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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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Knochen knackten. Sie strich spielerisch über das Messer, das an ihrer wohlgeformten Hüfte befestigt war, und funkelte Lex für einen Moment mit ihren grünen Augen an. Dann lächelte sie wieder. »Ich komme sehr gut allein zurecht.«
    »Ja, dann …«, erwiderte er und räusperte sich. »Du bist also eine Rudellose wie wir?«
    Schlagartig wandte sich Neuschnee wieder zu Serafin.
    »Ach, Rudellose seid ihr …?«
    Wieder Eiseskälte. Wieder Stille.
    »Du sagst, du bist auf Reisen«, bemühte er sich erneut. »Wo soll’s denn hingehen, wenn ich fragen darf?«
    Er fuhr erschrocken zusammen, als Serafin ihn plötzlich am Kragen packte. »Merkst du nicht, dass du störst?«
    »Finger weg!«, schnauzte Lex. »Keine Ahnung, wo dein Problem liegt, Mann. Aber ich …«
    »He, beruhigt euch!«, versuchte Fiona zu schlichten, doch Serafin ließ erst von Lex ab, als Neuschnee aufstand und es sich neben Carras auf der Bank gemütlich machte. Sie schmiegte sich an den schlafenden Jungen.
    »Der Kleine hier macht es richtig. Es stört euch doch nicht, wenn ich hierbleibe und ein wenig entspanne?«
    Mit diesen Worten umschlang sie Carras und schloss friedlich die Augen.
    Serafin ballte die Faust. Er war leichenblass, als er seinen Stuhl zur Küchenbank zerrte, sich schwer darauf fallen ließ und Carras und die Fremde, scheinbar tief in sich versunken, anstarrte.
    Lex zuckte ratlos mit den Schultern, als Fiona ihn fragend ansah.
    Er hatte fürs Erste genug von Serafins Launen. Er war todmüde. Zum Teufel, es war der Tag nach der Mondtaufe! Da hatte er sich mühsam wachgehalten für die Schöne, stundenlang nach ihr gesucht und jetzt, wo sie tatsächlich hier war, tat Serafin nichts anderes, als die Stimmung zu vergiften. Wo immer das Problem zwischen Neuschnee und dem Leitwolf lag, die Hübsche hatte mit einem völlig recht. Es war höchste Zeit, zu schlafen.
    Entnervt marschierte er aus der Küche. Sein Körper brauchte Ruhe, so war’s nun mal nach der Verwandlung. Also kroch er in die Nische unter der Treppe nach oben, winkelte die Beine an, bettete den Kopf auf die Arme und schlief auf der Stelle ein.
     
    *
     
    Schwungvoll spritzte sich Bluter eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Er hatte herrlich geschlafen!
    Der hochgewachsene Wolfsmann, der sich an einer Quelle am Wegesrand wusch, die einem dreieckig geformten Felsen entsprang, konnte sich zwar nicht mehr an jede Einzelheit der letzten Nacht erinnern, doch er spürte in jedem Knochen die tiefe Zufriedenheit, die ihn nur erfüllte, wenn sich die Bestie in ihm vollkommen ausgetobt hatte. Das Blut dieses Kerls klebte noch immer an seinen Lippen. Genüsslich fuhr er mit der Zunge darüber. Es war eine verdammt gute Nacht gewesen.
    Der Schnitt an seiner Wange, der bei jeder Berührung mit dem kühlen Nass höllisch brannte – ein Abschiedsgeschenk des stinkenden Säufers, der ihm seine Flasche ins Gesicht geschleudert hatte -, war ein kleiner Wermutstropfen. Sei’s drum, Schmerzen dieser Art nahm der Wolfsmann nur zu gern in Kauf für den Spaß, in Menschendörfern zu töten.
    Teufel hatte der Mensch ihn in seinen letzten Atemzügen genannt. Bluter gefiel die Bezeichnung. Vielleicht sollte er dafür sorgen, dass dieser Beiname die Runde machte, Bluter, der Teuflische – klang das nicht eindrucksvoll?
    Hochzufrieden schöpfte er ein zweites Mal Wasser aus der Quelle, das er sich diesmal auch über sein kurzes, rostbraunes Haar rieb. Seit Jahren schon ließ er es kaum wachsen, wartete höchstens ein paar Monde, ehe er es wieder abrasierte, damit die Schwarze Sichel , das Stammeszeichen seines Rudels, das als Brandmal auf seinem Nacken prangte, für jeden weithin sichtbar war.
    Das Kainsmal, dieses besondere Rudelzeichen, war der Stolz eines jeden Wolfes.
    Oh, wie sehr er die Seinen vermisste! Er sehnte sich nach den Raubzügen, den großen Feiern auf der Rotburg und den Hetzjagden im Satorwald. Aber Alkarn, der einzig wahre Anführer, dem er bis zum Tod gehorchen wollte, hatte ihm nun einmal befohlen, Neuschnee auf ihrer entbehrungsreichen Reise zu begleiten.
    Mit ihrem einzigartigen Geruchssinn hatte sie endlich aufgespürt, wonach die beiden schon so lange suchten, Schattenklaue, diesen dreckigen Verräter. Und den Jungen. Doch anstatt ihm, Bluter, endlich seine lang ersehnte Rache zu gönnen, hatte die kalte Schöne ihn fortgeschickt. Sie hatte allein zu dem schiefen Forsthaus aufbrechen wollen, das oberhalb des Dorfes vor sich hinmoderte.
    Aber bald bin ich am

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