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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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bebender Brust auf der Türschwelle. Fionas Küche war verwüstet. Bluter, hielt ein Messer an Lex‘ Kehle. In einer Ecke hockte Carras und bebte am ganzen Körper.
    »Hände weg von meinen Brüdern!«, fuhr Serafin, krank vor Zorn, den Eindringling an.
    »Sieh einer an, Schattenklaue!«, grüßte Bluter ihn sanft wie ein schnurrender Kater. »Wie lange ist es her? Zehn Jahre? Du hast dir die Haare wachsen lassen. Steht dir nicht besonders!«
    »Was damals war, geht nur uns beide etwas an!«, zischte Serafin drohend. »Also nimm deine Hände von Lex!«
    Carras schob sich schluchzend hinter ihn.
    »’tschuldige, Leitwolf«, brachte Lex keuchend hervor.
    »Leitwolf …?«, wiederholte Bluter ungläubig. »Leitwolf!«
    Rasend vor Zorn schleuderte er Lex’ Kopf gegen die Wand, ließ dessen Körper achtlos zu Boden fallen und starrte Serafin, das Messer auf ihn gerichtet, in die Augen. »Du … Du wagst es, dich Leitwolf zu nennen? Hast du vergessen, wem du unterstehst, wem du auf immer die Treue geschworen hast?«
    »Alkarn, nur Alkarn allein …«, hörte sich Serafin jene Worte flüstern, die er damals, so oft, so laut, so voller Stolz in den Himmel gerufen hatte.
    »Wenn es so ist, lass uns kämpfen! Wolf gegen Wolf!«
    »Schweig!« Neuschnee trat wütend in das verwüstete Zimmer »Der Schwarze kommt mit uns, ohne Gegenwehr.« Sie schritt über zerbrochene Gläser und Schüsseln auf ihn zu. »Ist es nicht so, Schattenklaue?«
    Serafin fühlte, wie die alte Taubheit zurück in seinen Körper kroch, die alte Befehlshörigkeit. Die Last der Vergangenheit wog schwer, drückend schwer auf seinen Schultern, dass ihm jede Bewegung unmöglich schien. Hatte er wirklich geglaubt, er könne jenen Namen ablegen? War er wirklich so naiv gewesen?
    Mit ausgestreckten Armen stellte sich Carras vor ihn.
    »Lasst Serafin in Ruhe! Serafin bleibt hier!«
    Bluter lachte dreckig.
    »Dass ausgerechnet du nicht kapierst, was Sache ist, Kleiner, ist wirklich zum Schießen!«
    Flehentlich blickte Serafin Neuschnee an.
    »Lass den Jungen zufrieden«, befahl sie Bluter. »Dann kommt der Schwarze mit uns, ohne sich zu sträuben.«
    »Serafin! Was wird hier gespielt?«
    Gestützt an den Küchenschrank, richtete sich Lex ächzend auf und Carras starrte Serafin mit großen Augen an.
    »Lasst es gut sein … bitte! Wartet hier auf mich. Vertraut mir.«
    »Vertrauen?«, erklang schneidend Bluters Stimme. »Glaubst du wirklich, einer wie du verdient das?«
    Die Worte trafen Serafin ins Mark.
    Bluter lachte gellend, stürzte sich auf ihn, packte sein Haar – und riss es nach vorn. Serafin hatte sich nicht gewehrt. Sie sollten es sehen . Das Kainsmal in seinem Nacken.
    Serafin wagte es nicht, Carras ins Gesicht zu schauen.
    »Habt ihr es nun endlich begriffen?«, höhnte Bluter. »Der Schwarze wird mit uns gehen, ganz einfach weil wir drei – Neuschnee, er und meine Wenigkeit – sozusagen eine kleine, glückliche Familie sind! Denn wir alle sind Kinder der Sichel !«
    Bluter schien jedes seiner Worte genussvoll auszukosten.
    »A-aber. Du hast mich doch gerettet, als das Rudel meine Eltern …«, sagte Carras jetzt mit zitternder Stimme. »Du hast doch gegen sie gekämpft! Die Schwarze Sichel  … Du bist doch ihr Feind, Serafin!«
    »Lächerlich!«, herrschte Bluter den Wolfsjungen an. » Kleiner, hast du wirklich geglaubt, dein großer Held wäre zufällig vorbeispaziert an dem Tag, als wir deine Eltern überfielen …? Er hat sie doch erst aufgespürt! Dein geliebter Serafin …«
    »Genug!«, unterbrach ihn Neuschnee.
    »… ist in Wirklichkeit Schattenklaue, der beste Fährtenleser der Schwarzen Sichel !«, verkündete Bluter triumphierend.
    »Kein Wort mehr, es reicht!«, fuhr ihn Neuschnee an.
    »Bitte«, flehte Carras und wandte sich an Serafin. »Sag, dass er lügt! Lass dir nicht gefallen, dass der Kerl solche Lügen erzählt!«
    Seit Jahren hatte er es Carras sagen wollen, seit Jahren hatte er nichts mehr gefürchtet.
    Serafin sank vor dem Jungen auf die Knie und griff nach seiner geliebten Hand. »Bluter sagt die Wahrheit. Verzeih mir. Ich …« Mit einem markerschütternden Schrei stieß Carras ihn von sich, stolperte zurück und stürzte davon.
    Serafin starrte ins Leere. Wie aus der Ferne hörte er Neuschnees Stimme. »Wir brauchen ihn noch. Hol ihn.«
    Ein letztes Mal riss es ihn auf die Beine, nach vorn, mit letzter Kraft, vor die Feinde, um ihnen den Weg zu versperren.
    »Du hast es versprochen!«, sagte er zu

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