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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Messer angriffsbereit einem – bei längerer Betrachtung doch nicht ganz so bedrohlichen – Baumstamm entgegen, während der Vogel Richtung Dorf davonflog.
    Wütend schlug er sich auf die Brust, gegen die sein Herz hämmerte. Verdammt! Wenn er sich schon von einem blöden Vogel so erschrecken ließ …
    Warum musste er sie auch aus den Augen verlieren …?
    Heute, bei Vollmond, genau einen Monat, nachdem er den Wölfen das erste Mal begegnet war, hatte er Fionas Bestien bei ihrer Verwandlung beobachten wollen, um seine letzten Zweifel aus dem Weg zu räumen. Als er also langsam und – zugegebenermaßen – ein bisschen zögerlich zum Forsthaus geschlichen war, hatte er das Mädchen und die drei verdächtigen Kerle gerade noch aus der Ferne im Johannisforst verschwinden sehen. Erst hatte er ihnen auf der Stelle nachlaufen wollen, um sie nicht aus den Augen zu verlieren, aber dann hatte er sich gerade noch rechtzeitig daran erinnert, wie schnell diese Unmenschen ihn das letzte Mal bemerkt hatten, und war erst einmal ruhig stehen geblieben, ehe er behutsam und vorsichtig die Verfolgung aufnahm.
    So behutsam und vorsichtig, dass er sie bald schon aus den Augen verloren hatte …
    Doch so schnell würde er nicht aufgeben. Langsam und mit gespitzten Ohren, um auch das leiseste verdächtige Geräusch wahrzunehmen, drang er immer tiefer in den Wald vor. Am lautesten vernahm er dabei seinen rasenden Herzschlag. Doch er meinte auf einmal, noch einen anderen Laut wahrzunehmen. Hinter einem nahe gelegenen Hügel hörte er etwas, das so ähnlich klang wie … Schritte im Unterholz!
    Er musste Ruhe bewahren, durfte auf keinen Fall die Nerven verlieren.
    Auf Zehenspitzen schlich er den Hügel hinauf und blickte, hinter Farn verborgen, auf die mondbeschienene Ebene dahinter.
    Nichts war zu sehen.
    Er beugte sich noch ein kleines Stück weiter nach vorn, als er auf dem bröckligen Boden jäh den Halt verlor, den Hang hinunterschlitterte und mit dem Kopf voran in der aufgewirbelten Erde landete.
    Er hustete und rieb sich die schmerzende Stirn, als er trotz seiner tränenden Augen bemerkte, dass jemand vor ihm stand. Ruckartig riss er den Kopf nach oben und sah in die Augen von Nanna, der Kräuterfrau.
     
    *
     
    Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Einfach loszurennen, hin zu den Werwölfen …
    Bereits nach den ersten Schritten war das mehrstimmige Heulen einem bedrohlichen Grollen gewichen. Abrupt hielt sie inne. Die mächtigen Köpfe der Wölfe waren nicht mehr dem Mond, sondern ihr zugewandt. Eines der Tiere duckte sich und sprang mit einem gewaltigen Satz auf sie zu. Lex!
    Schon stand er vor ihr. Seine Flanken bebten, sein Fang war leicht geöffnet, sein Blick starr auf sie gerichtet. Vergebens versuchte Fiona, etwas Menschliches in seinen Augen zu lesen. Der Schwarze kam mit fletschenden Zähnen auf sie zu, ein tiefes Knurren drang aus seiner Kehle.
    Fiona presste die Augen zu. Das Maß war voll. Plötzlich spürte sie nur noch Angst, so große Angst, wie nie zuvor in ihrem Leben.
    Der eine Wolf musste den anderen jetzt erreicht haben, sie vernahm ein Drohen und Hecheln und schließlich das wütende Aufheulen des scheinbar Unterlegenen. Was war dort los? War sie vielleicht doch die Beute, um die es hier ging?
    Nein … So einfach würde sie es ihnen nicht machen!
    Trotzig öffnete sie die Augen und sah gerade noch, wie einer der Werwölfe über die Anhöhe verschwand. Es war nicht Serafin. Hatte der Schwarze Lex in seine Schranken verwiesen? Misstraute er ihm?
    Sie blickte sich um. Der Schwarze kam jetzt langsam auf sie zu.
    Fiona nahm all ihren Mut zusammen und begegnete seinem Blick. Sie standen sich eine Weile gebannt gegenüber. Das Mädchen und der Werwolf.
    Dann senkte Serafin seinen Rücken, legte sich einfach neben sie. Abwartend.
    Was sollte das nun wieder? Was wollte er?
    Der Schwarze wandte seinen gewaltigen Kopf und stupste sie auffordernd in die Seite. Schlagartig wusste sie, was zu tun war.
     
    *
     
    »Emerald? Großer Gott, was hast du hier zu suchen?«
    Ungläubig starrte die Alte auf den Jungen hinab.
    Schnell rappelte er sich auf.
    »Ach, du bist’s, Alte, und ich dachte schon …«, murmelte er noch ganz benommen.
    »Emerald, warum bist du hier?« Sie schüttelte den Kopf und fasste ihn mit ernstem Blick bei den Schultern. »Es ist gefährlich hier, du weißt nicht …«
    »Und ob ich das weiß!« Er stieß ihre Hand weg. »Wie lange willst du mich noch für dumm verkaufen? Ich fürchte

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