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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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wollte, dass sie hier blieb. Dort, wo sie wohl seiner Meinung nach hingehörte. Was er sicher nicht ahnte, war, dass es dafür zu spät war. Nie wieder würde sie die sein können, die sie einmal gewesen war. Nicht nach dieser Nacht.
    Ihr Herz pochte, als sie dem Schwarzen hinterhersah, der in diesem Moment erneut im Wald verschwand.
     
    *
     
    Ungestüm sprang Carras durchs Unterholz. Tausend Duftspuren umwehten seine feine Nase, jede einzelne offenbarte ihm eine eigene, geheime Geschichte des Waldes.
    Carras roch, dass hier unter der großen Fichte erst heute Morgen zwei Rothirsche für eine Hirschkuh die Geweihe ineinander gestoßen hatten. Kaum richtete er die Nase in eine andere Richtung, hatte er die beiden jungen Füchse vor Augen, die hier vor Stunden wild im Moos herumgebalgt hatten. Nur noch ein Dufthauch erinnerte an ein verirrtes Rebhuhn, auf das sich dort hinter dem Stein ein Wiesel gestürzt hatte.
    Kein Geheimnis blieb Carras verborgen, bei jedem Schritt erfuhr er mehr über das Leben hier im Unterholz, fühlte sich für diese eine Nacht als Entdecker, Raubtier, Abenteurer. Da, endlich, Serafins starker, vertrauter Duft zog ihm in die Nase. Der Anführer hatte viel zu lange gebraucht, um Fiona nach Hause zu bringen – diese Nacht gehörte doch den Wölfen!
    Schon hatte Serafin ihn eingeholt. Seite an Seite preschten sie vorwärts. An der Seite des großen, schwarzen Wolfes fühlte sich Carras unbesiegbar, geborgen und unvergleichlich stark. Er hätte vor Freude gelacht, doch in dieser Gestalt brachte er nur ein aufgeregtes Hecheln und ein hohes Fiepen zustande.
    Serafin sah ihn wissend an.
    Es war herrlich, mit dem Schwarzen zu jagen! Carras hielt die Nase in die Luft. Er wollte einen Leckerbissen aufstöbern. Serafin sollte stolz sein auf ihn! Doch was war das?
    Zwischen den Gerüchen der Waldtiere, Beeren und Pilze nahm Carras ganz plötzlich einen anderen Duft wahr. Unbekannt und doch vertraut; süß und herb, Mensch und Tier zugleich. Ein Werwolf! Nein, eine Werwölfin!
    Carras bremste, fuhr herum und blickte aufgeregt ins Geäst. Gerade noch sah er ein weißes Fell blitzartig zwischen den Bäumen verschwinden. Gebannt starrte er ins Dunkel; jäh preschte Serafin neben ihm, scheinbar wie vom Donner gerührt los, dem weißen Etwas hinterher.
    Schnell tat Carras es ihm gleich. Verzweifelt versuchte er mit dem Schwarzen Schritt zu halten. Ständig musste er den zurückschnellenden Zweigen ausweichen, die der rasende Wolf vor ihm zur Seite gerissen hatte. Fast schon hatte er ihn aus den Augen verloren, als Serafin abrupt stehen blieb. Carras schlidderte durch braunes Herbstlaub und staubige Erde, ehe auch er zum Stehen kam.
    Er schüttelte sich – und erschrak.
    Dort, auf dem steinigen, moosbewachsenen Hügel vor ihnen stand die Wölfin. Keuchend, ihr schmaler Brustkorb bebte, aber stolz und aufrecht blickte sie zu ihnen hinunter. Ihr glattes weißes Fell glänzte im hellen Mondschein noch stärker als ihre giftgrünen Augen.
    Tief sog Carras ihren intensiven, wohlriechenden Duft ein, der gleichwohl von einer langen, entbehrungsreichen Reise erzählte.
    Da schob sich Serafin schützend vor den jungen Wolf.
    Die Wölfin musterte die beiden Gefährten hoch erhobenen Hauptes. Erst als Serafin einen Schritt auf sie zumachen wollte, drehte sie sich um, stieß sich pfeilschnell vom steinigen Boden ab und verschwand hinter dem Hügel.
    Serafin jagte die moosigen Steine hinauf und entschwand mit einem mächtigen Satz Carras Blick.
    Erschöpft nahm auch er die Verfolgung wieder auf. Er hielt erschrocken inne, als der Hügel auf der anderen Seite steil in die Tiefe fiel. Rasch wich er zurück, als der Boden unter ihm zu bröckeln begann. Er wagte es nicht, sich mutig wie Serafin und die Fremde, dort hinunterzustürzen.
    Carras fiepte hilflos, während ein weißer und ein schwarzer Blitz in der Nacht verschwanden.
     
    *
     
    Fiona huschte wachsam und mit pochendem Herzen durchs düstere Unterholz.
    Obwohl sie den zarten Stoff eng am Körper zusammenraffte, verfing sich ihr Kleid immer wieder in den herabhängenden Zweigen.
    Die Garderobe, die ihr für diese besondere Nacht so überaus passend erschienen war, entpuppte sich alles andere als praktisch, um sich damit durch Wald und Buschwerk zu kämpfen. Doch galt das nicht für jedes der feinen Gewänder, die ihr Vater ihr geschickt hatte? Wer weiß, vielleicht wollte er seine Tochter mit all den empfindlichen Stoffen an das erinnern, was er ihr vor seiner

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