielleicht. Und sie war zweifellos eine begehrenswerte Frau. Er sah zu dem Mann hinüber, der ihnen vom Tisch aus zuschaute, während er an seinem Champagner nippte, ohne ihnen wirklich Beachtung zu schenken, und schielte dann noch einmal rasch auf das Collier, seinen feinen matten Schimmer im Licht der Kronleuchter. Es bestand aus ungefähr zweihundert Perlen von außergewöhnlicher Qualität. Mit seinen sechsundzwanzig Jahren wusste Max, aus eigener Erfahrung und dank gewisser zwielichtiger Freundschaften, genug über Perlen, um zwischen ovalen, runden, tropfenförmigen und barocken unterscheiden zu können, und kannte sowohl die offiziellen als auch die Schwarzmarktpreise. Diese waren rund und vom Feinsten, indische oder persische vermutlich. Sie waren mindestens fünftausend Pfund Sterling wert, mehr als eine halbe Million Francs. Das reichte, um mehrere Wochen mit einer Luxusdame im besten Hotel von Paris oder an der Riviera zu verbringen; wenn man es vernünftig einteilte, konnte man davon aber auch ein gutes Jahr einigermaßen sorglos leben.
    »Sie tanzen sehr gut, Señora«, wiederholte er.
    Fast widerwillig kehrte ihr Blick aus der Ferne zurück.
    »Obwohl ich schon so alt bin?«, fragte sie.
    Sie schien keine Antwort zu erwarten. Offensichtlich hatte sie ihn vor dem Abendessen beim Tanzen mit den brasilianischen Teenagern beobachtet. Max reagierte mit der entsprechenden Entrüstung.
    »Alt? Du lieber Himmel. Wie können Sie so etwas sagen?«
    Sie musterte ihn neugierig. Vielleicht belustigt.
    »Wie heißen Sie?«
    »Max.«
    »Na los, Max, nur Mut. Schätzen Sie, wie alt ich bin.«
    »Das würde ich niemals wagen.«
    »Bitte.«
    Schon war er wieder entspannt, denn an Selbstbewusstsein mangelte es ihm Frauen gegenüber nicht. Sein Lächeln war breit und strahlend, sie studierte es mit geradezu wissenschaftlicher Akribie.
    »Fünfzehn?«
    Sie lachte laut auf. Ein fröhliches und herzhaftes Lachen.
    »Genau«, bestätigte sie. »Wie haben Sie das erraten?«
    »Ich bin gut in solchen Dingen.«
    Die Frau nickte halb spöttisch, halb erfreut. Oder vielleicht gefiel ihr auch einfach nur die Art, wie er sie über das Parkett führte, ohne sich durch ihr Gespräch von der Musik oder der Schrittfolge ablenken zu lassen.
    »Nicht nur darin«, versetzte sie ein wenig rätselhaft.
    Max forschte in ihren Augen nach einer näheren Erklärung für diese Bemerkung, doch sie starrte schon wieder ausdruckslos über seine rechte Schulter. Dann war der Bolero zu Ende. Sie ließen die Arme sinken und standen einander gegenüber, während sich das Orchester auf das nächste Stück vorbereitete. Wieder streifte der Blick des Eintänzers die hinreißende Perlenkette. Und für einen Moment glaubte er, dass sie ihn dabei ertappt hatte.
    »Das genügt«, sagte sie plötzlich. »Danke.«
    Das Pressearchiv ist im Obergeschoss eines alten Gebäudes und über eine Marmortreppe zu erreichen, die unter einem Deckengewölbe mit schadhaften Fresken aufwärts führt. Der Dielenboden knarrt unter Max Costas Füßen, als er sich mit drei gebundenen Jahrgängen der Zeitschrift Scacco Matto einen hellen Platz sucht und sich an einem Fenster niederlässt, durch das er auf ein halbes Dutzend Palmen und die grauweiße Fassade der Sant-Antonino-Kirche sehen kann. Dazu legt er das Etui seiner Lesebrille, einen Block, einenKugelschreiber und mehrere Tageszeitungen, die er an einem Kiosk auf der Via di Maio erstanden hat, auf das Pult.
    Eineinhalb Stunden später hört Max auf, sich Notizen zu machen, nimmt die Brille ab, reibt sich die müden Augen und schaut hinaus auf die Piazza, wo die Palmen in der Nachmittagssonne lange Schatten werfen. Zu diesem Zeitpunkt kennt Doktor Hugentoblers Chauffeur einen Großteil dessen, was über Jorge Keller in gedruckter

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