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Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Dreimal im Leben: Roman (German Edition)

Titel: Dreimal im Leben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arturo Pérez-Reverte
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doch diese beiden betreiben es als eine ernsthafte Sache. Sie verkehren im örtlichen Schachklub und sind immer auf dem Laufenden über Weltmeisterschaften, Großmeister und ähnliche Themen.
    »Was ist von diesem Keller zu halten?«
    Wieder ist Lambertuccis einzige Antwort ein Knurren, während er den letzten, dem Anschein nach vorteilhaften Spielzug seines Gegners analysiert. Schließlich entscheidet er sich, es folgt ein kurzer Schlagabtausch, und ohne eine Miene zu verziehen, sagt der andere »Schach«. Zehn Sekunden später räumt der Capitano die Figuren in die Kiste, während Lambertucci in der Nase bohrt.
    »Keller?«, antwortet er endlich. »Der hat eine große Zukunft vor sich. Wenn er den Russen schlägt, ist er der nächste Weltmeister. Er ist hochintelligent und nicht so exzentrisch wie dieser andere Junge, Fischer.«
    »Stimmt es, dass er seit frühester Kindheit spielt?«
    »Das sagt man. Soweit ich weiß, hat er sich im Laufe von vier Turnieren, da war er zwischen fünfzehn und achtzehn, einen Namen gemacht.« Lambertucci schaut Zustimmung heischend den Capitano an und zählt an den Fingern ab: »Beim Internationalen Schachturnier von Portoroz, in Mar del Plata, in Chile, und bei dem Kandidatenturnier in Jugoslawien, das war schon eine recht ordentliche Leistung ...«
    »Er hat gegen keinen der ganz Großen verloren«, ergänzt Tedesco.
    »Und das heißt?«, fragt Max.
    Der Capitano lächelt wie jemand, der weiß, wovon er redet.
    »Das heißt Petrosjan, Tal, Sokolow ... Die Besten der Welt. Seine höheren Weihen empfing er vor vier Jahren in Lausanne, wo er Tal und Fischer in einem Turnier zu zwanzig Partien geschlagen hat.«
    »Das sagt sich so leicht«, bekräftigt Lambertucci, der die Weinkaraffe geholt hat und Max’ Glas auffüllt.
    »Da waren die Allerbesten versammelt«, versetzt Tedesco, und sein einziges Auge wird schmal. »Und Keller hat sie alle mit links erledigt: zwölf gewonnene Partien und siebenmal Remis.«
    »Woran liegt es, dass er so gut ist?«
    Lambertucci sieht Max erstaunt an.
    »Hast du heute frei?«
    »Nicht nur heute. Mein Chef ist für ein paar Tage verreist.«
    »Dann iss mit uns. Es gibt Auberginen mit Parmesan, und ich habe einen Taurasi dazu, für den allein es sich schon lohnt zu bleiben.«
    »Ich danke dir. Aber ich habe noch zu tun.«
    »Das ist das erste Mal, dass du dich für Schach interessierst.«
    »Na ja, weißt du ...«, Max lächelt trübselig, das Glas an den Lippen. »Dieser Campanella-Preis und das alles. Fünfzigtausend Dollar sind ein Haufen Geld.«
    Tedesco schließt träumerisch sein Auge.
    »Das kann man wohl sagen. Wer würde die nicht gern einstreichen.«
    »Und warum ist Keller so gut?«, kommt Max auf seine Frage zurück.
    »Er ist sehr begabt und bestens trainiert«, antwortet Lambertucci. Dann zuckt er mit den Achseln und sieht den Capitano an, um ihm die Einzelheiten zu überlassen.
    »Er ist hartnäckig«, bestätigt der nachdenklich. »Als er anfing, haben die meisten sehr konservativ und defensiv gespielt, und damit hat Keller gründlich aufgeräumt. Er fiel durch seine spektakulären Angriffe auf, überraschende Figurenopfer, riskante Spielzüge.«
    »Und jetzt?«
    »Seinem Stil ist er treu geblieben: verwegen, brillant, atemberaubende Endspiele. Er spielt, als ob er überhaupt keine Furcht kennt, mit einem entsetzlichen Gleichmut. Manchmal wirken seine Züge ungenau, nachlässig, aber seinen Gegnern schwirrt der Kopf, so kompliziert sind die Positionen ... Er hat den Ehrgeiz, Weltmeister zu werden; und das Duell von Sorrent betrachtet man als eine Art Vorkampf zu dem, das in fünf Monaten in Dublin ausgetragen wird. So etwas wie eine Generalprobe.«
    »Schaut ihr euch die Partien an?«
    »Die Karten sind zu teuer. Das Vittoria ist nur für reiche Leute und Journalisten. Wir werden es im Radio oder im Fernsehen verfolgen.«
    »Und dieser Wettkampf ist wirklich so wichtig?«
    »Seit der Partie Reshevsky–Fischer 1961 ist keiner mit solcher Spannung erwartet worden«, erklärt Tedesco. »Sokolow ist ein Veteran, zäh und nervenstark, eher langweilig. Seine besten Partien enden meistens mit Remis. Er wird Die Russische Mauer genannt, stell dir mal vor. Jedenfalls geht es für beide um eine Menge. Geld, natürlich. Aber auch viel Politik.«
    Lambertucci lacht verdrossen auf.
    »Sokolow soll angeblich ein komplettes Appartementhaus beim Vittoria für sich und seine Leute gemietet haben, lauter Berater und KGB-Agenten.«
    »Was wisst ihr über

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