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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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deswegen die weite Reise gemacht hast, dann …«
    »Nein, das ist es nicht allein!«, unterbrach sie ihn mit zitternder Stimme. »Ich bin hier, weil ich will, dass du mit mir kommst! Kehr zurück zum Rudel, Schattenklaue!«
    »Also ist es mein Tod, den du willst.«
    Erschrocken presste sich Fiona an den Felsen.
    »Nein! Stell dich dem Hohen Gericht«, widersprach Neuschnee. »Hilf uns zu verstehen, warum du so plötzlich verschwunden bist! Vielleicht …«
    »Es wird keine Gnade für mich geben. Alkarn ist gut zu denen, die ihm folgen, doch er verzeiht seinen Feinden niemals«, entgegnete Serafin.
    Der Wind ließ die Zweige der Eiche erzittern.
    »Warum willst du Alkarns Feind sein? Warum hast du uns verraten? Hast du all das vergessen , was er für dich getan hat? Seine Ziele sind auch deine gewesen! Bedeuten wir dir wirklich gar nichts mehr?«
    »Das ist nicht wahr«, rief Serafin. »Ich habe mich immer danach gesehnt, mich euch, mich dir zu erklären … Aber da war …« Er zögerte.
    »Da war der Junge, für den du uns verraten hast!«, sagte sie in kaltem Zorn.
    »Lass Carras aus dem Spiel!«, beschwor er sie. »Ich werde mit dir gehen. Jetzt sofort. Bring mich zum Hohen Gericht! Ich will all meine Taten eingestehen. Aber versprich mir, dass du niemandem verrätst, dass der Junge noch am Leben ist!«
    Neuschnee wandte den Blick ab.
    Ungläubig starrte er sie an.
    »Neuschnee, warum …?«
    »Dafür … ist es zu spät …«, erklärte sie zögernd.
    »Was? Was soll das heißen?«
    Er packte die Wolfsfrau und rüttelte sie. »Neuschnee! Bist du nicht allein hier …?«
    Sie schüttelte unwillig den Kopf.
    »Wer?«, fuhr Serafin sie an. »Wer begleitet dich?«
    »Bluter«, sagte sie stockend. »Aber das hat nichts zu bedeuten. Ich habe ihm befohlen, dass …«
    »Weiß er es?«, schrie Serafin sie an. »Weiß er von dem Forsthaus?«
    »Er … er weiß es.«
    Serafin stieß die Frau von sich, wirbelte herum und raste an dem Felsen vorbei, hinter dem sich Fiona verbarg. Als sie sich nach ihm umdrehte, verschwand ein schwarzer Wolf in rasendem Tempo zwischen den Bäumen. Fiona sprang auf und wollte Serafin folgen.
    Da rannte Neuschnee an ihr vorüber und blickte sich fauchend nach Fiona um, wobei sich die ebenmäßigen Züge der Schönen zu einer tierischen Fratze verzogen. Schon jagte die weiße Wölfin ins Unterholz und verschwand.
    Fiona stützte sich auf den Felsen, blickte noch einmal zu der blutroten Eiche und rannte los.

    *
     
    Grummelnd versuchte Lex, das borstige Etwas von sich zu schieben, das ihn soeben aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen hatte. Verständnislos und mit verschlafenen Augen blinzelte er das fette Hängebauchschwein an, das doch bisher – und das war ihm nur recht gewesen – stets einen großen Bogen um ihn gemacht hatte. Nun aber presste sich Fionas Sau mit ganzer Körperkraft hinter Lex in die Treppennische. Wie kam die überhaupt hier rein?
    Da bemerkte er, dass die Haustür sperrangelweit aufstand. Aus der Küche klang eine Stimme.
    »Jungchen, ich frag dich noch einmal im Guten. Wo ist das Satorakt?«
    »Wer … Wer bist du? Lass mich los!«
    Eindeutig – das war Carras! Aber wer war der Kerl, der dem Jungen drohte? Lex war inzwischen hellwach. Er witterte und nahm den Geruch eines Fremden wahr. Leise, ganz leise, erhob er sich, schlich auf Zehenspitzen über den Flur und lugte vorsichtig in die Küche. Da stand ein Kerl mit rotbraunem, kurz geschorenem Haar und breiten Schultern. Bis auf eine auffällige samtblaue Weste war er in Lumpen gekleidet.
    Den Rücken Lex zugewandt, beugte sich der Bursche über die Küchenbank und stützte die Hände auf deren Lehne. Zwischen seinen Armen saß Carras.
    Und dann sah Lex etwas, das ihn erschaudern ließ.
    Kein Zweifel – das Kainsmal! Eine schwarze Mondsichel, deren haarfeine Spitzen sich fast berührten und einen dünnen Schlitz, gleich einem forschend zugekniffenen Auge, umfassten, prangte auf dem Nacken des Fremden. Lex wusste nur zu gut, was das zu bedeuten hatte. Jeder Wolf kannte das Zeichen. Die Schwarze Sichel!
    » I-ich weiß nicht, wovon du redest!«, rief Carras mit zitternder Stimme. »Ich hab‘ nichts getan! Ich …«
    »Du stinkst! Du stinkst nach deinen Eltern«, brüllte ihn der Fremde an.
    »Mei… Meine Eltern?«, stammelte Carras.
    Darauf bedacht, keinen Mucks von sich zu geben, pirschte sich Lex an den Fremden heran.
    »Eigentlich hat man mir befohlen, dich heil und ganz zu Alkarn zu bringen.

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