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Dreimond - Das verlorene Rudel

Dreimond - Das verlorene Rudel

Titel: Dreimond - Das verlorene Rudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viola L. Gabriel
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beizukommen, braucht es Köpfchen und davon …«, sie reckte ihr Kinn, »… habe ich mehr als genug.«
    »Ist bloß noch keinem aufgefallen«, murmelte Lex.
    »Jetzt lass den Spaß! Mir ist es ernst«, rief Fiona. »Ich werde euch auf jeden Fall begleiten!«
    Lex senkte die Stimme. »Mir ist es auch ernst, Kleine. Das ist nichts für dich. Das ist viel zu gefährlich. Und außerdem ist es nicht dein Problem!«
    »Nicht mein Problem? Von wegen!« Entschlossen suchte sie seinen Blick. »Wenn dir die Worte, die du am See an Carras gerichtet hast, nur ansatzweise ernst waren, müsstest du es besser wissen. Serafin hat auch mir geholfen. Auch ich will ihm das jetzt zurückzahlen. Darum müsst ihr mich mitnehmen.«
    »Sie hat recht«, rief Carras. »Ich will, dass sie uns begleitet.«
    Entsetzt starrte Lex den Jungen an. »Ihr seid wohl beide verrückt geworden!«
    Carras verschränkte die Arme. »Wenn sie nicht mitkommt, bleibe ich auch hier!«
    Dankbar lächelte sie dem Kleinen zu.
    Lex starrte fassungslos von ihr zu Carras. Hin und her. Immer wieder. Dann gab er sich stöhnend geschlagen. »Also schön, also gut, aber auf eure Verantwortung!«
    »Hand drauf?«, rief Fiona begeistert und streckte ihm sofort die ihre entgegen.
    »Aber nur, wenn du mit uns Schritt halten kannst …«, murmelte der Wolfsmann, bevor er einschlug.
    »Das werde ich!«, versprach sie hochzufrieden und hielt kurz inne. »Ihr wartet kurz, dann gehen wir los«, fügte sie bedeutend leiser an. »In Ordnung?«
    »Warten – worauf?«, knurrte Lex misstrauisch.
    »Ich muss noch mal ins Dorf …«, entgegnete sie kleinlaut.
    »Wie bitte? Sollen wir auch noch die alte Hexe mitnehmen?
    Und am besten noch das Schwein …?«
    Ärgerlich deutete er auf Desiree, die ihr Versteck unter der Treppe verlassen hatte, als Carras mit dem Proviant aufgetaucht war.
    »Ich muss Nanna doch zumindest Bescheid sagen!«, bettelte Fiona »Im Dorf kann ich mehr Proviant für uns besorgen!«, fügte sie eilig hinzu, als Lex den Kopf schüttelte. »Du hast doch selbst gesagt, es wird dauern, bis wir sie eingeholt haben. Da machen ein paar Minuten mehr doch nichts aus! Und überhaupt wird es ein kurzer Kampf werden, wenn wir bis dahin alle am Hungertuch nagen! Du wolltest Waffen – ja, vielleicht kann ich auch Waffen besorgen. Ich gehe nur kurz zu Nanna und …«
    »Schon gut, schon gut, spar dir die Luft. Wir geben dir eine Viertelstunde!«
    »Ehrlich? Danke, Lex!«
    Sie war schon bis zur Tür gerannt, als etwas sie erschrocken innehalten ließ. Zögernd drehte sie sich noch einmal um. »Ihr wartet doch auf mich … versprochen?«
    »Versprochen!«, meinte Carras und lächelte ihr zu.
    Lex zuckte mit den Achseln. »Solange du dort unten keine Wurzeln schlägst …«
    Fiona lächelte erleichtert. »Werde ich nicht! Bis gleich!« Dann rannte sie los.
     
    *
     
    Fiona war den ganzen Weg gerannt, doch jetzt, da sie zwischen den ersten Häusern angekommen war, lähmte ein seltsames Gefühl ihre Schritte. Auf dem Dorf lag eine drückende Stille. Warum war niemand zu sehen? Es war später Nachmittag, Feierabendzeit. Wo waren die Leute, die sich sonst auf dem Weg nach Hause auf der Straße trafen? Wo war das Leuchten der Lampen hinter den Fenstern, die nun allmählich angezündet werden mussten? Kein Licht. Kein Wort. Fiona hörte nur das Scharren der Schweine, als sie an Hermanns Gehege vorüberging. Weshalb waren die Tiere so unruhig? Hatten der Schweinehirt und sein Sohn vergessen, ihr Vieh zu füttern? Oder fürchteten sich die Tiere vor dem Nebel, der nun auch über Liebsteins Gassen kroch?
    Sie fröstelte und zwang sich, schneller zu gehen. Wer wusste schon, ob Lex wirklich warten würde.
    Zwei Männer kamen von einer der Gassen auf die Hauptstraße. Fiona nickte ihnen grüßend zu, war sie doch froh, überhaupt jemanden zu sehen. Die Männer starrten sie an, mit Augen so voller Angst, so voller Hass, dass Fiona wie vom Blitz getroffen stehen blieb. Einer der beiden rannte los, über den Dorfplatz zum alten Wirtshaus.
    Dort, und nur dort, brannte Licht.
     
    *
     
    »… und da habe ich gesehen – so verrückt es auch klingen mag –, wie Fiona auf einem riesigen, pechschwarzen Wolf durch die Dunkelheit ritt und ein schrilles Kreischen, nein vielmehr ein Lachen von sich gab …«
    Emerald stand mitten auf dem Tresen und erzählte einmal mehr von seinen haarsträubenden Abenteuern. Beinahe das ganze Dorf drängte sich in Kurts Kneipe. Die Leute hingen gebannt

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