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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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als Page im Hotel Excelsior zu Neapel, hat er eine Menge erlebt. Und dazu gehört auch Max Costa in seinen Glanzzeiten.
    »Ich dachte, du bist im Ruhestand.«
    »Bin ich auch. Hier geht es um etwas anderes.«
    »Ach so.«
    Der alte Rezeptionist wirkt erleichtert, und Max rückt mit seinem Anliegen heraus: eine stilvolle ältere Dame in Begleitung eines Mädchens und eines gutaussehenden jungen Mannes. Sie hätten vor zehn Minuten die Halle betreten. Vielleicht seien sie ja Gäste des Hotels.
    »Selbstverständlich sind sie das ... Der Junge ist kein Geringerer als Keller.«
    Max blinzelt verwirrt. Der junge Mann und das Mädchen interessieren ihn nicht so sehr.
    »Wer?«
    »Jorge Keller, der chilenische Großmeister. Anwärter auf den Weltmeistertitel.«
    Endlich fällt bei Max der Groschen, und Spadaro liefert ihm weitere Einzelheiten. Der Luciano-Campanella-Preis, der dieses Jahr in Sorrent vergeben wird, ist nach seinemStifter benannt, dem Turiner Multimillionär, einem Großaktionär von Olivetti und Fiat. Campanella, ein leidenschaftlicher Anhänger des Schachspiels, organisiert jährlich ein Turnier an einem bedeutenden Ort Italiens, immer im ersten Hotel am Platz, zu dem er die Weltspitze der Schachspieler einlädt und sie freigebig entlohnt. Die Veranstaltung dauert vier Wochen und findet wenige Monate vor der Weltmeisterschaft statt. Mittlerweile gilt sie als inoffizieller Meisterschaftskampf zwischen den beiden stärksten Spielern, dem amtierenden Weltmeister und seinem gefährlichsten Kontrahenten. Abgesehen vom Preisgeld – fünfzigtausend Dollar für den Gewinner und zehntausend für den Zweitplatzierten – beruht das Prestige des Campanella-Preises vor allem darauf, dass der Sieger bisher jedes Mal anschließend auch den Titel gewonnen oder erfolgreich verteidigt hat. Zurzeit ist Sokolow Weltmeister und Keller, der alle anderen Kandidaten geschlagen hat, sein Herausforderer.
    »Dieser Knabe ist Keller?«, fragt Max ungläubig.
    »Ja. Ein netter Junge ohne Allüren, was in seinen Kreisen ungewöhnlich ist. Der Russe ist weniger freundlich. Immer umringt von Leibwächtern und scheu wie ein Maulwurf.«
    »Und sie?«
    Spadaro wischt mit der Hand durch die Luft: seine Gebärde für belanglose Kunden. Ohne besondere Geschichte.
    »Das ist seine Freundin. Gehört auch zu seinem Team.« Der Rezeptionist blättert in den Reservierungen, um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. »Irina heißt sie ... Irina Jasenovic. Der Name ist jugoslawisch, aber sie hat einen kanadischen Pass.«
    »Ich meine die Ältere. Die mit dem kurzen grauen Haar.«
    »Ach so, das ist die Mutter.«
    »Von dem Mädchen?«
    »Nein, von Keller.«
    Zwei Tage später sah er sie wieder im Tanzsaal der Cap Polonio. Es war ein Festbankett, zu dem der Kapitän zu Ehren eines illustren Gastes geladen hatte, und einige der männlichen Passagiere hatten statt des dunklen Anzugs oder Smokings die knappe Jacke mit den langen Schößen, die gestärkte Hemdbrust und die weiße Halsbinde eines Fracks angelegt. Die Gäste versammelten sich, tranken Cocktails und lauschten der Musik, bis sie in den Speisesaal gebeten wurden. Nach dem Essen kamen die jungen Leute und die Tanzlustigen wieder und blieben bis spät in die Nacht. Das Orchester begann, wie gewohnt, mit langsamen Walzern und sanften Stücken, und Max tanzte zu einigen davon, vorwiegend mit jungen, ledigen oder verheirateten Damen, die unter der Obhut ihrer Familie reisten. Zu einem Slowfox forderte er eine schon ältere Engländerin auf, die sympathisch wirkte und in Begleitung einer Freundin war. Er hatte gesehen, dass sie flüsterten und einander mit dem Ellbogen anstießen, wann immer er in ihre Nähe kam. Die Engländerin war blond, rundlich, mit etwas rüden Manieren. Vielleicht ein wenig ordinär, er meinte, zu viel My Sin auf ihrer Haut wahrzunehmen, und übertrieben mit Schmuck behängt, doch sie tanzte nicht schlecht. Außerdem hatte sie schöne blaue Augen und genug Geld, um reizvoll zu wirken: Ihr Täschchen war aus Goldfäden gewoben, wie er mit fachmännischem Blick feststellte, als er vor ihr stand und sie um einen Tanz bat. Der Schmuck schien wertvoll zu sein, insbesondere ein mit Saphiren besetztes Armband und die passenden Ohrringe; die Steine, nähme man sie aus der Fassung, würden fünfhundert Pfund Sterling bringen. Ihr Name war Miss Honeybee, wie er der Gästeliste des Maître hatte entnehmen können. Verwitwet oder geschieden, behauptete dieser – er hieß

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